In diesem Sinn, und vielleicht nicht nur in diesem, sind wir Opfer der Kultur. In Wahrheit ist aber der Mensch nur Mensch durch Kultur, indem seine Individualität sich dauerhaft mit der anderer verbindet, und eine Form dauerhafter, gemeinsamer Gestaltung annimmt.

Wenn es also einen Sinn in der erosiven Individuation gibt, die uns der Markt angetan hat und die wir doch - paradoxerweise - auch als Befreiung empfanden, dann der, dass wir zu unserer eigenen Kultur den Standpunkt des frei Gewählten einnehmen - oder eben eine neue schaffen müssen.

Damit aber verschwindet das Unbedingte, das die Menschen und die Kulturen im Lauf der Jahrhunderte und Jahrtausende voneinander abgegrenzt und gegeneiander aufgehetzt hat. Die anderen sind nicht mehr anders, sie haben lediglich eine andere Wahl getroffen, die wir gemeinsam respektieren und gestalten.

Wir wissen jetzt: Kulturen brauchen Räume. Wir wissen, dass sich mit dem Fortschritten unseres Wissens und Könnens diese Räume verkleinern und damit mulitiplizieren können. Wir wissen, dass jeder dieser Räume ein einzigartiges Produkt von Natur und Kultur ist. Und wir wissen noch etwas: wir können Kulturen aus unserer Individualität nicht nur neu schaffen, sondern sogar kreieren.

<VielfaltImRaum EndeDerGewalt>