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Coburg Meeting / Workshop Report E


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Zusammenfassung des Workshop E

"Financing, promotion and marketing of cultural work"

REPORT IN GERMAN

"Finanzierung, Förderung und Marketing von Kulturarbeit"
Impulsreferat: Dr. Malcher Unternehmensberatung, Köln

Rapporteuse: Gabriele Keller

Dieser Workshop hatte den größten Zulauf, besonders unter den lokalen Teilnehmern aus Coburg. Zu Beginn stellte Dr. Malcher 5 Thesen zur Diskussion, die im nachfolgenden Text zitiert und kommentiert werden.

These 1:

Die finanzielle Förderung von Kulturaktivitäten ("Goldene Zügel") als zentrales Steuerungselement der kommunalen Kulturpolitik hat in den letzten Jahren einen rapiden Bedeutungsverlust erfahren.=

Dazu wurde von den Teilnehmern eingewandt, dass der Begriff Bedeutungsverlust zu neutral erscheint, weil er konkret bedeutet, dass von Seiten der Öffentlichen Hand weniger Kapital zur Verfügung steht.

Albrecht Tauer, Leiter Kulturbüro Stadt Coburg: ein Abschied vom ""Gießkannen-Prinzip"" bedeutet, dass sorgfältiger mit den vorhandenen Mitteln umgegangen werden muß, besonders weil eine immer größer werdende Anzahl von Antragstellern auf immer weniger finanzielle Mittel zugreifen wollen.

Ein lokaler Teilnehmer, Dr. Mohm, Initiator der 2003 in Coburg geplanten deutsch-russischen Kulturtage, verwies auf die entscheidenden 10%, die eine Veranstaltung verhindern können.

Hier stellte Norbert Tessmer, 3. Bürgermeister Stadt Coburg den Teilnehmern die Coburger Besonderheit der "Niederfüllbacher Stiftung" vor, die auf den, aus dem Coburger Herzogshaus stammenden, ersten belgischen König Leopold zurückgeht und es in Coburg ermöglicht, jährlich zusätzliche 200.000 € für kulturelle Aktivitäten zur Verfügung zu stellen.


Ein Ergebnis dieser ersten These lautet: die "goldenen Zügel" müssen weitergegeben werden, ein Rollentausch ist sinnvoll bzw. notwendig.

Das Umdenken muß in die Richtung gehen, die Öffentliche Hand nicht als ersten Ansprechpartner bei der Finanzierungsplanung zu wählen, sondern als letzte Möglichkeit oder "Retter", der durch Bereitstellung der ""entscheidenden 10%"" die Durchführung der Veranstaltung ermöglicht und/oder (je nach Stellenwert) gewährleistet.


These 2:

Kommune und Kulturszene müssen ihre teilweise vorhandenen Berührungsängste gegenüber privaten Kultursponsoren abbauen, hier gibt es noch ein erhebliches finanzielles Potential.

Hier wurde als erstes auf das klassische Mäzenatentum als Bestandteil einer traditionellen Unternehmenskultur verwiesen - übergreifend auf These 1.

Dr. Malcher`s Beispiel: Kunstausstellung und Vernissage im Autohaus. Warum nicht?

Engelbert Schmitz, Leiter Kulturbüro Rhein-Ruhr-Kreis, stellte den Kulturpaten der Stadt Köln vor. Unternehmen "adoptieren" Künstler, Veranstaltungen oder Vereine, deren kulturelle Aktivitäten der Corporate Identity des Unternehmens entsprechen und integrieren das Siegel der Kulturpatenschaft für einen bestimmten Zeitraum in das Corporate Design des Unternehmens als äußeres Zeichen ihres Engagements.

Werbeaktivitäten weiter streuen, z. B. bei überregional wirkenden Großveranstaltungen an ESP (Europäische Sponsoring Partner) wenden: Synergieeffekt!

Produktsponsoring - Coburger Beispiel: ortsansässige Unternehmen unterstützen das "Produkt" Landestheater Coburg durch finanzielle Mittel, tragen damit zur Erhaltung des Landestheaters bei und erhöhen die Attraktivität des Wirtschaftsstandpunktes Coburg für ihre Mitarbeiter.

Die "Produkte" können auch in jedem anderen Bereich der Kulturarbeit zu finden sein, z. B. Unternehmen sponsorn Konzerte, Einzelausstellungen Bildender Künstler, Autorenlesungen, Atelier, Verein usw. um sich im entsprechend positivem Licht darzustellen.

Im Hinblick auf das erhebliche finanzielle Potential sieht Dr. Malcher im "Fundraising" als Geschäftsidee auch die Möglichkeit zur Gründung einer "Ich-AG".

And last but not least gingen die Teilnehmeer auf den Begriff Kulturverständnis ein: Kultur ist alles und steht an erster Stelle. Kultur beschreibt die Grundlage unseres Lebens und äußert sich nicht nur in großen historischen Bau- und Kunstwerken, sondern wirkt als ständige Weiterentwicklung in alle Bereiche unseres alltäglichen Lebens z. B. als Ess-, Wohn- oder Unternehmenskultur. Der wirtschaftliche Aspekt ist dieser "Lebenskultur" untergeordnet und dient als deren Sicherung.


