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Das Globale Dorf Und Die Globalen Doerfer


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Artikel für Sustainable Austria, 2022

Das Globale Dorf ....

Niemals zuvor in der Geschichte war Menschen mit eine solche Fülle von Informationen zugänglich wie heutzutage. Wir haben Einblicke und Eindrücke in Lebenslagen auf allen Kontinenten, wir sehen Bilder von glitzerndem Luxus und grenzenlosem Elend und verfolgen die Geschehnisse als wären sie in unserer Nachbarschaft. Sehnsüchte nach spektakulären Freuden und Entsetzen über den Ozean von Leiden - sie tun gleichermaßen weh und oft genug stellt sich anhand all dessen die Frage: was bewirkt es schon, was macht es für einen Unterschied, wenn ich mich für genau diese meine Nachbarschaft und ihr Gedeihen stark mache, wie das in den vorigen Beiträgen dieser Ausgabe von Sustainable Austria angeregt wurde? Liegen nicht die wahren Probleme der Welt woanders? Welchen Sinn hat lokales Engagement? Ist es nicht implizit elitär, luxuriös, gar chauvinistisch?

Ich bin gefragt worde auf diese Frage eine Antwort zu geben, weil ich seit vielen Jahren darauf beharre, dass tatsächlich ein neues Bewusstsein für das Lokale eine Lösung für viele Probleme der Welt mit sich bringen könnte. In gewisser Weise kann man die Analogie biologischen Organismus ziehen, der aus Zellen zusammengesetzt ist. Alle diese Zellen sind eine Einheit und doch arbeitet jede einzelne auch als ein System für sich. Viele "Krankheiten" im Planetaren Leben kommen aus der Vernachlässigung dieser lokalen Kreisläufe.

Umgekehrt heißt das, dass auch die wirklich wirksamste Heilung auf globaler Ebene die Summe von vielen vielen lokalen Prozessen ist. Nichts anderes bedeutet der Spruch "Think Global - Act Local". Wenn wir unsere Nachbarschaft, unser Dorf, unsere Gemeinde und unsere Region als stellvertretend für eine Zelle oder ein Zellgewebe in einer gesunden Erde sehen, und darauf hinarbeiten ein Beispiel zu geben, dann agieren wir nicht egoistisch, sondern tragen dazu bei, dass Modelle eines guten Lebens für alle entstehen. Dies hat tausend Facetten, was Emissionen, Abfälle, Ressourcen und so weiter betrifft. Unsere Hauptaufgabe wird sein, nach dem Vorbild der Natur regenerativ und dabei auch mit der Natur symbiotisch zu werden. Der Mensch muss wieder ein ernährender und pflegender Faktor in einem komplexen lokalen Kreislauf werden, und ist durchaus mit all seinen kreativen und vorausschauenden Qualitäten gefragt. Das ist der wachsende Konsens einer weltweiten Bewegung und vielleicht sogar der Kern eines neuen, multilokalen Weltbürgertums, in dem ein Mensch mehrere Heimaten haben kann, die aber allesamt ihre Qualität aus dieser gemeinsamen Hinwendung zu den lokalen Potentialen bekommen.

...und die Globalen Dörfer

Dabei ist mir ein Aspekt wichtig, den ich hier besonders erwähnen möchte. Die Coronakrise hat uns gezeigt, wie fragil und unwirtlich unsere städtischen Räume geworden sind, die im Wachstumswahn über alles menschliche Maß gewuchert sind, während die ländlichen Räume entleert und vernutzt wurden als Anhängsel der Städte. Zugleich wurden wir gezwungen uns wirklich lebenspraktisch mit den neuen Möglichkeiten der Vernetzung auseinanderzusetzen und viele Menschen sind sogar temporär aus den Städten geflüchtet. Mehr denn je sind Visionen für ein Wiedererblühen ländlicher Räume, über ein Zusammengehen der schwächer gewordenen traditionellen Dorfgemeinschaften mit Zugezogenen und die intelligente Vernetzung mit außen gefragt. Es geht nicht nur um das Gestalten regenerativer Kulturlandschaft, sondern auch um neue Dorfmitten, in denen Arbeitsplätze, Bildung und Lebendigkeit einkehren und die gestiegenen Potentiale des Lokalen Gestalt annehmen.


Zur Person

Franz Nahrada ist Soziologe, Zukunftsforscher und Vernetzer. Er war auch Hotelier, Softwareentwickler und Initiator von Veranstaltungen wie Global Village in Wien. Zuletzt initiierte er die DorfUni, ein Netzwerk für die Unterstützung ländlicher Lerngemeinschaften und Wissenszentren.