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Die Kleinste Universität Der Welt


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„OPEN-SOURCE-PROJEKTSKIZZE FÜR DIE WEITERARBEIT AM KB5

/Diskussion, verwandte Seiten: KB5, ZugangsUndLernOrte

DIE KLEINSTE UNIVERSITÄT DER WELT    

Inhaltsverzeichnis dieser Seite
DIE KLEINSTE UNIVERSITÄT DER WELT   
1 KONTEXT   
ENTWICKLUNG HIN ZU EINER WISSENSGESELLSCHAFT und WISSENSÖKONOMIE   
LEBENSLANGES LERNEN   
LEARNING LABS („REAL LIFE SCIENCE“)   
2 PERSÖNLICHE KURZANALYSE KB5   
3.PUZZLETEILCHEN IN RELEVANZ ZU KB5   
4 GESPRÄCHSPROTOKOLL KB5 - ZUKUNFTSENTWICKLUNGEN   
Eine kühne Vision ....   
.... die schon ein wenig real ist   
Universität, Freiheit der Wissenschaft und der staatliche Verwaltungsanspruch   
4 Prinzipien einer neuen Bildungsinstitution   
Themenfelder   
Anhang: Thesen zur Universität, die wir wirklich, wirklich wollen   

KB5 - PROTOTYP FÜR INNOVATIVE KULTUR- UND BILDUNGSFORMEN IM LÄNDLICHEN RAUM

„Ich glaube, dass der wichtigste Aspekt von Führung diese Fähigkeit ist, gemeinsam zu spüren, was auf die Welt gebracht werden will und es so hervorzubringen, wie es hervorgebracht werden will.“ Joseph JAWORSKI, Dialog on Leadership

Eine vorbereitende Skizze - sie wird initiiert von Florian Heiler, Jörg Matzer, Franz Nahrada und Franz Steinwender, versteht sich aber als Einladung zum Mitdenken.

1 KONTEXT    

ENTWICKLUNG HIN ZU EINER WISSENSGESELLSCHAFT und WISSENSÖKONOMIE    

....Und diese wird begleitet von einem 'fundamentalen Strukturwandel. Wissen und die Generierung von Wissen wird wie nie zuvor zum zentralen Faktor von räumlichen und sozioökonomischen Entwicklungen. Ein Prozess, der zu einer Informationsexplosion führte, die Halbwertszeiten von Informationen verkürzte sowie die Zugänglichkeit zu und Verbreitung von Wissen radikal erhöhte. Für ländliche Räume bieten sich im Zuge dieser Entwicklung neue Chancen, an Wissen zu gelangen und es in erfolgreiche Strategien umzusetzen.

Der Zukunftsforscher HORX (2005) spricht von ungeahnten Wachstumspotenzialen mit qualitätsvollen Jobs, wenn die Entwicklung zu einer Gesellschaft der „Wissens-Arbeiter“ gelingt, in der es gelingt den Wissenshunger zu stärken (Stichwort „Lebenslanges Lernen“). Auswirkungen auf, lokale und regionale räumliche sowie gesellschaftliche Entwicklungen sind vielfach und zeigen sich etwa in Form diverser formeller und informeller Netzwerkstrukturen und Clustern von wissensbasierten lokalen und regionalen Ökonomien.

Anmerkung Franz Nahrada: Vielleicht hat aber auch Frithjof Bergmann recht, der sagt, diese Entwicklung sprengt das Job-System

LEBENSLANGES LERNEN    

hier über Zeiterfordernis nachdenken!

Man könnte Angst bekommen im Sinne eines "Wahnsinn, da brauche ich ja so viel Zeit, um das zu Lernen!". Wahrscheinlich sollte man das anders sehen und einfach eine gewisse Zeit, z. B. 15% der Arbeitszeit, für die Weiterbildung, verwenden. Dann ist kehrt sich die Frage um: Wie verwende ich meine - die von mir festgelegte - Lernzeit am effizientesten?

LEARNING LABS („REAL LIFE SCIENCE“)    

“Wissenschaft und Bildung des Lebendigen/der Qualitäten”,

  • d.h. Ausrichtung auf Fragestellungen, Herausforderungen, Entwicklungschancen von Menschen und Gemeinschaften und Regionen
  • Zentraler Aspekt: „Mit-Initiieren“, d.h. neues sozio-kulturelles, dialogisch-generatives Grundverständnis von Lehrenden und Lernenden
  • Auf innovative, emergente, selbstorganisierte, regionsbasierte und unternehmende Wissensgemeinschaften fokussiert
2 PERSÖNLICHE KURZANALYSE KB5    

(von Florian Heiler )

Jeder Mensch, jede Firma, jede Institution hat eine Bestimmung. Was hier im KB5 bereits geleistet wurde und entstanden ist, ist in meinen Augen großartig. Ich habe immer das Gefühl gehabt, seit ich das erste Mal von dem Projekt gehört habe und es dann auch selber erlebt habe, dass etwas „Großes“ resp. Großartiges im Entstehen ist. Ich habe Euch und das meine ich wertschätzend, als „Geburtshelfer“ einer großen Idee kennen gelernt. Jetzt einmal angenommen, dass das was da auf die Welt kommen soll/kann etwas viel Visionäreres ist, als ihr vielleicht zu denken gewagt oder gehofft habt. Nur einmal angenommen…

