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Kleinstädte – auch wenn sie sich bisher einer Definition entzogen haben und nach wie vor keine Lobby für sie eintritt – sind jedem bekannt und sie sind ein wesentlicher Teil unserer Kultur und europäischer Identität.

Die meisten von ihnen sind historische Kleinstädte und ihre Geschichte reicht oft bis weit in das Mittelalter zurück oder sogar darüber hinaus. Sie sind die kleinen Hauptstädte ihrer Region und oft Bezirkshauptstädte, größere Marktflecken, Sitze von Burgen und Stiften manchmal auch von Industrien und haben einen reichen Schatz an historischer und oft spektakulärer Bausubstanz. Nur wenige Kleinstädte sind Neugründung und eher dörflichen Charakters.

Was sie von Dörfern unterscheidet ist nicht nur ihre Einwohnerzahl, sondern hauptsächlich ihre Bausubstanz und Struktur und findet sich in der Auflistung der Gegenüberstellung von Dorf und Kleinstadt.

Wurde bisher der "ländliche Raum" in dieser Hinsicht sehr undifferenziert betrachtet, gibt es neuerdings einen Fortschritt: waren vor 10 Jahren die Niederösterreichische Dorf- und Stadterneuerung – ohne die Kleinstadt wörtlich anzusprechen – oder das "1. Mitteleuropäische Kleinstadtsymposion, Murau 1998" (siehe u.a. "Charta von Murau") singuläre Pioniertaten, so sind Kleinstadtveranstaltungen seither quer durch Europa von England bis Rußland anzutreffen.

Nicht zuletzt widmet sich das europäische Netzwerk ECOVAST , das den Begriff "Kleinstadt" im Titel trägt, schwerpunkthaft diesem europäischen Thema. Auch gibt es bereits einige europäische Städtenetzwerke – wiederum ohne den Begriff Kleinstadt zu verwenden -, wie z.B. Douce Large, Walled Towns, RECEVIN und andere.

Die (historischen) Kleinstädte haben im ländlichen Europa Anteil am "Städte – und Kultur-tourismus" und sind, auch wenn sie sich dem allgemeinen Bevölkerungsschwund des ländlichen Europa nicht ganz entziehen können, "Motoren" des ländlichen Raumes.

Von besonderem Interesse ist das Verhältnis der Kleinstädte zu den modernen Entwicklungen der elektronischen Informationstechnologie und der Globalisierung. Das zweite Kleinstadt-Symposion, Waidhofen a.d. Ybbs, 2002, widmete sich schwerpunkthaft diesem Thema. (siehe auch unten den Beitrag von Franz Nahrada)

Inzwischen hat in der historischen Kleinstadt Retz, 2005, das dritte Symposion stattgefunden. Dabei kam die Initiative aus England und es wurde den "ländlichen Kleinstädten und Markt-flecken" und ihrem Hinterland" gewidmet. Dabei wurde wieder einmal betont, dass die länd-lichen Räume und Landschaften Europas mit ihren Kleinstädten und Dörfern eine untrennbare Einheit bilden; dies, für die Meisten einen Selbstverständlichkeit, ist dennoch wichtig zu be-tonen, da es Länder gibt, die Kleinstädte nicht als Teil des ländlichen Raumes sehen.

Zunehmendes Interesse an der Kleinstadtthematik zeigt sich in zentral- und osteuropäischen Ländern und eines der nächsten Kleinstadtsymposien wird in diesem Raum geplant.

Wer immer sich an der Weiterentwicklung dieses wichtigen und breitgefächerten Themenbe-reiches interessiert, möge sich bei ECOVAST Austria, Mailadresse a.spiegler(AT)reflex.at melden oder auf der Diskussionsseite einen Vermerk hinterlassen..

Arthur Spiegler, Nov. 05

Diskussion

FranzNahrada: Als im Jahr 1998 Arthur Spiegler zum ersten Mitteleuropäischen Kleinstadtsymposium nach Murau einlud und ich dort eines der allerersten telematischen Bürgerkommunikationssysteme ("Municipia") vorstellen sollte, war mir die Bedeutung des Themas noch nicht wirklich voll bewußt, obwohl ich mich schon über Jahre mit der Frage ländlicher Telematik beschäftigt hatte.

"Ländlicher Raum" ist für viele Menschen ein Abstraktum, das primär mit dörflichen oder landwirtschaftlichen Klischees verbunden wird. Und ich merkte daß ich auch nicht frei war von diesen Klischees. Daß die Funktion von Regionen in hohem Maß von recht spannenden und starken urbanen Mikrokernen abhängt, die durch die Jahrhunderte sich immer neu den jeweiligen Gegebenheiten angepaßt haben, aber immer ein Bindeglied zwischen globaler Kultur und regionalen Erfordernissen darstellen, wurde auch mir erst durch die Auseinandersetzung mit diesem eigentlich extrem vernachlässigten Gegenstand bewußt.

