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Johannes Pfister über UnaVision

Unser "unaVillage" baut sehr stark auf dem Gedankengut on Frithjof auf, das inkludiert die Gedanken von Franz mit den verschiedenen Bauerntümern :)

Von der Philosophie des bedingungslosen grundeinkommens bin ich schon lange weg. Frithjof, wir hatten hierzu sowohl in Schlierbach mit Götz Werner als auch in Indien tiefgehende Gespräche.

unaVision baut auf eine bedingte Grundsicherung, d.h. gib 50% deiner Zeit für die gemeinschaftliche Versorgung und erhalte alle Dinge, die Du für die Grundabsicherung deines Lebens brauchst (Essen, Haus, Gesundheitsvorsorge, Bildung, Kulturaktivitäten). Dann hast Du 50% Zeit um das herauszufinden und zu tun was Du wirklich, wirklich machen möchtest und Du erhälst zusätzlich Unterstützung von deinem Umfeld das zu realisieren.

Die Gespräche hier in Äthiopien über diese Vorschläge sind einfach fantastisch erfüllend. Die Zielgruppen von den Bauern (die 0 CO2 Ausstoss haben), die Verwaltung, die Dorfältesten, die PHD Kanditaten die Professoren usw.

Die "Intelligenzia" reagiert erst mal mit endlosen Kritiken und geht nicht und unmöglich und lauter Gegenargumenten. Davon hatte ich die letzten 20 Jahre genug gehört. Das gleiche passiert in den einschlägigen Politischen Kreisen in Europa und bei Mangern von Firmen. Die "einfachen" Leute, die wenig zu verlieren haben, sind interessiert und offen und hoffen, dass wir es machen können. Die Dorfältesten und Ortsvorstehen, davon hatten wir vor zwei Tagen 53 Personen, haben nach einigen Stunden sehr disziplinierten Fragen, mit einem Dankgebet abgeschlossen mit der Bitte, dass sie in ihrem Dorf das realisieren dürfen. Nächste woche ist das Gespräch mit den Frauen.

Nur zur Technologie: Sowohl die Energietechnologien als auch die ganzen anderen Ideen von Frithjof und die Mustersprachen usw. sind eine absolute Notwendigkeit um die Neue Arbeit und die Neuen Ökonomien zu realisieren. Mit neuen Technologien meine ich nicht nur technische und methodische Technologien sondern auch Sozial Technologien und regionale Wertschöpfungsketten, die den Druchbruch ermöglichen. Weg von der individuellen, egoistischen Denkweise bei der Grundversorgung (wir brauchen hier eine ökonomische Basis). Dies ermöglicht dann den Freiraum für die anderen 50% (oder 40% oder 60%) der individuellen Selbstentfaltung.

In unserem Oderbruch Projekt sehen wir auch die Barrieren der Individualität. Das taktieren über Informationen über die eigenen Intentionen, wie, wann, warum bringe ich mich ein oder nicht. Es fehlt oft die Offenheit und das Vertrauen. Aber das kennt ihr ja alle!

Meine Aufforderung: STOP TALKING - START NEW WORK - NEW ECONOMICS. Lasst es uns tun und zwar nicht nächstes Jahr oder in fünf Jahren - nein - ab HEUTE. Lasst uns Prototypen mit ganzem Herzen beginnen und wartet nicht darauf, dass es die anderen machen. Wir sind bereits VIELE und im Gedanken die MEHRErEN?.

Liebe Grüße aus Äthiopien

Johannes

Entschuldigt meine hastige, schlechte Schreibweise, aber ich habe Angst dass das Internet und der Strom gleich wieder weg ist. :) :)

Willi Übelherr zu UnaVision

Lieber Johannes und Alle,

ich antworte jetzt einfach an alle. ich bin irgendwie in diesen empfaengerkreis hineingerutscht, was mir aber nicht unangenehm ist. Eher im gegenteil.

Aethiopien, Savanna-Landschaft, kleine doerfer, weit verteilt? Ist das richtig? Platz genug, aber kein wasser? Zumindest sieht es so in den fotos in FB aus.

Die erste frage, wenn es um die oekonomische unabhaengigkeit von doerfern und verbaenden von doerfern geht, ist die landwirtschaft, jetzt im erweiterten sinn. Dein konzept 50+-% fuer die gemeinschaft, um eine stabile lebengrundlage zu haben, halte ich fuer richtig, auch wenn ich die zahl eher weglassen wuerde.