KB5 hat eine natürliche Genese hinter sich und die Frage, die für mich spätestens seit dem Sommer 2005 (Netzwerktreffen Globale Dörfer) spürbar geworden ist, ist, wie es mit dem „natürlichen Prozess“ weitergehen kann. Für mich wurde sichtbar, dass das „KB5-Kind“ (Jörg Matzer) wachsen will und das im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten (Ressourcen, Organisation, Kapazitäten, etc.) nicht oder nur bedingt machbar ist. Wenn man beim Bild eines Kindes bleiben will, dann ist ein Kind eine „rohe“, ungeschliffene, nicht voll entwickelten Persönlichkeit und das ist KB5 in meinen Augen ebenfalls. Wenn ich einem Kind (ein Projekt, …) das Bestmögliche bieten will, dann helfe ich ihm am Besten, wenn ich seine sichtbaren und unsichtbaren Talente/Anlagen möglichst frei in ihrer Entwicklung unterstütze. Fragen: Wie kann das Haus seiner Bestimmung näher zugeführt werden? Wie können die Ressourcen und Potenziale des Hauses weiterentwickelt werden (Grund- und Erfolgsprinzip „transcend and include“)?

Aus meiner Sicht gibt es ein Paar Puzzlesteine, die noch u.U. ein viel größeres Zukunftsbild ergeben.

Bsp.: I-Phone-Präsentation (was es bedeutet, die emergenten Gelegenheitsstrukturen aufzugreifen, ohne gleich zu glauben oder vorzuhaben „den Markt zu hundert Prozent abzudecken“. Steve Jobs sagt klipp und klar: wir wollen ein Prozent Marktanteil, das wird für längere Zeit ein Minderheitenprogramm sein, aber enorm lebensfähig und zukunftsweisend. Auch ich sehe weniger als eine Konkurrenz zu Bildungsinstitutionen, sondern ein vollkommen unerfülltes bedürfnis, für das es keine Angebote und noch nicht mal einen Namen gibt)

3.PUZZLETEILCHEN IN RELEVANZ ZU KB5    

  • KB5 - Bildungs- und Kulturinstitution im ländlichen Raum (Montags-Uni, Theologie, Blended Learning, kultureller Treffpunkt, Neues Handwerk, …)
  • Lebendige, aktive und „aufstrebende“ Region (Vulkanland)
  • Bildungsräume, Infrastrukturen, Zimmer, etc.
  • Vision - „ich will hier studieren wenn ich alt bin“
  • Personen, Kontakte, Netzwerk, …
  • Globales Dorf, Open Source, Open Culture
  • Zukunftsthemen (Biodiversität, Bildungsformen im ländlichen Raum, Open Source, …)
  • Emergenter, unterstützender gesellschaftspolitischer Kontext (Bildungsdiskussion, Wissensgesellschaft, Lernende Regionen und Gemeinschaften, Lebenslanges Lernen, …)
4 GESPRÄCHSPROTOKOLL KB5 - ZUKUNFTSENTWICKLUNGEN    

August, November, Dezember 2006

FlorianHeiler (FH) spricht mit FranzSteinwender (FS)

Fragen, die diesem Dialog zugrunde liegen:

  • Was berührt mich an KB5 wirklich? Was verbindet sich mit mir wirklich tiefgehend?
  • Wenn KB5 ein lebendiges Wesen wäre und es könnte sprechen, was würde es uns sagen?
  • Was ist die Quelle, die es dem diesem sozialen Feld/Organismus erlaubt, sich zu entwickeln?
  • Was kann dieses Feld uns über unsere Zukunft sagen?
  • Was sind limitierende Faktoren, die das soziale Feld/den Organismus daran hindern sich gemäß der bisherigen natürlichen Dynamik weiterzuentwickeln?
Eine kühne Vision ....    

FH: Wieso kann man nicht, jetzt sprich ich mal eine Vision aus, wieso sagt man nicht, dass das KB5 die Universität oder das Forschungsinstitut ist, an dem das alles passiert. Zum Teil passiert es ja eh schon. Wieso ist nicht das KB5 das Forschungszentrum, die Universität (des ländlichen Raumes)?

FS Wir hätten ja die Möglichkeiten, das heißt die Räumlichkeiten, das steht offen. Die Seminarräume und so weiter. …

FH Wieso ist das KB5 Haus nicht der Fokus eines globalen Forschungsinstitutes, ein Laboratorium für Zukunftsentwicklung von Menschen, Gesellschaften und Räumen in ländlichen Räumen? Bleiben wir einmal bei dieser Idee. Wieso ist nicht das KB5 diese Universität und innovationsorientierte Bildungseinrichtung? Wieso ist nicht KB5 die zukunftsorientierte Bildungseinrichtung, die all das worüber wir dauernd reden, wohin unsere Sehnsüchte soweit sie geweckt sind gehen, die das alles als neuartiges Kultur- und Bildungszentrum im ländlichen Raum integriert: Nachhaltigkeit, lebenslanges Lernen, Studieren am Lande, Globales Dorf, Open Source, Biodiversität, Kooperation und Innovation, Qualifizierung von Menschen im Ländlichen Raum, Selbstorganisation und Dezentralität, …

FS Ich finde es natürlich faszinierend. Also von meiner Seite ist die Unterstützung da. Ich trage meinen Teil zur Unterstützung dieser Vision bei. So etwas zu spüren, zu solchen Visionen beizutragen, ich will ein Teil von diesen Visionen sein, aber konkret.

FH Hör mal wie das klingt: Die kleinste (aber feinste) Universität der Welt - KB5 !!

FS Das ist schon ziemlich hoch!

