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Fritz Endl / Fritz Endl Andere Über Mich /
Masterarbeit Von Thomash Schoiswohl


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.....................................Aus der MASTER THESIS ARBEIT
Master of Arts in Critical Studies - Akademie der bildenden Künste Wien

"Der Kameradschaftsbund ist keine Geschichtswerkstatt"
Zur Geschichte der Geschichtswerkstätten in Österreich

vorgelegt von: Mag art. Thomas Schoiswohl
Wien, Jänner 2014

"UNSER TRIESTERVIERTEL" IN FAVORITEN

Im Favoritner Triesterviertel arbeitet seit Jahrzehnten eine Gruppe engagierter Menschen rund um Helga Endl und FritzEndl an und mit Stadtteilgeschichte und begreifen diese Arbeit als umfangreiche Kulturarbeit. Sie organisieren lokale Diskussionsveranstaltungen im Viertel, behandeln die Baugeschichte (von frühen Industriebauten im Viertel), indem sie Spaziergänge durchführen und mit dem Titel "Orte erzählen" 1) Tafeln mit Hintergrundwissen an den Häusern anbringen. Zudem dokumentiert Fritz Endl die gesamte Entwicklung des Viertels, sammelt Interviews und Gespräche und engagiert sich in der Nachbarschaftshilfe.

"Mit Geschichtswerkstatt ja, verbinde ich einfach, dass man etwas erarbeitet, was mit der Geschichte zu tun hat. Das soll auch der Begriff, nehme ich an, suggerieren. Dass das nix Fertiges ist, sondern daran gearbeitet wird. Der Weg ist das Ziel, also das Produkt, einfach der Prozess ist. (...) Mir ist also in Erinnerung der Begriff Oral-History, das heißt also in dem Zusammenhang 'Grabe wo du stehst', das hat mich immer fasziniert (...) und das ist das was ich mache. Also das entspricht meiner Überzeugung. 2)"

In der Schule sei der Geschichtsunterricht abschreckend gewesen. Zahlen, Personen, Ereignisse und "alles was mich nix angeht" wollte und konnte er sich nicht merken. Erst später, als er Mathematiklehrer in Favoriten war, realisierte er, dass er sozusagen am anderen Ende des Seiles stehe und durchaus ein starkes Interesse an Geschichte aufbringe, dafür aber die persönliche Betroffenheit und den Kontakt zu Menschen benötige. Vor diesem Hintergrund begann Fritz Endl in den 80er Jahren Fotos zu sammeln und Häuserfassaden zu dokumentieren. Zudem hat er über die Jahre Materialien im Internet veröffentlicht und arbeitet derzeit an einem Online-Archiv.

"Wo man eben Material, das Menschen sonst wegwerfen würden, oder was die Erben wegwerfen würden oder wo es irgendwo verkommt, das rettet, auch in dem Sinne, dass es nicht verloren geht. Und das wird dann in dieser "Topothek", diesem online-Archiv, dargestellt. (...) Da können Fotomaterialien, Dokumente, da können auch Tonaufzeichnungen oder kurze Filme können dort präsentiert werden. 3)"

In den 1990er Jahren initiierte Fritz Endl ein Geschichteprojekt in Velm (Niederösterreich), wo er einen Garten besitzt und gerne Häuser zeichnete. Er begann mit einer kleineren Gruppe von Leuten eine kleine Dorfzeitung, in Form von Infoblättern heraus zu geben. Darin war von der Geschichte der Arbeit im ländlichen Raum die Sprache. Das Projekt entfaltete dann politische Konflikte in der Gegenwart, weil Ortspolitiker - einflussreiche Bauern - die Initiative als Einmischung von außen charakterisierten und nicht einverstanden damit waren, wie über ländliche Armut (und Reichtum) in dem Blatt geschrieben wurde.

"Das Armut-Reichtum-Problem. Wo sind die reichen Bauern jetzt, was waren die früher und die anderen Bauern sind immer weniger worden und die Reichen immer reicher. Es hat sich auch das gesellschaftliche, allgemeine Problem in so einem Ort wiedergespiegelt. (...) Und da habe ich gemerkt, dass da natürlich dann diese Sehnsucht oder dieses Bestreben, so eine Armut zu verstecken."

Er habe in seiner Recherche im Ort in Grundbücher Einsicht genommen und "gut informiert und recherchiert, was in so einem kleinen Ort ja möglich ist. Da in Wien ist das natürlich ein Problem. Aber ich habe meine Erfahrungen aus Velm zum Teil auch in Wien übertragen und übernommen." Ein weiterer Konfliktherd sei am Land die Beschäftigung mit ehemaligen Nazis gewesen, "das ist wie überall natürlich sehr haglich [heikel, Anm. d. Verf.], wenn dann nach dem Krieg die alten Nazi so tun, als ob nix gewesen wäre und sich wieder versuchen also ihre alten Positionen einzunehmen. Das habe ich dort viel näher erlebt als in Wien, wo das sehr anonym rennt." Er hat aufgrund der politischen Querelen das Zeitungs- Geschichte-Projekt aufgegeben.

Im Triesterviertel machen Helga und Fritz Endl mit einer kleinen Gruppe von Leuten und in loser Anbindung an die Gebietsbetreuung Favoriten und dem Bezirksmuseum Geschichtsarbeit. Sie veröffentlichen Grätzlblätter und dokumentieren den Wandel im Stadtteil. Und sie mischen sich da und dort in politische Prozesse ein!


Vgl.: 1) Dorf Wiki Online Community: Triesterviertel, online unter: (3. Jänner 2014).
2) Interview mit Fritz Endl, Wien August 2013.
3) Interview mit Fritz Endl, Wien August 2013.