Generell, wie auch fuer die landwirtschaft, stehen die technischen infrastrukturen im mittelpunkt. Da es um wissen und seine anwendung geht, tritt die telekommunikation in den vordergrund. Das ist, aus meiner erfahrung und dem, was ich so sehe, immer eine grundbedingung.

Wenn es um wasser, humus, saatgut geht, schon dann werden technische einrichtungen notwendig, wo wir dies auch tun koennen. Auf der wiese geht es nicht.

Fassen wir die telekommunikation als teil der technischen infrastrukturen auf, was es ja ist, dann haben wir daneben die labors und werkstaetten.

Wenn wir bei (in naehe) null anfangen, dann kommt sofort der lokale import technischer komponenten, systemen und instrumenten dazu. Und damit ein import/export von/in eine geldbasierte umgebung. Dieser handel (ein/aus) muss von den gemeinden selbst organisiert werden, weil sie sonst zum spielball mutieren.

Die aeusseren rahmenbedingungen, also die staatlichen strukturen in Aethiopien, schaetze ich erstmal als extrem feindlich fuer solch ein projekt ein. Insbesondere dann, wenn es sich regional ausbreiten will. Allerdings ist das nur eine vermutung.

Wenn du nun mit einer maennergruppe diese debatte beginnst, worueber habt ihr dort gesprochen? Und worueber willst du mit der frauengruppe sprechen? Ich bin ja sehr daran interessiert, ueber welche fragen ihr euch austauscht. Insbesondere deswegen, weil die menschen in den laendlichen regionen generell ein klareres verstaendnis ueber die notwendigkeiten haben. Und allerdings die moeglichkeiten oft nicht wahrnehmen.

Ich will hier ganz bewusst nicht auf das tamera-projekt SolarkonzentratorSpiegel? eingehen. Leopold Zyka hat ja sehr richtig auf Open Source, ich nenne es freie technologie, hingewiesen. Nicht das steckenpferd von Tamera. Insbesondere nicht fuer Juergen Kleinwaechter und die daran beteiligten sponsoren.

Aber nun zu meinem 2. punkt.

"Meine Aufforderung: STOP TALKING - START NEW WORK - NEW ECONOMICS."

Ohne das wissen, wohin und dann das wie geht es nicht. Ein aufruf zur aktion fuehrt zum blinden aktionismus. Ob dein angesprochenes "Talking" immer auf die notwendigen basisloesungen gerichtet ist, wage ich zu bezweifeln. Vielleicht willst du ja nur das orientierungslose reden beenden.

Aber eine praxis ist ohne theorie nicht moeglich. Wenn du nun in Aethiopien bist, stellen sich dort ganz bestimmte konkrete anforderungen, die natuerlich das allgemeine in sich tragen. Das beginnt ja schon mit den bedingungen der kooperation. Und fuehrt notwendig zur frage, wie sich die individuen in eine solche gemeinschaftliche form einbringen koennen, ohne das gefuehl eines verlustes zu verspueren.

Fuer die indigenas in Latein Amerika ist das eher einfach, weil es auch noch heute ihre lebensweise bestimmt. Mich wuerde interessieren, wie die menschen in den doerfern, wo du gerade bist, dies aufnehmen und welcher grad von gemeinschaftsbewusstsein dort existiert.

Ich muss gestehen, dass ich die grundlegenden konzepte von UnaVision noch nicht kenne. Die webseite hat mich nicht sehr zum stoebern und schnueffeln eingeladen.

mit lieben gruessen, willi Asuncion, Paraguay

Antwort Johannes

Lieber Willi,

vielen Dank für den Kommentar und die vielen Fragen, die ich nur teilweise hier beantworte.

Kein Wasser (in der Trockenzeit - ja, in der Regenzeit zu viel und im Moment keine Water retention)

Savanna, im Tiefland ja, dort oben auf 3.100 Meter Höhe ist es hügelig mit wenig fruchtbaren böden.

Die Landwirtschaft ist wichtig aber es wird kein Boden/Humusaufbau betrieben (Terra Preta, Urgestein, etc) Eine größere regionale Wertschöpfung kann durch Weiterverarbeitung geschehen, aber die vorhandenen Genossenschaften haben dazu keine Mittel und das Wissen fehlt.

Die Dörfer sind im Moment zum großen Teil Selbstversorger, haben so gut wie keinen CO2 Ausstoß mit Ausnahme der Feuerstellen zum Kochen.