FH Ja, aber schau einmal was für Experten schon hier waren. Es gibt so viele Keime, die in diese Richtung weisen. So viele spontane Entwicklungen, die eingeläutet wurden durch den Mut und den Willen von euch allen hier etwas anderes, bewusst Neues entstehen zu lassen, dem ihr Platz gegeben habt und das in zwei Jahren, ich betone in zwei Jahren Entwicklungen erreicht hat, die sensationell, wegweisend, innovativ und faszinierend sind. Der Rektor ist da Jörg …

FS … er hat eh schon gesagt, dass ihm so etwas taugen würde. Statt Vereinsvorstand Universitätsvorstand.

FH Ich weiß, dass muss man sich erst einmal denken trauen. Wieso soll das nicht möglich sein?

FS Der Jörg träumt da jetzt sicher mit.

FH Die Grundvision die ich jetzt habe - ein Traum wäre, da ein Projekt aufbauend auf die vorhandenen Strukturen und Keime zu organisieren. Das wäre doch ein Traum, wenn man das irgendwie finanzieren könnte im Rahmen einer Struktur, die da geschaffen wird resp. geworden ist. Nicht wieder auf etwas Bestehendes in Graz oder wo zurückgreift (zum Beispiel eine „Seminarfirma“), sondern hier aus dem Haus und seiner Bestimmung heraus reift.

FS Ich glaube, dass der Narodoslawski und die anderen Größen ja nicht umsonst da her kommen und setzen sich in den Keller und machen Vorträge und versuchen da auch etwas mitzutun. Da sind schon so viele Elemente, die das schon zusammengekommen sind. Und wenn diese vielen Dinge und Professoren oder was auch immer - wenn die sich treffen würden und gemeinsam arbeiten und sehen würden, dass man da gemeinsam arbeiten kann, das wäre natürlich faszinierend. Großartig.

.... die schon ein wenig real ist    

FH; Stell dir das vor. Faszinierend. Universität klingt jetzt vielleicht ein bisschen übertrieben, aber es drückt aus, dass es sich um eine hochqualifizierende und wegweisende, ... Form der Bildung handelt. So ein Projekt kann ja ein Initial sein. Aus meiner Sicht muss so etwas hier sein. Es wäre keine natürliche Entwicklung wenn du so etwas jetzt in Wien oder in Altenmarkt oder irgendwo („auf der grünen Wiese“) einreichst oder wo auch immer. KB5 ist ja wirklich hier und aus dem Samen lokaler Bedürfnisse und wirklicher Menschen entstanden. Das war auch die Kraft die es nachhaltig getragen hat.

FS Das kann man ja wirklich wie du sagst, bei einer Einreichung, dass hat ja gerade den Wert das es hier so ist, weil sonst setzt du wieder etwas auf.

FH … dann ist es ja Bildung. Ihr habt euch ja in den letzten Jahren selber enorm weitergebildet. Der Bildungsaspekt, wo ihr euch ebenfalls gebildet habt durch das „doing by learning“ , wie das Jörg genannt hat. Es wäre so wie ich das jetzt sehe, etwas ganz Neues und hat nur bedingt mit dem was zu tun, was wir eine Universität nennen. Es wäre ein neues Modell der Bildung, ich habe jetzt noch nicht die klaren Worte, aber das Projekt und die Leute, die sich dort weiterbilden, bilden sich stark aus sich heraus und nicht von außen initiiert und verantwortet. Man schafft sich selber die Struktur und bringt sich zum Wachsen.

FS Das ist ein bisschen so wie das was du vorher von Güssing erzählt hast. Das ist jetzt fast ein offenes Universitätszentrum, wo die Leute von überall her hinkommen.

FH Die haben ein Hotel hingebaut. Da kommen in der Woche bis zu 300 Ökotouristen hin wegen dem Projekt. Überlege einmal mit mir, wieso kann das nicht eine Art Miniuniversität sein von der leitenden Idee. Pfeif auf die Idee einer Universität, die wir jetzt haben. Groß, alt, unflexibel, den hochqualifizierten Bildungsmarkt noch stark dominierend, aber zum Teil weg von der Praxis und den Problemen von Menschen, … Da gibt es die Universität Kirchbach und die Universität Haslach und die Universität irgendwas. Im Zentrum der Idee steht mit Möglichkeiten unserer Zeit Top-Bildung und Wissen in den Ländlichen Raum zu bringen, zu Themenbereichen, die die Menschen in dieser Region tangieren und beschäftigen.

FS Hat der Jörg das erzählt, wie der Franz Nahrada da in Kirchbach quasi die Uni unterrichtet hat? Und das als Beispiel wäre doch auch etwas. Musst du dir vorstellen, die Uni Graz ist dann auf uns zu gekommen und hat uns gefragt ob wir das nicht wieder einmal machen wollen. Da kommen sie, weil wir haben gar nicht gefragt. Aber da ist wieder die Sache: wir haben von unserem privaten Geld 2500 Euro hineingesteckt und du machst das einmal als gemeinsames Experiment. Aber jetzt, da war das schon einmal und man könnte anfangen das auf Dauer zu realisieren. Nicht als Spiel zu betrachten, sondern ein Teil von was Neuem ...dass da ein Dorf eine Uni unterrichtet ist ja schon passiert. Aber das ist genau jetzt, wo wir stehen. Wir können das alleine nicht mehr machen, und doch: wir haben schon etwas vorgelegt.