In der Politik, in der Strukturförderung, in der Wissenschaft fällt die Kleinstadt immer an den Rand des Interesses; im tatsächlichen Leben der Regionen nimmt sie hingegen eine weit zentralere Rolle ein. Die derzeitige massive Funktionsverlagerung der Warenlogistik an die Stadtränder und shopping malls, die ungebrochen weiterwirkende Dominanz des Automobils als Mobilitätsfaktor Nummer eins in ländlichen Räumen, die Infragestellung traditioneller Wirtschaftsstandorte im Zuge gesteigerter Mobilität des globalen Kapitals - sie alle ersetzen nicht die Funktion der Kleinstädte als kulturellen Zentren regionaler Kooperation. Die Frage, ob diese traditionelle Rolle der Kleinstädte sich durch einen neuen technologischen Schub regenerieren kann schien uns ertragreich genug für die zweite Ausgabe des Kleinstadtsymposiums in Waidhofen 1998.

Gerade in einer Zeit, in der die letzten "naiven" Hoffnungen in eine Eigendynamik technologischer Innovationen verschwunden sind, was auch bedeutet, daß die Experimente in ländlicher Telematik in ihrer ursprünglichen Anlage gescheitert sind, wird zunehmend klar, daß wirklich zukunftsfähige Lösungen nur aus einer Interaktion zwischen Technik und sozialen Bedürfnissen, Strukturen und Traditionen entstehen können. Umgekehrt sind auch Versuche einer Bewahrung der Schönheit und Eigenart des ländlichen Raumes zum Scheitern verurteilt, wenn dahinter nicht eine lebendige und zukunftsgerichtete Dynamik steht. Was lag also näher, als beide Ansätze zusammenzubringen und zu fragen, welche Visionen für die Zukunft des ländlichen Raumes aus einer Verbindung traditioneller kleinstädtischer Strukturen mit den Möglichkeiten der modernen Technologie entstehen.

Glücklicherweise mußte sich unser Symposium 2002 nicht im Raum der Spekulation abspielen. In Waidhofen an der Ybbs fanden wir einen Ort, an dem sich diese Zukunft schon in vielen Details praktisch realisiert hatte. Damit ist keineswegs der Umstand gemeint, daß diese Stadt schon vor Jahren einen leistungsfähigen Glasfaserring verlegt hatte: das ist gar nicht der entscheidende Faktor, aber ist dennoch ein wichtiger Ausdruck dieses Willens zur Zukunftsfähigkeit und Nachhaltigkeit. Das "Mindset" ist wichtig, die Betonung der Funktion der Stadt für Bildung, Kultur und Begegnung in der Region und Begegnung der Region mit der Welt. Durch dieses Mindset bestanden auch schon langjährige Beziehungen, die nur reaktiviert werden mußten.

Wir fanden ganz andere Innovationen, die zum Teil weit von der Technologie entfernt waren, aber mit ihr eine perfekte Synthese eingehen können.

  • Eine Region, die ihr Wissen sammelt und dokumentiert.
  • Ein Stadtplatz als Bühne.
  • Ein offenes Rathaus, eine gelungene Synthese von alt und neu.
  • Eine lebendige Zusammenarbeit der Bildungsinstitutionen.
  • Ein ehrgeiziges Konzept für Stadtmarketing und Tourismus.
Und vieles andere mehr, was als inspirierendes Beispiel für andere Kleinstädte dienen kann. Hat die Kleinstadt Zukunft, hat auch das Dorf Zukunft. Zusammen ergeben sie lebenswerte Regionen. Damit das so bleiben kann, muß sich noch vieles ändern und neu erfunden werden, aber in Waidhofen haben wir gesehen, daß wir mitten drinnen stehen in diesem Prozeß. Einer kleinräumigen und kreislaufförmigen regionalen Ökonomie gehört die Zukunft, aber gerade auch diese Ökonomie braucht Innovationszentren und regionale Knotenpunkte.

ECOVAST hat in den vergangenen Jahrzehnten in ganz Europa an vielen Orten unscheinbare aber wirksame Arbeit für den ländlichen Raum geleistet. Viele der Arbeitsfelder haben sich ausdifferenziert, regional und thematisch spezialisierte Institutionen sind leistungsfähiger als die "Pionierpflanze" ECOVAST geworden. In diesem Sinn war das Kleinstadtsymposium auch Ausdruck der Orientierung auf Fragen, die vielleicht kurzfristig weniger Beachtung finden, aber für die Zukunft des ländlichen Raums insgesamt von großer Bedeutung sind. Mittlerweile habe ich mich ECOVAST Austria angeschlossen und wurde 2003 zum Vorsitzenden gewählt. Mein Bestreben ist, unsere Gruppierung als integratives Netzwerk neu zu positionieren und neue Partnerschaften zu beginnen.

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