Die Regierung ist nicht feindlich solange es im Rahmen des Entwicklungsplans ist. Im neusten Plan ist die ländliche Entwicklung aufgenommen. Ansich sind Strukturen aus der kommunistischen Zeit mit Landreform, Genossenschaften etc. vorhanden, sie werden aber nur bedingt genutzt. Innovationskraft fehlt.

Als ThinkCamp bzw. unavision Initiative versuchen wir einen gemischten Ansatz. Auf der einen Seite haben wir ein nicht detailliertes Rahmenwerk mit Konzepten und Werkzeugen was Freiraum lässt. Die Grundlagen dafür sind Frithjof mit Neuer Arbeit, Global Village und Dorfuni von Franz, systemdynamische Ansätze, Pattern Language, Grundsicherung, systematische Innovation, Permakultur, Soziokratie, Gewaltfreie Kommunikation etc. Auf der anderen Seite die Grundphilosophie nicht gegen die jetztigen Systeme zu kämpfen und wertvolle Energie zu verpuffen sonder viel Energie in einen positives Vorgehen zu geben und Bottom Up Beispiele/Prototypen zu schaffen, die vernetzt sind, transformatives und Projekt Basiertes Lernen im Kern haben und damit die Lerngeschwindigkeit erhöht werden kann.

Männergruppen: Die waren nicht der Anfang. Vom Vorgehen ist es ein partizipativer Ansatz. Wir haben mit einigen Stakeholdern er Region begonnen. Dann Action Research in den ausgesuchten Dörfern um das potentielle Grundstück von circa 100 ha herum. Mit einer Gruppe von jungen Äthiopischen Leuten und Einheimischen (die Region OMO hat eine eigene Sprache) Übersetzern haben wir 25 Familien (arm/reich/gebildet/näher/fern) inteniv befragt und im Tagesablauf beobachtet, die Bedürfnisse und Wünsche analysiert etc. Weiterhin lokale Genossenschaften, Krankenstation, Schule, Lehrer, NGOs etc. und die Verwaltung von den Dörfern und dem Kreis. Jetzt kamen als eine Art Fokus Gruppe die Männer und Ältesten und dann die Frauen. Wahrscheinlich kennst Du das aus Lateinamerika (Ich habe die letzten beiden Winter viel in Mexiko und in anderen Lateinamerikanischen Ländern verbracht), dass die Rollenverteilung sehr ausgeprägt ist und die Frauen einen überproportionalen Anteil der Arbeitslast tragen. Deshalb auch neben gemeinsamen Gesprächen ergänzend separate Gespräche.

Bei den Gesprächsinhalte sind wir einmal auf die Bedürfnisse der Familien eingegangen und zum anderen auf das geplante unaVision Vorgehen, was doch grundlegende, kulturelle Änderungen beinhaltet wie gender equality, Arbeitsverteilung, Gemeinschaftsleben anstatt Familie, ökonomische Grundlagen etc.

Was grundsätzlich ein interessantes Ergebnis ist, dass bei den Fragen nach Zufriedenheit und Glück ein sehr zufriedenener Zustand bei fast allen Familien da ist (außer Wasser und Infrastruktur) im Gegensatz zu einigen Erkenntnissen die wir in den letzten Jahren insbesondere im Balkan, Griechenland und in Deutschland wahrgenommen habe.

Stop Talking: Ich meine das in Bezug auf oberflächliche Diskussionen die sich im Kreis drehen. Ich halte konstruktive Gespräche, die auf gemeinsamen Erkenntnissen aufbauen, sich entwickeln und daraus neue Erkenntnisse entstehen, für äußerst wichtig und den Kern unserer Arbeit. Es ist viel Arbeit diese Gesprächskultur zu entwickeln und dann auch zu pflegen. Einige in diesem Kreis (franz, Yasmin, Uta, Sabine, Bernhard, Martin....) kennen das und haben auch Erfahrung damit. Diese konstruktive Gesprächsführung ist meiner Meinung nach eine der wichtigen (soft) Technologien für unsere gesellschaftliche Entwicklung. Also nicht orientierungslos kuatschen sondern zielorientiert (bon vivir), tiefgründig und umfassende Gespräche und dann geplante Prototypen und Projekte um praktische Erfahrungen zu sammeln.

In unserem Oderbruch Projekt in Deutschland haben wir in diesem Bereich auch grundsätzlich, unterschiedliche Denkweisen. Ein Teil der Gruppe fühlt sich als kuschelige Gemeinschaft sehr wohl, möchte nicht planen, wenig Verpflichtungen eingehen und sucht ein ruhiges, zufriedenes Leben, andere (so wie ich) zielen auf eine "intentional Community" die bewußt und geplant zukünftige Lebensformen experimentiert, daraus lernt und damit einen gesellschaftlichen Wandel anstrebt. Auf Projektbasis sind die Pionieers of Change und viele andere, wie auch unsere österreichischen Freunde unterwegs.