FH Es geht ja nicht nur darum Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen, etwa in dem ihr Teil einer Fernuni seit, sondern es eher so, dass das ein zum Teil virtuelles, zum Teil physisches Uniinstitut sein. Die Uni gibt es halt in dem Sinn nicht klassisch, sie ist irgendwo verortet in Graz, sondern eben hier, das KB5 ist eine kleine uni-artige Institution.

Universität, Freiheit der Wissenschaft und der staatliche Verwaltungsanspruch    

Es gibt ja ganz einen anderen Gedanken noch, von dem ich jetzt herkomme. Eine Inspirationsquelle die von Steiner ausgeht. Und er sagte zwar ein bisschen anders, aber im Prinzip wie ich es jetzt sage und wie es im Grunde auch in der Verfassung steht, „Wissen muss frei sein.“ Der Kultur- und Bildungsbereich muss frei sein, das heißt muss sich frei entfalten und entwickeln können. Das bedeutet u.a. er darf nicht staatlich kontrolliert oder vorgegeben sein, darf nicht wie das jetzt immer stärker wird von der Wirtschaft determiniert sein, sondern muss sich aus dem Geistleben des Menschen heraus frei entfalten können.

Es zeigen ja in der Geschichte der Menschheit viele schmerzhafte Epochen, was passiert wenn etwa der Staat vorgibt was man im übertragenen Sinn wissen darf und was nicht. Man denke etwa an den dogmatischen Wissenskanon im Mittelalter, wo es gar nicht möglich war sich als Individuum fortzubilden oder ganz extrem im Kommunismus oder Nationalsozialismus. Darin liegt eine große Gefahr und wie es jetzt durch das zunehmende Determinieren von Wissen und Wissensgenerierung durch die Wirtschaft ja ebenfalls bereits passiert.

Das heißt es muss sozusagen freigestellt sein, wie sich Wissen, Kreativität, Wissenschaft, etc. entwickelt und darf nicht vorgegeben sein von anderen Lebensbereichen wie Politik und Wirtschaft. Natürlich müssen derartige Bildungsangebote in einem „freien“ Markt einem natürlichen Wettbewerb ausgesetzt sein, aber der Zugang zu Förderungen und zum Anerkanntsein muss aufbauend auf gewissen Kriterien gegeben sein, so in etwa seine tiefe Einsicht in eine natürliche Entfaltung des Geistes- und Kulturlebens. Und als leitende Idee, als Prinzip zum Aufbau eines zeitgemäßen, entwicklungsorientierten, nachhaltigkeitsorientiertem, etc. Bildungssystem finde ich das schon einmal großartig.

Für mich ist das in Ansätzen schon hier im Haus real, in der kleinen und größeren Idee des Hauses angelegt, etwa in der Open Source Idee und Idee des Globalen Dorfes, das genau diesen Prinzipien der offenen, freien, kooperativen Wissensgenerierung folgt. Das hat für mich nämlich eine gewaltige Konsequenz und Entwicklungsmöglichkeit für ein derartig organisiertes Wissenssystem, der kleinsten Uni der Welt. Die Open Source-Idee nimmt es ja vorweg nämlich die freie, gemeinsame Entwicklung von Ideen, Projekten, die für die Gemeinschaft nützlich oder dienlich sind. Die die Monopole untergraben und den Keim einer anderen Kultur, nennen wir sie Open Culture, in sich tragen.

Ein entscheidendes und wegweisendes und für uns alle erst einzulernendes Prinzip ist, dass das soweit geht, dass du selber mitentwickelst, Teil des Generierungs- und Schöpfungsprozesses bist, egal ob du jetzt der Professor bist oder der Hacker oder sonst was. Das spielt keine Rolle. Jeder lehrt jeden! Übertragen auf ein Bildungssystem heißt das, dass das soweit geht, dass du als Lehrender und/oder als Lernender gemeinsam mitentwickelst, mitinitiierst was du lernen willst, was dir hilft, wonach dein persönlicher, beruflicher, gesellschaftlicher, regionaler Kontext ruft, sage ich jetzt einmal. Flexibel, äußerst schlank organisiert, dynamisch, vernetzt, hochgradig emergenzorientiert, kooperativ, kommunikativ, offen, generativ, usw. das sind Schlagworte einer solchen Bildungsinstitution.

Es gibt keinen fixen, auf Jahre hinaus festgelegten, vielleicht sogar staatlich festgelegten oder vorgegebenen Lehrplan. Sondern aufbauend auf Grundstrukturen und Lehreinheiten, die es gibt, ist ein Ziel, dass Akteure mitentwickeln, mitinitiieren was sie für ihren Bildungs- und Entwicklungsweg benötigen. Das ist ja zum Teil sehr unterschiedlich und kann ja in der Region x ganz anders sein als in der Region y.

Um was geht es im Kern? Um das arbeiten-mitinitiieren-studieren an den eigenen Lebensfragen und Lebensthemen!! Das ist natürlich - und das finde ich ja großartig- auch ein zutiefst persönlicher Lernprozess für Studierende, ich sage einmal sich mit sich, seinen eigenen Themen, Wünschen, Sehnsüchten, Ängsten, Eigenverantwortung, etc. zu beschäftigen.

