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„Die Presse“ („Wien-Chronik“) 7.8.2011

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Von Eva Winroither

Eigeninitiative. „Das gibt meinem Leben wieder Sinn“
Fritz Endl ist Grätzlaktivist in Wien-Favoriten. Dort kümmert er sich um die Nachbarschaftshilfe und ärgert sich über Politiker.

Wenn ein durchschnittlicher Mensch in seinem Leben vielleicht hundert Ideen umgesetzt hat, so werden es im Leben von Fritz Endl sicherlich fünfhundert sein. Wie Seifenblasen scheinen sie aus seinem Kopf zu quellen. Und sieht der Mann mit den schlohweißen Haaren auch nur die geringste Chance eine davon umzusetzen, dann wird er dies auch tun. Trotz etwiger Widerstände – und die gibt es oft.

Denn Fritz Endl ist ein „Grätzlaktivist“ und gehört damit zu jenen Menschen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, ihr Lebensumfeld aktiv mitzugestalten. In seinem Fall ist dieses Umfeld das „Triesterviertel“ im zehnten Bezirk, dessen Name auf eine historische Bezeichnung des Gebietes rund um die Triesterstraße nahe Gudrunstraße zurückgeht. Seit gut zehn Jahren engagiert sich Endl in diesem Viertel, wobei es kaum einen Bereich gibt, den er in dieser Zeit nicht angetastet hat: Angefangen mit einer Selbsthilfegruppe für trauernde Eltern, initiierte er das Kulurprojekt „Orte erzählen“ und mietete ein Gassenlokal, aus dem er einen Grätzltreff machen wollte. Und das sind nur drei Beispiele von vielen. Nachzulesen ist sein Schaffen auch auf der Seite www.triesterviertel.at, über die sich die Menschen im Viertel online austauschen können.

„Mir geht es darum, Bewegung ins Grätzl zu bringen, und um die Vernetzung innerhalb der Nachbarschaft“, erklärt er seine Motivation. Wobei sein Engagement im Viertel vor allem persönliche Hintergründe hat. !985 starb sein Sohn im Alter von 14 Jahren an den Folgen eines Skiunfalls. Diese „persönliche Katastrophe“ habe es für ihn unmöglich gemacht, seinen Beruf als Hauptschullehrer weiter auszuüben, er beantragte Frühpensionierung. Seither ist das ehrenamtliche Engagement im Bezirk sein Lebensinhalt geworden: „Das gibt meinem Leben endlich wieder einen Sinn.“

Probleme mit den Parteien. Und die Nachbarn scheinen Endls Angebote auch immer wieder gerne anzunehmen: Sein größter Stolz ist zurzeit eine von ihm gegründete Kindergruppe, die sich seit einem Jahr jeden Dienstag regelmäßig trifft. „Dort spiele ich mit den Kindern, während die Mütter plaudern“, erzählt er.

Doch nicht überall stößt seine Tätigkeit im Bezirk auf große Begeisterung. Endl ist – obwohl er mehrere Jahrzehnte Mitglied der SPÖ war – parteiunabhängig. Und lebt das auch aus: Immer wieder macht er Projekte mit der ÖVP, ebenso wie mit der FPÖ. Denn die vielen Blau-Wähler im Bezirk könne er nicht ignorieren, sagt Endl, der sich selbst als „rot-grün“ bezeichnet. Dass er mit dieser Einstellung kaum auf politische Unterstützung bei der Weiterführung seiner Projekte hoffen kann, ärgert ihn. Denn schon oft seien Projekte an der Weiterfinanzierung gescheitert. Ans Aufhören denkt der 69-Jährige trotzdem nicht. Auch, wenn er immer wieder gegen Windmühlen zu kämpfen hätte. Denn langfristig soll sein Schaffen den Kindern im Viertel zugutekommen: „Das ist ja das Umfeld, in dem sie aufwachsen.“ Trotzdem wird er kommende Woche einen Protest gegen die Schließung der Post organisieren. Damit die alten Leute dort auch weiterhin ihr Geld abholen können. Er freut sich darauf: „Dann bin ich in meinem Element.“

(Text unter meinem Foto: Fritz Endl war Hauptschullehrer und ist jetzt „Grätzlaktivist“)