Zurück nach Äthiopien und einer deiner Fragen zu den Einheimischen: In ihrem "Bauerntum" scheinen mir sehr rationale Grundlagen für Entscheidungen da zu sein "What is in it for me?", welchen Nutzen bringt das mir. Das mir sind einmal meine Kinder und für die Eltern selbst und da denken die Frauen und Männer wahrscheinlich ein bisschen unterschiedlich. Deshalb auch gezielte Fragen separat. Also als Ergebnis Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten und Infrastrukturverbesserungen. unaVision plant dies zu ermöglichen aber das müssen wir beweisen.

Im Moment scheint mir die Realisierungswahscheinlichkeit für den ersten unaVision Prototyp hier Äthiopien wahrscheinlicher als in Mexiko, Deutschland, Slowenien geschweige denn Griechenland. Das hängt an vielen Faktoren. In Mexiko (Oaxca und Chiapas) sind die Strukturen noch komplexer. Im Idealfall ist in Äthiopien ein Start im Juli 2019 vorgesehen wenn unsere Funding Aktivitäten und die Caravan of Change im Frühjahr diesen Jahres ein Erfolg werden. Im Oderbruch kommt es auf unsere Gruppe vor Ort an, aber ein Start wäre im Herbst 2018 möglich.

Unsere Fragen bei den Fokusgruppen in mehreren Städten (Berlin, Eberswalde, Prishtina, Athen, Budapest, Skopje, San Francisco, Mexiko City, Oaxaca, etc. und jetzt auch in Addis) bringt ähnliche Muster und auch viel Orientierungslosigkeit hervor. Die Schlüsselfragen: Was möchtest Du wirklich, wirklich mit deinem Leben tun für Dich und die Gesellschaft und was muss da sein, dass Du die Entscheidung fällst in ein "unaVillage" zu ziehen. Bei der ersten (Frithjof) Frage hat fast niemand eine Antwort. Unsere Antwort ist, dass wir die Orte brauchen um das gemeinsam mit Anderen herauszufinden und das die Gemeinschaft jeden einzelnen auf seiner Findung unterstützt, Das sind die unaVillages (Being Spaces). Bei der zweiten Frage kommt fast immer drei oder vier Faktoren herraus: schnelles Internet, sinnvolle Arbeit, eine groß genuge Gemeinschaft (mindestens 150 Personen) um sich nicht in einer Kleingruppe einzukästeln und Kulturangebot.

Zusammenfassend war die Rückmeltung sowohl von den Einheimischen in dem Zieldorf als auch von der Dorf- und Kreisverwaltung sehr positiv. Mehr können wir in einigen Monaten sagen. Dann ist hoffentlich die Landfrage auch geklärt.

Liebe Grüße

Johannes

Antwort Willi

Lieber Johannes und Alle,

ich danke dir sehr fuer deine antwort und deine erklaerungen und hinweise. Und ich denke, ohne es im einzelnen schon zu verstehen, dass wir sehr aehnlichen Perspektiven und Visionen folgen.

Bewusst folge ich nicht den einzelnen, mehr technisch-spezifischen fragen in dieser debatte, weil sie so oder so auf uns treffen. Und ich glaube auch nicht, dass spezifische techniken irgendwelcher art etwas zum besseren veraendern koennen, wenn die grundlagen nicht stimmen.

Das, was du hier beschreibst, wie es auch Franz Nahrada als die ideengrundlage fuer die "globalen Doerfer" beschreibt, nenne ich Comunas oder Kommunen. Lokale lebensgemeinschaften, die ihre eigene lokale oekonomie entwickeln, um oekonomisch unabhaengig zu werden, damit sie auch politisch und sozial unabhaengig werden koennen. Will heissen, autonom ihre eigene lebensweise bestimmen koennen.

Auf der basis dieser lokalen unabhaengigkeit oder autonomie koennen jene kooperativen verbindungen entstehen, die wir als "die freie Assoziation freier Mitglieder" bezeichnen koennen. Der kern des kommunistischen Manifests von Karl Marx und Friedrich Engels.