Natürlich ist das jetzt nicht völlig chaotisch zu sehen, sondern du bist in den Themenstudien zusammengefasst in Gruppen von unterschiedlichen Akteuren - unterschiedliches Alter (Intergenerationell !!! Forderung der Nachhaltigkeit), Interdisziplinär (!!!!), Transdisziplinär (!!!), in Peer-Groups und absolvierst etwa eine Art Grundstudium und bekommst eine umfassende Bildung. Nicht nur Fachwissen, sondern unternehmerisches Wissen (Entrepreneurship und Innovation), das heißt Wissen, das befähigt Projekte zu entwickeln und umzusetzen. Du bekommst Bildung im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung und Entwicklung von Sozialkapital (Kommunikation, Moderation, …). Und die Weiterbildungen folgen dem Prinzip Wissen das wir wirklich, wirklich benötigen, also Wissensentwicklung und nicht oder weniger Wissensreproduktion:

4 Prinzipien einer neuen Bildungsinstitution    

Also Punkt 1 - Prinzip der Selbstverantwortung, Selbstorganisationsfähigkeiten von Menschen, Mitverantwortung und Mitinitiieren der Lernenden („Neue Einheit von Lehrenden und Lernenden“ - Beide Seiten sind in gewissem Maße Lernende und Lehrende; die Lernenden wissen selber zum Teil am besten resp. sollen das auch „lernen“, was sie benötigen resp. an was für Fragen sie arbeiten und lernen wollen);

Punkt 2 eben: Arbeiten an Themen und vor allem Fragen, die für die Akteure und die Region und die Gesellschaft dieser Region wichtig sind. Beispiele: Die Zukunft der Landwirtschaft hier in der Region.

Es macht doch keinen Sinn hier ein kleines akademisches Landwirtschaftsstudium anzubieten. Da frage ich mich schon: was bringt das einem Landwirt hier außer dem Titel. Aber es macht doch Sinn ausgehend von der für diese und andere Regionen zentralen Frage der Zukunft der Landwirtschaft zu arbeiten. Diese Antwort mit Verlaub wird mir nicht der Bauernbund, nicht die Landwirtschaftskammer oder das Landwirtschaftsministerium oder die WTO geben. Zumindest nicht in der Form die den Bauern hier wirklich hilft und die im Sinne einer Nachhaltigen Entwicklung ist (übrigens Prinzip 3!). Es macht doch Sinn einen Lehrgang zu initiieren, wo Grundwissen vermittelt wird, wo Top-Leute und auch Vordenker, vielleicht oder eben auch Querdenker geholt werden zu diesem Themenbereich oder via Videokonferenz zugeschaltet werden, von mir aus auch im Zuge von bestehenden Lehrveranstaltungen auf Universitäten. Es wir als nicht ein fertiger Wissenskanon vermittelt, sondern wirklich von den Studierenden mit den Lehren den erkundet, was können wir hier machen, was wäre eine für uns stimmige, zukunftsvolle Entwicklungsmöglichkeit im Themenbereich Landwirtschaft.

Und damit sind wir bei Punkt 4 oder Prinzip 4: Prototyping: Ziel ist es, dass Studierende selbst dann ein innovatives Projekt entwickeln und umsetzen, dass in die Richtung der angestrebten Wirklichkeit geht, mit der sie sich etwa im Laufe des Grundstudiums beschäftigt haben. Da habe ich mich z.B. mit Möglichkeiten der strukturellen Gestaltung eines solchen Studiums schon ein bisschen befasst. Sehr passend wäre da eine langjährig entwickelte soziale Technologie zur Generierung profunder Innovation. (U-Modell), (Prinzip 3, 4 oder 5: innovative, zukunftsorientierte Projekte in die Welt bringen. D.h. der Studierende bekommt nicht nur seinen Titel, sein Abschlusszeugnis, sondern er geht im Grunde mit einem konkreten, innovativen Projekt hinaus, das es in Ansätzen oder schon ausgereift gibt und das er mit anderen gemeinsam entwickelt hat. Damit hat er auch Partner in oder außerhalb der Region und wir haben auch wieder die Idee des Globalen Dorfes, einer Kooperationskultur, einer entgrenzenden Kultur- und Regionalentwicklungsform, der Open Source Idee, etc. drinnen!!!!)

Themenfelder    

Andere Themenfelder: ganz aktuell und zukunftsorientiert und ebenfalls passend in den Bereich Zukunftsfeld Landwirtschaft und dann eben vielleicht Teil oder visionäre Stoßrichtung einer Studiengruppe, nämlich die Bioversität. Stell dir das vor, Kirchbach ein Bildungszentrum für den ländlichen Raum, das es in der Form weltweit sicher nicht gibt. Fast schon ein System das Franchisequalitäten hat, also vom Prinzip her mit Hilfe der technologischen Kommunikationsmöglichkeiten weltweit einsetzbar ist. Und vor allem nicht technologisch fixiert ist, sondern wie es KB5 u.a. mit der Montagsuni wegeweisend vorlebt, als Instrument und unter Einbindung sozialer Begegnungsqualitäten, das heißt das Treffen und Kennenlernen von Akteuren, mit denen du sonst wahrscheinlich nie Kontakt hättest. Also ebenso das Hinuntergehen dann in den Keller und das Zusammensitzen und Weiterdiskutieren. Im Prinzip ist das Haus ja selber schon von seiner baulichen Umsetzung so eine kleine Uni der Zukunft wie wir sie hier andenken. Ganz klar nämlich.

Und der Jörg wird dann der Rektor, das wäre doch sehr sehr passend. Könnte ich mir wunderbar vorstellen.