"Berührungsängste gibt es nicht nur auf Seiten der Kunst, die eine Einflußnahme auf das künstlerische Schaffen fürchtet, sondern auch auf Seiten der privaten Kultursponsoren. Bei großen, überregional wirkenden Kulturereignissen bringt eine Sponsoring Partnerschaft einen großen Werbeeffekt und damit Prestigegewinn. Das könnte bedeuten, dass sich potentielle private Sponsoren auf wenige, seltene Top-Events stürzen und alle weiteren Kulturschaffenden zu kurz kommen und sogenannte Nischenprodukte ganz wegfallen. Die Vielfalt des kulturellen Angebots stellt den Reichtum einer Gesellschaft dar und muss als solcher erhalten werden."


These 3:

Die Kommunen sollten zukünftig weniger Kultur produzieren/finanzieren, sondern sich auf die Bereitstellung der geeigneten Rahmenbedingungen dür private Kulturschaffende konzentrieren. Dazu gehört vor allem eine geeignete kulturelle Infrastruktur.

Die lokalen Teilnehmer, besonders aus den Vereinen, sprachen die Problematik der Terminabstimmung an und sehen in dem zukünftigen "Kulturportal Coburg" einen möglichen Lösungsansatz.

These 4:

Noch geht viel finanzielles und kreatives Potential im Kulturbereich durch eine mangelnde Kooperation zwischen Kulturanbietern und Kommunen verloren. Die Eitelkeiten, die dabei häufig eine Rolle spielen, müssen überwunden werden.

Dadurch, dass die Mehrzahl der Teilnehmer dieses Workshops aus Coburg waren, gibt es hierzu Beispiele, wie gut die Zusammenarbeit der einzelnen Kulturakteure in Coburg bereits eingespielt ist. Albrecht Tauer zählte die Beispiele auf:

I:

"650 Jahre Wettiner Herrschaft im Coburger Land", 2003 Die Feierlichkeiten dieser Jubiläumsveranstaltung, einschließlich Mittelalter-Festival, wurden durch die Kooperation von 21 Vereinen ermöglicht und deckten einen Veranstaltungszeitraum von Mai - September 2003 ab.

II:

Die Veranstaltungsreihe "Coburg Liest", 4.- 8.Mai 2004, im Rahmen der Literaturlandschaften Bayerns, bilden eine Zusammenarbeit der Stadtbücherei, der Landesbibliothek, Buchhandlung Riemann, Literaturkreis und Volkshochschule Coburg. ( http://www.coburgliest.de/uebersicht.htm)

III.

Eine IT-Messe 2004, die durch Zusammenarbeit der örtlichen IT-Anbieter, dem Design-Zentrum und der Fachhochschule Coburg ermöglicht wird.

IV:

Aktionstage "Coburg spielt", 22. Mai 2004 Zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben sich bereits 68 verschiedene Vereine, Institutionen, Kulturträger und Kulturschaffende zusammengefunden, die Coburg in ein einziges, großes Spielfeld verwandeln werden.

V:

Norbert Tessmer fügte außerdem an, dass es Überlegungen zur Gründung einer Bürgerstiftung gibt.

Fazit von Dr. Malcher:Coburg macht Schule

These5:

Marketing von Kulturarbeit sollte in erster Linie beim Binnenmarketing gegenüber den Bürgern und Institutionen vor Ort ansetzen.

Auf Coburg bezogen bedeutet das, den "Kulturraum Coburg" zu sehen, der ein weitaus größeres Einzugsgebiet umfaßt, als Stadt und Landkreis Coburg. Eine hohe Erwartung wird hier von Seiten der Beteiligten in das "Kulturportal Coburg" gesetzt.


Persönlich erhoffe ich mir, dass die Inhalte der im Kulturportal vorgestellten Veranstaltungen hinsichtlich ihrer künstlerischen Bedeutung transparent gemacht werden.

Beispiel:

Kunstverein Coburg, 12.6.-15.8.2004,

Ausstellung: POSITIONEN-DEPOSITIONEN

Prof. Volker Stelzmann, Berlin: Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafik und Künstlerbücher.

Dazu wünsche ich mir bereits bei Veröffentlichung des Ausstellungstermin links nicht nur zur homepage des Künstlers, sondern z.b. zu bisherigen Veröffentlichungen der überregionalen Presse und internationalen Kunstpresse oder Hinweise auf eine mögliche Filmberichterstattung. Für mich werden die Werke eines Künstlers umso interessanter je mehr ich über das Schaffen des Künstlers weiß. Ein Stöbern im Kulturportal und surfen in den verschiedenen linkskann neues Interesse wecken und damit den Zulauf vergrößern. Ein weiterer Reiz liegt in der fachlich kompetenten Reflektion der Veranstaltungen, die neugierig machen kann auf die verpaßte Gelegenheit und damit nachfolgenden Ereignissen eine größere Aufmerksamkeit bescheren könnte."