Ich kann noch nicht beurteilen, wie nah das konzept von UnaVision diesem konzept autonomer kommunen kommt. Was also die Vision darin ist und wie sie die lokal existierenden Visionen eines "guten Lebens in Harmonie mit der Natur", dem Sumak Kawsay, in sich aufnimmt. Vermute aber in dem, was du einzeln aufzaehlst, eine grosse naehe und uebereinstimmung.

Ich scheue mich davor, immer neue begriffe und terme fuer etwas altes einzufuehren. Neue begriffe fuer etwas Neues, ja. Aber bis jetzt habe ich weder bei dir noch bei Franz etwas neues entdeckt.

Wenn ich von oekonomie spreche, dann meine ich das wirtschaften, das haushalten. Da existiert kein Geld. Das geldsystem finden wir nur in der virtuellen, also nicht realen, sphaere der distribution. Und solange wir in geldsystemen agieren wollen, unterwerfen wir uns ihren eigenen gesetzlichkeiten.

Aber zurueck zur vision. Ich habe heute eine rede von Eugen Drewermann mir angehoert:

„Von Krieg zu Frieden“ – Vortrag von Dr. Eugen Drewermann im Rudolf-Steiner-Haus Hamburg Rede von Eugen Drewermann, 28.02.2018 https://kenfm.de/von-krieg-zu-frieden-vortrag-eugen-drewermann/

Da geht es ja um das gleiche. Wir versuchen zu verstehen, wie die anderen denken, wie sie leben, wie sie leben wollen, was fuer sie wertvoll ist und was fuer sie nutzlos ist. Damit meine ich auch, dass wir sehr vorsichtig sind mit unserem einwirken und wirken.

Wir als Europaeer wissen, dass die industrialisierten laender von Europa und Nord Amerika nur ueber dem raub in den anderen teilen des planeten existieren koennen und dass die meisten menschen dort dies auch heute noch so erhalten wollen. Sie koennten es relativ einfach veraendern, wollen aber nicht.

So verstehe ich auch deinen hinweis, dass fuer dich UnaVision in Europa nicht als treibende kraft realisierbar ist. Und deine erklaerungen zum "Schwaetzertum" dort zeigt mir, falls ich es richtig interpretiere, wie nahe wir uns eigentlich sind.

Das war auch der grund fuer meinen jetzt 7-jaehrigen aufenthalt in Latein Amerika. Er war moeglich mit etwas Geld-reserven und dem wissen um baldige rente. Dies machte es mir moeglich, ueberhaupt frei agieren zu koennen.

3 jahre Venezuela zeigten mir, dass unabhaengig des vorhandenseins materieller ressourcen die frage der transformation etwas ganz anderes ist. Venezuela hatte und hat diese materiellen moeglichkeiten. Und in vielen anderen regionen existieren sie ebenso. Die frage ist das wollen. Existieren visionen fue ein selbstbestimmtes leben.

Das ist ja in Euopa das gleiche. Auch dort existieren die materiellen moeglichkeiten. Aber was sollen wir tun, wenn die menschen es nicht wollen? Wenn die moeglichkeiten zur selbst-bestimmung und selbst-organisation nicht genutzt werden wollen? Und die bedingungen in Europa sind ja wesentlich einfacher.

Eine kernfrage hast du angesprochen. Das landrecht. Es ist ein ganz zentrales element. Hier kollidieren die menschen in den laendlichen gebieten sofort mit den parasitaeren strukturen in den staedten und staedtischen zentren.

Fuer mich existieren heute 2 wichtige methodische grundprinzipien: 1) massiv dezentral, massiv parallel, massiv redundant 2) Wir bekaempfen nicht das Alte. Wir schaffen etwas Neues, das das Alte ueberfluessig macht.

So wie du auf der suche nach regionen, wo wir mithelfen koennen, das Neue zu schaffen, bin ich auch. Die konkrete form und auspraegung ist dabei nicht so wichtig, weil das allgemeine, das universale, ueberall gilt und enthalten ist.

Das zentrale instrument fuer solche vorhaben sind immer die technischen infrastrukturen. Und hier vor allem das telekommunikationssystem zur freien kommunikation und fuer den freien zugang zum freien wissen. Das kennen wir aus der geschichte in Europa. Damit schaffen wir uns die notwendigen bedingungen, um frei agieren zu koennen. Hier kristallieren auch die realen lokalen anforderungen mit ihren loesungsraeumen.

So betrachtet koennen wir ueberall helfen, auch wenn wir dort selbst nicht leben. Wir brauchen das globale netzwerk fuer freie technologie, wo die theoretischen grundlagen und konstruktiven vorschlaege zur realisierung enthalten sind. Ob die menschen nun dies und jenes lokal anwenden, ist ihre eigene entscheidung.

