[Home]
Dorf Tratsch /
Brief An Die Krone Zur Gewaltsamen Räumung


Home
Neues
TestSeite
DorfTratsch

Suchen
Teilnehmer
Projekte

GartenPlan
DorfWiki
Bildung+Begegnung
DorfErneuerung
Dörfer
NeueArbeit
VideoBridge
VillageInnovationTalk


AlleOrdner
AlleSeiten
Hilfe

Einstellungen

SeiteÄndern







An: leser@kronenzeitung.at

Von: "Annerose Mühlmann"

Betreff: Das freie Wort zur gewaltsamen Räumung des Boku-Versuchsgeländes

Sehr geehrte Kronenzeitung,

als Deutsch-Österreichisches "Produkt" einer Liebesbeziehung habe ich, wenn auch vorwiegend in Deutschland lebend, zu Wien eine enge Verbindung. Ich verfolge mit großer Anteilnahme die innovativen Entwicklungen in dieser Stadt und besonders ihre bürgernahen "Bewegungen". Resilienz, das Schlagwort der Transition Towns, beschreibt die Toleranz eines Systems gegenüber Störungen. Heute habe ich von einer dieser Störungen erfahren.

http://www.youtube.com/watch?v=qmkRCdsLZHw&feature=related

Ich bin gelinge gesagt verstört, wie die Verantwortlichen damit umgegangen sind. Es ist nur sehr schwer vorstellbar, dass das Rektorat der BOKU tatenlos bei der Zwangsräumung ihres gepachteten Versuchsgartens in der Gerasdorferstrasse 105 zusieht und damit ihr eigenes Forschungsprojekt "GrossStadtGemüse?" und seit 1/2011 in der Erweiterung zum "UrbanGardens? Jed " unter der Leitung von Frau Eva Vesovnik im Zuge einer Zwangsräumung vernichten läßt. Durch diese Zwangsräumung kann das Forschungsprojekt nicht abgeschlossen werden und es stellt sich mir die Frage, ob solch eine Zwangsräumung ohne schriftliche Räumungsklage in Österreich legitim ist.

Zitat aus der Website von der BOKU:

"Die Universität für Bodenkultur Wien, die Alma Mater Viridis, versteht sich als Lehr- und Forschungsstätte für erneuerbare Ressourcen, die eine Voraussetzung für das menschliche Leben sind. Aufgabe der BOKU ist es, durch die Vielfalt ihrer Fachgebiete zur Sicherung dieser Lebensgrundlagen für zukünftige Generationen entscheidend beizutragen. Durch die Verbindung von Naturwissenschaften, Technik und Wirtschaftswissenschaften versucht sie, das Wissen um die ökologisch und ökonomisch nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen in einer harmonischen Kulturlandschaft zu mehren."

Da kann ich schon gut verstehen, dass der Glaube an diese "Alma Mater Viridis" langsam verloren geht und der Zorn des Volkes sich rührt. Bewundernswert ist die bis zum bitteren Ende gezeigte und bewiesene Loyalität von Frau Eva Vesovnik und ihren Mitarbeiterinnen gegnüber der BOKU. Umso enttäuschender, dass ihre mehrfach schriftlich und mündlich geäußerte Verhandlungsbereitschaft mit dem Angebote einer vom "GrossStadtGemüse?" bezahlten Nachnutzung des BOKU Gartens vom Rektorat nicht beantwortet wurde. Dass eine im beidseitigen Einvernehemen vereinbarte "Zwischennutzung" bzw. "Nachnutzung" möglich gewesen wäre, zeigt das Beispiel "Sprungbrett Aspern". So aber hat das Forschungsprojekt ein bitteres, zerstörerisches Ende gefunden. Das Saatgut, die Pflanzen, die gesamte Infrastruktur des Versuchsgartens landeten im Kontainer und Frau Vesovnik und andere Widerständler wurden weggetragen, bzw. gezwungen das Gelände zu verlassen.

Übrigens, Sitzblokaden sind keineswegs Erfindungen unserer Zeit. Die erste Beschreibung einer pazifistisch inspirierten Sitzblockade gibt Aristophanes in seiner Komödie Lysistrata (411 v. Chr.): Die Frauen Athens wollen das Ende des peloponnesischen Krieges mit Sparta erzwingen, indem sie den Zugang zum Parthenon, der Schatzkammer Athens, durch eine Art Sit-in verwehren, um damit dem Krieg die materielle Grundlage zu nehmen.

Ich schreibe diesen Beitrag, weil ich mir wünsche, dass die Kronenzeitung die oben genannten Mißstände hilft zu benennen und glaube, dass sie einen Vermitlungsversuch zwischen den Verantwortlichen und Betroffenen anregen könnte.

mit herzlichem Gruß

Annerose Mühlmann