Themen- und Studienbereiche gibt es ja in Zukunft viele: Beispiel demographischer Wandel, Alt sein in der Region, Lebensmodelle für die Generation 60plus, Landwirtschaft haben wir gehabt, Neue Arbeit und neues Handwerk, a al Bergmann und Axt, Open Source und Linux, Architektur und nachhaltige Regionalentwicklung, Bioversität, Religion und Spiritualität, neue Wirtschaftsformen („Entrepreneurship und Innovation“), Neue Bildung und -sformen, Energieversorgung der Zukunft, Verkehrssysteme, Gesundheitsvorsorge und Wellbeing (Lebensqualität), ….

Verstehst du, ich weiß das ist es ein bisschen viel auf einmal aber, eine Vernetzung und Entwicklung in diese Richtung wäre so was von bahnbrechend, dass es mich jetzt schon glücklich macht.

FS Ja, das ist wirklich gut, dass du als Lernender mitentwickelst was du lernst, was du lernen willst.

FH Ja, du bist Mitinitiator, dessen was du lernen willst und letztlich dessen was du in die Welt bringen willst. Natürlich gibt es eine Verantwortung der Lehrenden und des wissenschaftlichen und Bildungsbeirates so einer Institution, die den Rahmen und die Ausbildungsstrukturen legen. Aber du bist Mitinitiator, Mitveranwortlicher im Rahmen der Selbstorganisationsfähigkeit und -bestimmtheit der Lernenden. Es liegt ebenfalls in meiner Verantwortung für das was ich lernen will, für das was ich in die Welt bringen will, Mitverantwortung zu übernehmen und Wege zu entwickeln, dass dann auch umzusetzen (lernen). Natürlich kann dir ein Professor viel sagen, aber Wissen entwickelt sich derart schnell, tiefgehend und komplex und vielfältig, dass ein Professor das gar nicht mehr voll abdecken kann, wenn man ehrlich ist. Und wirklich gute Professoren stehen nicht draußen und erzählen dir dann wie die Welt funktioniert, sondern bieten Wege an und Möglichkeiten, diese Welt in ihrer Dynamik, Emergenz und Komplexität auch zu erkunden und vor allem stellen sie Fragen. Powerful questions, die aktivieren und öffnen, über Dinge, Entwicklungen zu reflektieren und an Orte, Situationen, Gesellschaften, kurz Kontexte angepasst Lösungen zu entwickeln. Natürlich kann mir ein Kapazunder Einblick in seinen Bereich und tiefgehende und inspirierte Zusammenhänge geben und ich kann sicherlich viel von so einem Menschen lernen, keine Frage. Aber wie die Welt heute in ihrer Komplexität funktioniert, dass kann er nur abbildhaft und reduziert, zum Glück sage ich, tun und vor allem nicht was die Lösung, der richtige Weg im konkreten Fall ist, dafür sind Orte, Menschen, Situationen, etc. zu verschieden, als das ich an General- und Rezeptlösungen glaube. Wäre ja auch schrecklich fad, wenn es so wäre, oder?

FS Gemeinsames Lernen und Entwickeln und nicht wie das früher üblich war, Frontalunterricht.

FH Sicherlich gibt es da jede Menge Detailfragen, wo mir gleich schwindlig wird, wenn ich daran zu denken anfange. Aber die grundsätzliche Idee der kleinsten Uni der Welt in dieser speziellen Richtung und Feinheit und im Sinne eines Lean Managements unter Verwendung der Global Village-Möglichkeiten und mit der Ausrichtung auf Wissen und Wissensgenerierung, die wir wirklich, wirklich brauchen und wollen hier in dieser Region, hier für diese Akteure, das fasziniert mich, das kribbelt richtig in mir.

FS Das ist ein Wahnsinn.

FH Keine Ahnung ob wir in Österreich schon so weit sind, aber vieles in der gesellschaftlichen Entwicklung deutet auf die Steigerung der Möglichkeit der Umsetzung einer solchen Idee. Und vor allem, die natürliche Entwicklungslinie hier im KB5 geht meiner Ansicht nach voll in diese Richtung. Es ist fast die einzig mögliche Entwicklungsrichtung vor allem vor dem Hintergrund der Fragestellung, wie es weiter gehen soll, ob die KB5 Idee auf eine neue (regionale) Ebene gehoben werden und verankert werden kann und wie man neue emergente, gesellschaftliche und innovative Gelegenheitsstrukturen nutzen kann, diese Entwicklung natürlich voran zu treiben. Vieles weist genau dahin, angefangen bei deiner und fast schon eurer geteilten Idee, hier einmal zu studieren, wenn du alt bist - warum so lange warten, würde der Jörg sagen; dass Jörg jetzt bereits hier studiert, wer hätte das vor zwei Jahren jemals für möglich gehalten? Die Montagsuni, die Theologiegeschichte, Open Source und Linux-Ausrichtung, die Seminarräume, die Gästezimmer, das Interesse der Leute, lebenslanges Lernen, die Wissensgesellschaft, der Keller, die Kontakte und Ressourcen, die sich in nur zwei Jahren entwickelt haben, das Vulkanland als eine ambitionierte Regionalentwicklung usw.

FS Heute schlafe ich sicher nicht gut, glaube ich. Das ist einfach gut. Dabei sein bei so einem Prozess, selber zu schauen wie du dich entwickelst und sich das Haus hier entwickelt hat. Das war für mich auch immer so spannend, wie ich das erste mal das Haus betreten habe, die alte Bruchbude, alles ist irgendwie gehängt, die alte Holzstiege. Ich kann mich noch erinnern, wie ich da heraufgekommen bin, da habe ich schon einen Schlüssel gehabt und bin öfters herauf gegangen am Abend und habe ich mir gedacht, jetzt stehst du da und die Baustelle und dieses Gefühl zu haben, was wird da werden und wie. Einfach so dieses mit zu wachsen. Die Philosophie, da einfach mit zu wachsen. Das selber erleben, das ist natürlich großartig und da kann man nur fragen, wer da mitmachen will.