Ich halte ea auch fuer falsch, an den grundlegenden anforderungen fuer ein spezifisches system "herumzudoktern", wie Uwe es mit seiner solargetrieben membranpumpe angesprochen hat. Nur die konstruktiven methoden koennen sich aendern.

Ein grosses feld ist die Materialphysik. Welche materialien in welchen verbuenden und formen von verbindungen sind geeignet fuer die verschiedenen konstruktiven anforderungen.

Fuer mich heute stellen sich 2 grundsaetzliche anforderungen: 1) telekommunikation. Sie teilt sich auf in die bereiche datenuebertragung und datenverarbeitung (router). Clients und Server oder deren mischungen sind grundsaetzlich nur datenverarbeitung. 2) wasser. Die separierung der wassermolekuele von anderen substanzen, die wir als nicht foerderlich fuer die pflanzen erkennen. Mittelfristig nur mit Ozeanwasser zu realisieren. Aber generell gelten in jeder lebensgemeinschaft die 3 teile: Trinkwasser, Brauchwasser und Abwasser. Das kann sich zu einer zirkulation entwickeln, wenn wir die separierung vernuenftig hinkriegen.

Alle anderen bereiche ruhen letztlich auf diesen beiden elementen. Wissen und Wasser. Es geht darum, raeume entstehen zu lassen, in denen die lokalen menschen irgendwo auf dem planeten ihre stabilen materiellen lebensgrundlagen realisieren koennen, ohne importieren zu muessen. Dann muessen sie auch nicht exportieren.

Damit angesprochen ist auch der Wald, eine notwendige und existentielle grundlage fuer uns als biologische lebewesen. Die vorschlaege von Leopold mit "vertical gardening" in staedten, basierend auf "Hydroponic", sind fuer mich allesamt absurd, weil wir die parasitaeren staedtischen zentren komplett aufloesen muessen. Von da kommt nur schwachsinn. Extrem sehen wir das im Venus-Projekt. Franz muss da auch noch etwas nachdenken.

mit dank und lieben gruessen, willi Asuncion, Paraguay

nochmal Willi

Lieber Johannes,

mit dem text

unaVision system http://www.unavision.eu/wiki/display/unavision/unaVision+system

sehe ich, dass deine/eure perspektiven andere sind. Fuer mich ist das von aussen aufgesetzter "gruener Kapitalismus".

An den beiden grundprinzipien scheiden sich die geister: - es muss aus den lokalen gemeinschaften entstehen und wird von daher nie einheitlich sein - es muss sich aus dem geldsystem verabschieden

Ich habe dies ja irgendwie erwartet oder zumindest einkalkuliert. Trotzdem war ich sehr enttaeuscht.

Die konzepte von Frithjof Bergmann kenne ich noch nicht. Der link fuehrt wieder auf die gleiche seite zurueck.

Und, lieber Johannes,

"Soci-Cracy 3.0" ist fuer mich der horror pur. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die menschen in Aethiopien das gut finden.

mit lieben gruessen, willi

und nochmal willi

"Es gibt sehr viele Arten, das Leben zu verpassen"
Mathias Morgenthaler, Frithjof Bergmann, 10.06.2017
https://blog.derbund.ch/berufung/index.php/35779/es-gibt-sehr-viele-arten-das-leben-zu-verpassen/

"Es ist kein Unglück, wenn viele dieser Jobs verschwinden"
Mathias Morgenthaler, Frithjof Bergmann, 17.06.2017
https://blog.derbund.ch/berufung/index.php/35784/es-ist-kein-unglueck-wenn-viele-dieser-jobs-verschwinden/

Lieber Johannes,

dieses gespraech habe ich gefunden und Frithjof wurde mir sehr sympathisch. Er greift zwar das geldsystem nicht auf, hinterfragt es nicht, aber zumindest das drumherum.

Mathias Morgenthaler ist ein hohlkopf. Aber das schadet dem gespraech nicht, weil Frithjof so seine gedanken frei fliessen lassen konnte.

mit lieben gruessen, willi

mit lieben gruessen, willi Asuncion, Paraguay

und wieder Willi

Lieber Johannes,

"Ansich sind Strukturen aus der kommunistischen Zeit mit Landreform, Genossenschaften etc. vorhanden, sie werden aber nur bedingt genutzt."

