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Basisdokumentation der Aktivitäten und Veranstaltungen zur 20-Jahr-Feier der NÖ Dorferneuerung.

5. europäischer Dorferneuerungskongreß: Gewandelte Realitäten - neue Herausforderungen

Rund 300 Teilnehmer/innen aus 17 Nationen waren am 21. und 22. September 2005 zu Gast in Niederösterreich. Im Mittelpunkt der Gespräche standen die rasanten strukturellen Veränderungen und die daher notwendigen Strategien, um im ländlichen Raum davon profitieren zu können.

„Die ländlichen Räume Europas am Beginn des 21. Jahrhunderts sind geprägt von einem raschen Wandel und weit reichenden politischen, ökologischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Umbrüchen. Globale Trends wirken bis in das kleinste Dorf hinein und verlangen nach raschen und klaren Entscheidungen – von den politisch Verantwortlichen ebenso wie von den Betroffenen selbst“, erklärte der Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll.
Die Zukunft ist kein Geschenk, vor allem nicht für das Dorf und seine Bewohner/innen, die sicher nicht zu den Gewinner/innen der Globalisierungswelle zählen. Realitätsverweigerung ist aber sicher nicht die geeignete Antwort darauf. Viel mehr gilt es, die gewandelten Realitäten zu akzeptieren, Fehlentwicklungen und Gefahrenpotenzialen entschieden entgegen zu treten sowie neue Chancen und Entwicklungsoptionen aufzuspüren und mit ganzem Engagement zu nutzen.

Tradition & Innovation
Die ländlichen Räume brauchen daher eine moderne Standortpolitik, die sich vor allem der Themenbereiche

  • Erscheinungsbild, Siedeln, Bauen und Wohnen,
  • Arbeit und Wirtschaft,
  • Soziale Aufgaben sowie
  • Bildung und Kommunikation
  • und Mobilität und Verkehr als Bindeglied
annehmen muss. Dabei ist so manche Gratwanderung zwischen Tradition und Innovation, zwischen Bewahren und Erneuern zu absolvieren. Man müsse, „Offen sein für die Chancen im Wandel der Zeit, aber selbstbewusst genug, um nicht jedem Trend nachzulaufen“, wie der Landeshauptmann betonte.

Herausforderungen annehmen - Potentiale erkennen
Markus Holzer von der europäischen Kommission in Brüssel stellte ebenfalls fest, dass die ländliche Gegend speziellen Herausforderungen im Hinblick auf Wachstum, Arbeitsplätze und Nachhaltigkeit in den kommenden Jahren gegenübersteht. Diese Herausforderungen schaffen andererseits echte Gelegenheiten im Hinblick auf das Potential für das Wachstum in neuen Sektoren, die Bereitstellung von ländlichen Freizeitmöglichkeiten und Tourismus. Sie bieten Attraktivität als Orte, wo man gerne lebt und arbeitet, sowie die Rolle als ein Reservoir natürlicher Ressourcen und hochwertiger Landschaftsgebiete an.

Der neue ländliche Entwicklungsfond, der für die EU-Programmplanungsperiode 2007 – 2013 vorgesehen ist, erfüllt auch alle Anforderungen der Lissabon-Ziele, die 2005 erneuert wurden, die die Gesamtentwicklung der EU beschreiben:

  • Europa als attraktiver Platz um zu investieren und zu arbeiten
  • die Förderung von Wissen und Innovation für gesteigertes Wachstum
  • Schaffung von mehr und besseren Arbeitsplätzen
Diese Ziele der EU für die Zukunft sind daher mit den Zielen für den ländlichen Raum deckungsgleich. Es bietet sich damit die Chance, in den nächsten Jahren die vorhandenen Strukturen weiterzuentwickeln und dabei die Vorteile des ländlichen Raumes zu bewahren.

Arbeitsprinzip Nachhaltigkeit.
Prof. Holger Magel, Präsident des UN-Habitat Professionals Forum und langjähriger Dorferneuerer in Bayern, betonte in seinem Plädoyer für nachhaltiges Landmanagement und eine aktive Bürgergesellschaft die „Notwendigkeit“ des ländlichen Raumes. Die „ökologischen Fußabdrücke“ der Städte zeigen deutlich, wie ressourcenverbrauchend das System Stadt funktioniert und die desaströsen Ergebnisse machen sich bereits in vielen Staaten bemerkbar.

Soziale Beziehungen als Stärke des ländlichen Raumes
Die salzburgische Landesrätin Doraja Eberle spricht die unwidersprochene Stärke des "Soziotops" Dorf an. Es ist das Heraustreten des Einzelnen aus der Anonymität. Im Soziotop Dorf kennt man sich eben, man redet miteinander und übereinander – Gutes wie Schlechtes, auch das ist keine Frage. Aber genau diese Kommunikation birgt jeden Tag neue Chancen, neue Perspektiven, neue Herausforderungen, neue Potenziale im Leben der Gemeinschaft genauso wie im Leben des Einzelnen. Viele innovative Projekte mit unterschiedlichsten Ansatzpunkten beweisen, dass traditionelle Werte und zeitgemäße Ansprüche an Leben, Arbeiten und Wirtschaften nicht von vornherein ein Widerspruch sind. In der Dorferneuerung sieht Landesrätin Eberle einen Kristallisationspunkt sehr vieler Politikbereiche wie Kinder-, Jugend- und Familienpolitik, Bildungs- und Kulturpolitik, etc.. Ehrenamtlichkeit, Vereinsleben, Zusammenleben der Generationen, Natur- und Kulturerbe.
Auch die Salzburger Aktivitäten in den Modellgemeinden der Gemeindeentwicklung bauen auf die Selbststeuerungskräfte des Soziotops Dorf. Lediglich die richtigen Impulse sind zu setzen. Motivation, Kommunikation, Betroffenheit und Engagement bringen dann die vorhandenen Energien und Potenziale zur Wirkung und Geltung. Ob in den Generationendörfern, im Rahmen von Kulturkatalogen, Bildungswochen, in Natur- und Kulturlandschaftsprojekten oder bei Stadtteilprojekten.