FH Ihr habt ja auch gesagt die Kernthemen sind Bildung und Kultur. In der Idee ist alles in einer transzendierten Weise drinnen, die aber die Vorentwicklungen voll inkludiert. Es kann und da braucht man ja nicht in enormen Größen denken, es kann so eine Entwicklungsdimension annehmen. Diese Idee und darum ja auch bewusst als Gegensatz oder feine, zeitgemäße Erweiterung zu den bestehenden riesigen, alten und teils behäbigen Universitätsmaschinen - diese Idee ist klein, fein, sexy, innovativ, originell, subversiv, konstruktiv, kooperativ. Es geht ja bei Gott nicht um eine Uni im klassischen Sinne, sondern um eine kleines, dezentrales, flexibles, hochwertiges und stärkendes Bildungssystem.

Du hast das Prinzip der Netzwerkidee und der Dezentralität drinnen. Dadurch wird es stabil und nicht weil es so groß ist. Das heißt habe ich ein dezentrales Energieversorgungssystem, das heißt mehrere mehr oder weniger kleine Biomasseanlagen, dann ist es kein Problem wenn eine mal ausfällt, weil das Netz auf Kooperation aufgebaut ist und schnell die anderen Anlagen das kompensieren können. Und dieses Prinzip, das hier auch bei Euch technisch umgesetzt wird, kann ich doch auch am Bildungssektor sehen, gerade vor dem Hintergrund des Lebenslangen Lernens, wobei die Frage dazu ja nicht beantwortet ist, wie das auch konkret aussehen kann. Und das wäre eine kleine, feine, dezentrale, selbstorganisierte, … Antwort. Ein kleines regionales Bildungssystem, als Ergänzung zu bestehenden Systemen, das gerade durch diese Ausrichtung an Themen, die die Region bewegen, die für die Entwicklung der Region und ihrer Gesellschaft relevant sind, das flexibel ist, das aktionsorientiert und unternehmend ausgerichtet ist, usw.

Die kleinste Uni der Welt - gerade in dieser Kleinheit liegt der Charme und die Chance und die Beweglichkeit einer solchen weitgehend dematerialisierten Bildungseinrichtung, wo kein Megaverwaltungs- und institutionalisierter Apparat dahinter steht. Das aber unter Nutzung der gegenwärtigen Möglichkeiten sich die jeweils besten, qualitativ hochwertigsten und inspiriertesten und inspirierendsten Wissensimpulse hereinholt. Das könnte doch eine Chance sein, oder?

Es ist dann und das ist schon klar, denn so etwas gibt es weltweit glaube ich nicht, ein Prototyp und Lern-Lab, also wieder nichts Fertiges was in die Welt gebracht wird. Ein Prototyp eines Bildungssystems in der Wissens- und Netzwerkgesellschaft. Die Leute müssen ja gar nicht alle aus der Region hier sein, die können ja auch aus anderen Regionen kommen und man entwickelt dann E-learning und blended-learning basierte Infrastrukturen des Lernens, die die Anwesenheitspflicht reduzieren, aber natürlich nicht ersetzen können. Es ist heute möglich so etwas klein und leicht zu machen. Das geht erst heute.

FS Was du da jetzt gesagt hast, das finde ich gut. Diese dicken Mauern von diesen großen Uniinstitutionen, diese dicken Mauern zu öffnen mit dieser Fernlernuni. Nicht zu sagen, dieses Wissen zu verstecken und dann wieder nach außen zu geben und dann halt zu tun als ob sich das da drinnen gebildet hat. Wir wollen lebenslanges Lernen, das hörst du nicht umsonst ständig. Aber es wird im Grunde nirgends - vor allem am Land nicht - angeboten.

FH Mich beschäftigt das Thema was die Uni im 21. Jahrhundert sein kann schon länger. Und ein wichtiger Mentor und geschätzter Mensch, Jürg Minsch, hat einmal in einem Gespräch gemeint, vielleicht wird es ja nicht nur diese Unis geben, die wir kennen, sondern ebenso Private und andere Formen universitärer Einrichtungen im weiteren Sinne, die vielleicht viel leichter die notwendigen Entwicklungsschritte, die die Zeit einfach erfordert, zu tun, eben weil sie genau aus diesen Zeit- und Gesellschaftserfordernissen entstanden sind. Manchmal kommen mir die großen Unis schon vor wie Dinosaurier. Das ist jetzt keine Generalkritik an der Uni und ihrer besonderen Bedeutung in der Bewusstseinsgeschichte der Menschheit und ebenso heute, aber wir leben in einer Zeit der emergierenden Möglichkeiten, frei nach Karl Popper, und die Uni tut sich da sicher gelegentlich ein bisschen schwer mit Innovationen und Veränderungen, die auch getragen sind, aufgrund ihrer Tradition und Entwicklungsgeschichte.

Institutioneller Wandel von unten als ein zivilgesellschaftlich organisierter Prozess.

FS Stell dir vor, der Jörg glaub ich freut sich da, wenn er einmal auf seiner eigenen Uni studiert.

FH Schwer vorstellbar, aber was weiß man schon was heute möglich ist. Das ist für mich übrigens auch Regionalentwicklung.