Diesen satz aus deiner ersten antwort an mich habe ich mir aufgehoben, weil er fuer mich extrem wichtig ist. Das ist ja eine basis, die ein aufsetzen fuer die lokalen menschen unterstuetzt. Dabei geht es mir weniger um institutionelle strukturen, sondern den denkraum.

Allerdings kann es dann belastend werden, wenn fuer die menschen erfahrungen vorliegen, dass "Landreform, Genossenschaften" als zwangsformen von oben aufgestuelpt wurden und sich die menschen darin nicht wiederfanden.

In meinen gespraechen in den doerfern war dieses existierende Gemeinschaftsbewusstsein immer der ausgangspunkt. Also sowohl die traditionelle lebensweise als auch konzepte aus anderen bewegungen und gruppen wie in Venezuela das thema "Comunas", sofern sie existierten.

Wenn ich jetzt das unaVision konzept mit Soziokratie, was ich ja mit seinen urspruenglichen gedanken nicht ablehne, und "Beeing Space", jeweil in der praktischen konsequenz einer anwendung als geschlossene raeume mit verdeckten hierarchien nun mit deinem satz in verbindung bringe, dann tun sich da getrennte welten auf. Sie muessen ja nicht tatsaechlich so hervorbrechen, wenn ihr von unaVision nur teilaspekte eures konzeptes vorstellt.

Mit den Quaekern und allen folgenden formen des Marshall Plans stehe ich sehr im widerspruch. Anders ist es mit den Pietisten. Das war ja in der USA in der gleichen zeit mit den Quaekern. Sie waren Englaender/Iren, die Pietisten Wuerttemberger.

Im vordergrund fuer mich stehen immer die stabilitaeten der materiellen lebensgrundlagen. An dieser frage entscheidet sich letztlich alles. 3100m ueber NN, wenig humus, wenig wasserreserven, da kommt sofort Sepp Holzer ins spiel.

Unsere sozialen raeume entstehen auf dieser grundlage, nicht anders herum. Das sage ich jetzt einfach so. Unsere philosophischen prinzipien fliessen direkt in unsere lokale oekonomie ein. Aus ihr entstehen dann, fals notwendig, politische strukturen. Die zwischenmenschlichen raeume sind sowieso immer im spiel. Die muessen wir nicht extra hineinziehen.

So wie ich die texte von unaVision verstehe, nicht deine erzaehlungen, steht ein soziales konzept am anfang und dann wird das eigentlich wichtige "hineingestopft", etwas vereinfacht formuliert.

Frithjof Bergmann hat sich ja deutlich zur konferenz zu "New Work" (in Berlin?) geaeussert. Und im grunde genommen sagt er ja das gleiche. Da wird ein riesiges theater veranstaltet, wo es doch nur um einen billigen aufwasch des Alten geht.

Ich will eigentlich damit nur sagen, wenn du nicht die lokale oekonomie in den vordergrund stellst, dies zu deinem ausgangspunkt machst, hast du schon vorher verloren.

mit lieben gruessen, willi Asuncion, Paraguay

und Johannes

Hallo Willi,

danke für die Worte. Ich bin gespannt, wo uns dieses Projekt noch hinbringt. Morgen haben wir ein Gespräch mit der lokalen Union und Genossenschaft.

Für mich hat die lokale Ökonomie einen Stellenwert, aber andere Dinge auch wie die sozialen und ökologischen Aspekte. Im Mittelpunkt steht aber das Transformative Lernen. Sind wir in der Lage diese Denk- und Handlungsweisen auszuweiten und nicht nur als Einzelnen, sondern auch als Teams und gesellschaft zu Lernen. Und da kommt der Ansatz von Franz und von mir rein. Das Dorf oder die größere Gemeinschaft.

Die Idee ist natürlich über neue Konzepte (Neue Arbeit, Technologien und soziale Änderungen) eine Erhöhung der Produktivität und der lokalen Wertschöpfung zu erreichen und dadurch auch den Freiraum für die eigene Entfaltung zu ermöglichen. Im Moment sehen die Menschen die vorhandenen Strukturen als Hilfreich. Die Bauern sind jedoch so, dass sie z.B. neben den Genossenschaften am "freien Markt" verkaufen wenn die Preise dort besser sind. Das stinkt der Genossenschaft natürlich. Es geht eine ganze Menge von landwirtschaftlichen Produkten (post harvest losses) verloren, weil die Kreisläufe nicht passen, Logistik und kühle Lagerung fehlt und wenig kooperation da ist. Das ist jetzt eine mögliche Hebelwirkung an der wir ansetzen wollen. Damit können wir eventuell schon in der übernächsten Drockenzeit Erfolge aufweisen und Vertrauen gewinnen. Jetzt heißt es erst mal die Genossenschaft zu gewinnen.