Heimat Dorf.
Frau Rotraud Perner verglich anschaulich in ihrem Referat „Heimat Dorf. Wo Chauvinismus, Identität und Entfremdung Tür an Tür wohnen.“ die Entwicklung einer Gemeinschaft mit der menschlichen Persönlichkeitsentwicklung vom Kleinkind zum reifen Erwachsenen und strich dabei die große Bedeutung der Identifikation mit dem eigenen Dorf heraus.

Zwischen Kooperation und Dorfautonomie.
DI Dr. Marija Markes vom Nationalpark Triglav betonte die Sinnhaftigkeit regionaler Kooperation in Verbindung mit einer stärkeren Dorfautonomie. Die zahlreichen hervorragenden Projekte in allen Teilen Europas bestärken in der Überzeugung, dass die ländliche Entwicklungsplanung unter jenen staatlichen Investitionen rangiert, die den höchsten Gewinn abwerfen. Dabei stehen die Möglichkeiten eines jeden Individuums zur Gewinnung besserer Lebens-, Arbeits- und Freizeitbedingungen unter Respekt für die natürlichen Ressourcen und die Erhaltung natürlicher und kultureller Werte im Mittelpunkt.

Gezielte Unterstützung.
Mehr Geld für Dorferneuerung und ländliche Entwicklung stellte Bundesminister DI Josef Pröll ab 2007 in Aussicht. Aus seiner Sicht sollten sich die Dorferneuerungsinitiativen in Zukunft noch stärker als bisher mit den anderen Bewegungen im ländlichen Raum, die ähnliche Entwicklungsziele verfolgen, vernetzen oder noch besser verbünden. Bei der Dorferneuerung ginge es um Zusammenhalt, Identität und Kultur und auch – aber nicht an erster Stelle – um Ästhetik oder Gestaltungsmaßnahmen für ein schöneres Ortsbild. Dorferneuerung ist Dorfentwicklung ist Entwicklung im ländlichen Raum, ist Entwicklung des ländlichen Raums für die Menschen im ländlichen Raum.

Erfolgreicher Weg auch außerhalb von Europa.
Berührend war der Beitrag des belgischen Dorfentwicklungs-Paters Michael Windey, der in den letzten 20 Jahren die beispiellose „Village Reconstruction Organisation (VRO)“ in Indien gegründet hat. Über alle religiösen oder sozialen Grenzen hinweg (indisches Kastensystem) wird vor allem nach Naturkatastrophen den betroffenen Menschen ein Neustart ermöglicht. Schon um 900,- Euro gelingt es dieser Organisation ein Haus für eine gesamte Familie zu errichten und gleichzeitig Fertigkeiten zu vermitteln, die auch eine wirtschaftliche Zukunft im neuen Dorf ermöglichen.

Grundprinzip Bürgerbeteiligung
Der ehemalige EU-Agrarkomissar Franz Fischler fasste den Kongress zusammen und unterstrich in seiner Rede die vier Leitideen der Dorferneuerung:

  1. Die Menschen müssen ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen.
  2. Die modernen Informationstechnologien sind eine wichtige Chance für ländliche Regionen, weil durch sie Entfernungen an Bedeutung verlieren.
  3. Die Altersverteilung der Bevölkerung ändert sich dramatisch. Die ländlichen Räume können hier flexible Lösungsmöglichkeiten anbieten.
  4. Die Landwirtschaft als alleiniges wirtschaftliches Standbein reicht nicht mehr aus. Eine funktionierende regionale Wirtschaft muss sich auch auf andere Wirtschaftssektoren stützen.
Fischler betonte dabei wie LH Pröll die zentrale Botschaft: Ohne Bürgerbeteiligung keine Zukunftsfähigkeit! Die Politik für den ländlichen Raum und seine Bewohner/innen steht vor großen Aufgaben und vielfältigen Herausforderungen. Denn Zukunft haben nur lernende Regionen, also Dörfer die
    • den Bauern ebenso wie den Angehörigen verschiedenster Berufsgruppen, aller Generationen und beider Geschlechter als Lebens- und/oder Wirtschaftsraum dienen,
    • ein unverwechselbares eigenständiges Profil entwickeln,
    • in Kooperationen und Netzwerke investieren und
    • den Menschen in den Mittelpunkt aller Entwicklungsüberlegungen stellen.
Dabei wird jedoch die beste Politik - auf welcher Ebene auch immer - scheitern, wenn es nicht gelingt, aus den Betroffenen Beteiligte zu machen, die selbst Verantwortung übernehmen und die Gestaltung ihrer Lebensumgebung selbst in die Hand nehmen. Die Nö. Dorferneuerung bietet dafür in ihren 3 Säulen, Ideenwettbewerb, DorfErneuerung und Gemeinde21 ein breites Betätigungsfeld für alle Engagierten.


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