FS Ich glaube, dass da Narodoslawski von der TU Graz und andere Leute da sicher dabei wären und Energie hergeben würden. Der wohnt zum Beispiel selber nicht weit weg. Den reizt es ja selber vielleicht da was zu tun und etwas in seiner eigenen Region zu verwirklichen. Dann ist er eben der erste oder einer der ersten „Regionsprofessoren“.

FH Und die Idee hebt sich zentral und fundamental von bestehenden und zum Teil gescheiterten Ideen einer Teleuni oder eines klassischen Bildungshauses ab.

FS Live vor Ort, für die Menschen und von den Menschen. Normal bekommst du ja Wissen vermittelt. Da kommt zum Beispiel etwas rein von einem Gespräch das ich letztens geführt habe mit einem Bekannten, wo wir so geredet haben, dass eben jetzt die Uni herkommt und wir uns freuen und dann hat er gesagt das ist toll, das es so etwas gibt und hat sich schon gewundert. Aber es wird halt nie eine Uni sein, weil du halt keine Labore hast oder so.

FH Die hast du ja, denn die Region selber ist das lebendige Laboratorium!

FS Siehst du, das ist genau das, er sagt dann eigentlich das was möglich wäre.

FH Ja, aber Menschen lernen hier nicht „totes“ Wissen oder anders formuliert geht es weniger um Wissensreproduktion sondern um Wissenserzeugung. Wissen wird nicht nur vermittelt sondern ein Standbein dieses Bildungssystems ist, dass Studierende unter Leitung von Kapazitäten ab einem gewissen Zeitpunkt in der Bildungszeit diesen Wissenserzeugungsteil und Projektentwicklungsteil absolvieren. Zum Beispiel, ein paar Leute wollen studieren resp. sich dahin gehend weiterentwickeln wie sie Biomasseenergieerzeugung und Energieautarkie vorantreiben und verwirklichen. Da gibt es natürlich Grundlagen, Theorie, Beispiele, etc. Aber dann kommt die Phase unter Begleitung von Fachleuten lebendige Prototypen, der intendierten Wirklichkeit zu initiieren. Vielleicht ist das ein kleines Biomasse-Heizkraftwerk, wo sie sich um die Planung, die Förderung, die Organisationsform, die Logistik der Biomasse kümmern und damit Wissen für sich und ihre Idee generieren. Doing by learning und learning by doing. Aber das Projekt ist nicht vorgegeben, das wird von den Lernenden auch selber „aufgespürt“. Und es ist für sie eben ein erstes lebendiges Lernprojekt, dass konkret ist, das umgesetzt ist, das sie dann befähigt darauf aufbauend weiter zu tun und den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen, aufbauend auf ersten Erfahrungen und hoffentlich ebenfalls auf ersten kleinen oder großen Erfolgen. Das bedeutet auch ein Stärken der Selbstorganisationsfähigkeit von Akteuren und lokalen Gemeinschaften. In der Region wird das Wissen, das benötigt wird unter zu Hilfenahme von externen Wissensquellen generiert. Und zwar spezifisch. Ziel ist somit Befähigung von Menschen, so dass sie Projekte, Prozesse und Wissen generieren, dass sie jetzt im Idealfall aber mit einem tiefergehenden Hintergrund als ich jetzt in zwei Worten darlegen kann ihrer eigenen Berufung/Bestimmung entgegenführt.

Ich muss sagen, was ich so die letzten Jahre teilweise an innovativen Entwicklungen gerade in ländlichen Räumen gesehen habe, lässt mich glauben, dass die Selbstorganisationsfähigkeit und Entwicklungsfähigkeit lokaler Akteursgemeinschaften zum Teil gewaltig ist. Und man bedenke, dass oft ein paar wenige aber voll engagierte Leute reichen um sprichwörtlich die Welt zu verändern. Das ist so, es niemals die breite Masse, die innovative Entwicklungen einleitet. Also kann es sein, dass derartig sich zum Teil selber oder im Zuge der angedachten Weiterbildungsmöglichkeiten weitergebildete Innovationsgemeinschaften signifikante Regionalentwicklungslinien in Gang setzen. Bestes nahe liegendes Beispiel Güssing.

Das ist auch ein Anspruch, Ziel, Prinzip oder wie immer wir es nennen wollen, das wir die Innovationsfähigkeit im ländlichen Raum erhöhen wollen. Denn der ist traditionell bedingt eher innovations- und veränderungsresistent resp. beharrlich.

FS Da habe ich bei dem Gespräch im ersten Moment auch nicht genau gewusst was ich sagen soll und sicher gibt es diese Dinge auch, aber dann fährt man halt alle zwei Wochen mal hinauf oder so. Aber hier ist es umgekehrt.

FH Sie pendeln in der Region, die fahren 10km in die Uni, kurze Wege.

FS Das ist dann mehr Uni, als irgendwo hinfahren…

FH … und die beschäftigen sich mit ihren Themen

FS … mit den eigenen Dingen.

FH Stell dir vor so was findet hier im KB5 statt. Kann man so etwas verwirklichen?

FS 100-prozentig. Da sind sicher der Ober und andere Leute interessant.

„Die Zukunft der Unis liegt jenseits ihrer heutigen organisationalen Grenzen: Universität entsteht dann, wenn WissenschafterInnen/ForscherInnen die Grenze zur Praxis überschreiten, um PrakterInnen zu helfen, neue Wirklichkeiten zu erzeugen und in die Welt zu bringen.“

Anhang: Thesen zur Universität, die wir wirklich, wirklich wollen    

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