Ähnliche Problematik habe ich letztes Jahr in Nicaragua erfahren. Das Produkt war Kaffee aber die Muster sind an vielen Orten sehr ähnlich wie in Äthiopien (Oaxaca, Guatemala, Columbien und auch im Balkan.)

Gruß Johannes

und Willi

Lieber Johannes,

du hast mich direkt adressiert. Ich vermute, dass dies der uebergang zum Dorfwiki wird. Allerdings ist damit nicht sichergestellt, dass dies im interesse der meisten so geschieht. Franz hat dies fuer sich so entschieden. Einige haben ihr desinteresse an dieser diskussion zum ausdruck gebracht. Vielleicht sind noch einige dabei, die einfach mitlesen, ohne sich selbst einzubringen. Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob ich diesem weg folgen soll, tue es aber.

Ich bin sehr neugierig und sehr interessiert, wie euer gespraech mit der Union (und Genossenschaft, falls es zwei instanzen gibt), ausgeht. Und ich wuerde mich freuen, wenn du davon berichten koenntest.

"Erhöhung der Produktivität und der lokalen Wertschöpfung". Bei dieser begrifflichkeit zucke ich zusammen. Ich weiss wahrscheinlich, was du meinst. Wertschoepfung ist ein rein kapitalistischer begriff, der sich auf das spekulative geldsystem bezieht und so auch real nicht existiert.

"Im Mittelpunkt steht aber das Transformative Lernen. Sind wir in der Lage diese Denk- und Handlungsweisen auszuweiten und nicht nur als Einzelnen, sondern auch als Teams und gesellschaft zu Lernen."

Diese frage stellt sich so nicht, weil wir dazu immer in der lage sind. Die frage konzentriert sich auf die raeume, die existieren und gestaltet werden. Unter raeume verstehe ich Denk- und Handlungsraeume. Wir koennen dies auch nicht trennen, weil sie immer in einer dialektischen beziehung stehen.

Fuer menschen auf dem lande, und insbesondere ohne entwickelte infrastrukturen, steht immer die selbstorganisierte stabilisierung ihrer materiellen lebensgrundlagen an erster stelle. Unser wirken wird letztlich in seiner nuetzlichkeit dafuer bewertet. Sowohl unser denken wie unser tun.

Ausser Balkan kenne ich die anderen regionen. Deswegen weiss ich auch, oder vermute es zu wissen, wovon du redest. Ich war auch bei den Zapatisten in Chiapas, in ihren Carcolas (oder so aehnlich, ihren zentren) und doerfern und natuerlich in den doerfern drum herum und war sehr enttaeuscht.

Bei den Mayas in Chiapas, inclusive Zapatisten, und Guatemala traf ich nur auf marktorientierte "Wertschoepfung". Das ist der falsche weg, weil sie sich immer tiefer in dem netz und gestruepp verhaengen. Die Zapatisten haben mir verboten, mit den menschen dort in kontakt zu treten oder haben unsere gespraeche einfach abgebrochen, wenn sie schon liefen. Das ist mir bei den Pemon, Yukpas, Wahoo oder im staat Amazonas, alles Venezuela, nie passiert. Auch nicht bei den Mayas in Guatemala und Honduras oder den Indigenas in Sued-Panama oder Kolumbien.

In gewisser beziehung gilt die markorientierung auch fuer die Pemon in Sued-Venzuela. Aber dort existiert immer beides. Der markt mit gelderwerb laeuft nebenher. Ich hatte meine erste grosse versammlung in St. Elena in Sued-Venezuela schon 2011, im jahr meiner einreise, mit mehr als 200 Indigenas der Pemon. Es ging um telekommunikation in form eines selbstorganisierten Internet und hierbei um die notwendigen strukturen, damit die menschen es selbstaendig organisieren koennen, ohne privat und staat. Kurz darauf wurde ich verbannt aus der Gran Sabana durch die Guardia Nacional und die Kubaner fingen an, mich zum CIA agenten zu erklaeren.

Ich denke, mit solchen gegenwirkungen muessen wir immer rechnen. Erst wenn unser selbstorganisiertes telekommunikationssystem existiert, beruehrt uns das nicht mehr.

Dir alles Gute und Dank fuer deine Geduld, mit lieben gruessen, willi Asuncion, Paraguay