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wenig erfolgreich?

UweChristianPlachetka: ich habe eine Kritik an der pessimistischen Einschätzung des Dorfwikis von FranzNahrada: Ich sehe das bei weitem optimistischer: -> LandroverDesDatenhighways

MusterSprache

HelmutLeitner: Kommentar zu:

"Ein kollektiver Versuch einer "Mustersprache der Dorferneuerung" hingegen hat sich angesichts mangelnder Übereinstimmung in den Kriterien ("was ist ein Muster" = "was ist eine gute, erprobte oder vielversprechende Struktur die menschliche Aktivitäten nachhaltig und produktiv aufzunehmen vermag" nicht durchsetzen können."

Diese Sicht teile ich nicht. Erstens war es kein kollektiver Versuch, sondern ich habe alleine ein paar Dutzend Seiten zum Thema MusterSprache angelegt, die auch immer noch existieren, um eine methodische Aufarbeitung von Erfahrungen mit Hilfe der Mustermethode anzustarten, im Sinne eines "seed postings". Nachdem sich aber niemand an der Arbeit beteiligt oder zumindest interessiert gezeigt hat, habe ich meine Arbeit daran wieder eingestellt.

Muster sind Handlungsoptionen für autonome Akteure. Ein Muster ist ein "so könntest du es machen (aber auch anders)", also nicht Propaganda, sondern offene Formensammlungen. Wenn es anders verstanden wird, dann besteht die falsche Erwartung, dass die wichtigen und besten Muster zuerst entstehen bzw. niedergeschrieben werden, alle Probleme also schon gelöst sind. Das widerspricht der tatsächlich existierenden Forschungs- und Laborsituation.

Wenn als Muster wie MusterSprache/RegionalZeitung? oder MusterSprache/WeiblicheEbene entstehen, dann aus der Wahrnehmung einzelner über existierende Lösungen oder Probleme. Sie dienen dazu, das systematische Nachdenken über Optionen zu erleichtern, als Sammelorte für Erfahrungen. Es wäre sinnlos, jedem Ort eine "Regionalzeitung", oder eine Ausrichtung auf touristische Muster wie "Wanderwegenetz" oder "Aussichtspunkte", zu verschreiben. Es muss in das Gesamtgefüge passen. Betroffene müssen das aus der Sicht ihrer Bedürfnisse in aktueller Situation entscheiden.

Im übrigen habe ich eines Buch zum Thema Mustertheorie bzw. Mustersprache in Vorbereitung (soll im Herbst 2007 publiziert werden / [P.S. ist am 31.10. erschienen ]), um einen leichteren Einstieg in diese alternative Wissenschaftsmethode zu schaffen. Um nichts anderes geht es, um die systematische Sammlung und Nutzbarmachung von Entwicklungserfahrungen.

Fraktalität

Till Westermayer: Der Beitrag beginnt ja damit, dass nicht näher ausgeführt weren soll, was Fraktalität ist. Da ich das Konzept auch gerne verwende (z.B. um zu erklären, warum Praktiken aus Praktiken und Milieus aus Milieus bestehen) und zwar als reine Entlehnung aus der Informatik, würde mich doch interessieren, ob es eigentlich eine soziologische Debatte um dieses Konzept gibt, und wenn ja, wo.

FranzNahrada: Hallo Till und danke für den ersten Beitrag als Reaktion auf k@g. Zur Fraktalität: ich kenne derzeit noch keine soziologische Debatte, die dieses Konzept positiv aufnimmt. Baudrillard hat in der Fraktalität eine noch negativere soziale Existenzform gesehen als in der Entfremdung [1], der deutlichen Unterschiedenheit von Individuum und Gesellschaft. In der betriebswirtschaftlichen Debatte hat der Gedanke durch MCC (Micro Compact Var - http://www.mccsmart.com/) Eingang gefunden, die darin eine Fortführung des Gruppenprinzips in der Produktion sehen.

Die Fraktale sind autonome, dynamische und selbstähnliche Gebilde, die nach dem Prinzip der Selbstorganisation und Selbstoptimierung als eigenständige Unternehmenseinheiten agieren. Sie wirken an ihrer Entstehung, Veränderung und Auflösung aktiv mit und richten ihre Ziele an den generellen Unternehmenszielen aus. Die Fraktale stehen in einer Dienstleistungsbeziehung zueinander, d.h. sie verkaufen einander Leistungen. Es herrscht jedoch interner und externer Wettbewerb, da es jedem Fraktal offen steht, alternative Beziehungen einzugehen. Sie sind revolutionäre Systeme und unterliegen einem kontinuierlichen Entwicklungsprozess [2] Natürlich geht es hier um eine bestimmte soziale Organisation, den kapitalistischen Betrieb, und will man die erkenntnisreduzierende soziologische Abstraktion mitmachen dann müßte man ironisch sagen: zu wenig betont wird hier die lokale prozessuale Autonomie von Subsystemen; als die einzige mögliche Makrobeziehung erscheinen Konkurrenz und Kauf/Verkauf.

HelmutLeitner: Das Zitat ist etwas aus dem Zusammenhang gerissen, entstammt es doch einem Kapitel "Frakale Unternehmen". Hier wird nicht über Fraktalität im Allgemeinen, sondern im Grunde über das Phänomen der projektwirtschaftlich arbeitenden Unternehmen. Projekte, die sich potentiell in Subprojekte auflösen (so wie bei Bauprojekten üblich) haben bestimmte Merkmale der Fraktalität (wie etwa die Selbstähnlichkeit von Projektorganisation), stehen aber nicht stellvertretend für Fraktalität schlechthin.

Fraktalität kann vermutlich nicht rein soziologisch verstanden werden, weil sonst bestimmte Aspekte ("Zersplitterung der Gesellschaft") konstruktivistisch überbetont werden, andere Aspekte übersehen werden,sondern braucht einen ganzheitlichen Blickwinkel, der von der Physik bis zur Ökologie viele Bereiche einschließt. Ein Stück Urwald ist auf vielen Ebenen fraktaler als eine fraktaler Farn, etwa in der Strukturierung ökologischer Nischen oder Mikroklimata. Für mich sind neben der Selbstähnlichkeit und der Autonomie vor allem die Aspekte der Vielfalt/Lebendigkeit und der Unkontrollierbarkeit von Bedeutung. Ein Unternehmen wäre erst dann bezüglich ihres Projektwesens wirklich fraktal, wenn Mitarbeiter autonom wären in der Gründung von Projekten (und dabei nur allgemeinen gewissermaßen klimatischen Prinzipien verpflichtet). Eine Gesellschaft wird fraktaler, wenn mehr Menschen aus ihrer bisherigen zugeordneten Rolle heraustreten und sich lokal zum Mittelpunkt von etwas Neuem, Eigenständigem, selbst gestalteten, machen. Wenn es Muster für dieses Neue gibt, dann ist es die Vielfalt der Muster, die zur Qualität der Fraktalität (und Vitalität) beiträgt.