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Campus Osttirol ist ein Projekt des Regionsmanagement Osttirol und beschäftigt sich mit universitären Fortbildungsmöglichkeiten in der Region!

http://www.campus-osttirol.net/

Die GIVE Forschungsgesellschaft war mitinitiierend an der ersten Projektphase beteiligt.

Aus dem Abschlußbericht

Es gibt Träume, die einige Zeit brauchen, bis sie sich realisieren lassen. So eine Vision ist die Organisation von universitären Weiterbildungsangeboten in Osttirol.

Bereits im Jahr 1991 wurde dazu die IG Weiterbildung gegründet, die später als Verein “Wissenschaft und Weiterbildung in der Region” erste Maßnahmen setzte. Fernstudienberatung, Studiengruppe Psychologie mit Vorlesung in Lienz, Symposien und vieles mehr. Große Hoffnungen setzte man schon damals auf die neuen Kommunikationstechnologien. Es sollte bis 2009 dauern, bis die ersten universitären Bildungsveranstaltungen in Lienz damit möglich waren.

Nun im Jahr 2015 ist eine neue Ebene von Chancen erreicht. Einerseits durch die weltweite Entwicklung und Verfügbarkeit von Online Lern- und Studienangeboten und andererseits durch die gestiegene Bereitschaft von Land, Gemeinden und Universitäten, zur finanziellen und organisatorischen Unterstützung von Weiterbildung auf höchstem Niveau vor Ort in Osttirol.

Ziel dieses Abschlussberichtes, für das vom Regionsmanagement Osttirol (RMO) finanzierte Projekt, ist nicht nur die Erarbeitung von Vorschlägen zur weiteren Entwicklung des Campus Osttirol und ein Bericht über die dazu bereits gesetzten Schritten.

Im Zentrum steht der Wunsch, dass zukünftige Verantwortliche durch einen guten Wissenstransfer schnell und effizient weiterarbeiten können.

2 Projekthintergrund

Die Region Osttirol, identisch mit dem Bezirk Lienz (NUTS 333), befindet sich seit einiger Zeit in einem Prozess der Selbstreflexion; die Erkenntnis hat sich durchgesetzt, dass die innere Kohäsion der Region bzw. die Kooperation der regionalen Akteure ganz stark über ihre wirtschaftliche Zukunft mitentscheidet. Dies gilt umso mehr, als es sich bei Osttirol um eine periphere Region mit hoher geographischer Isolation (Randlage) handelt. Zwar weist die Region derzeit noch eine überdurchschnittliche ökonomische Dynamik auf, doch zugleich schmälern unter anderem Abwanderung und verschärfte Konkurrenz mit anderen Regionen die Zukunftsaussichten. Weithin wird zudem ein hoher Auspendlergrad, ein Mangel an Zusammenarbeit, bzw. Schwerpunktsetzung mit dementsprechenden Wertschöpfungsketten (z.B. Landwirtschaft), an Innovationspotential und vor allem den damit verbundenen höheren Bildungseinrichtungen festgestellt.

In einer bemerkenswerten Mobilisierung von gemeinschaftlichem Zukunfts- bewusstsein wurde auf einer gemeindeübergreifenden Ebene Anfang 2013 ein Leitbildprozess (Vordenkerprozess) gestartet. Ziel ist es, aus der Bevölkerung heraus eine umfassende zukunftsfähige Regionalentwicklungsstrategie auszuarbeiten, die die Bereiche Energie, Bildung, Wirtschaft & Soziales, Tourismus, Landwirtschaft und Raumentwicklung umfasst.

Der Bereich der Bildung wird dabei von vielen AkteurInnen als zentrales Handlungsfeld gesehen, wobei es einerseits um theoretische Grundlagenbildung aber auch Fachausbildung angesichts technologischer Innovationen geht, andererseits aber auch um eine allgemeine “Zukunftskompetenz”, die sich im Wahrnehmen von Ressourcen und Bedarf, von Nischen und Verbindungen, in unternehmerischem Denken und in ganzheitlichen systemischen Sichtweisen äußert. Auch das Agieren auf globalen Märkten, das Erlernen von Kulturtechniken und Sprachen, das Netzwerken und vor allem das Kooperieren sind wesentliche Bestandteile solcher Zukunftskompetenzen. Das Dilemma dabei ist, dass gerade eine kleine Region mit kleinem “Binnenmarkt” solche Kompetenzen ganz besonders nötig hat.

Aber nicht nur nach außen besteht objektiv gesehen enormer Bildungsbedarf - auch die Lebensqualität nach innen hängt von der Fähigkeit ab, dass relativ wenige Menschen eine Fülle von Bedürfnissen befriedigen können, die dem Vergleich mit den Standards der Großstadt nicht zu scheuen brauchen.

Wie am Anfang unseres Projektes festgestellt wurde, ist also der objektive Bildungsbedarf (wir haben diesen Terminus in eine Trias mit “Bildungsbedürfnissen” und “Bildungszielen” gestellt) um einiges höher als in den Großstädten, die Zahl der Lehrenden aber wesentlich geringer.

Es soll also unter diesen Bedingungen der optimale Weg gefunden werden, diesen Bildungsbedarf der Region umfassend zu befriedigen bzw. auch zuallererst zu wecken und bewusst zu machen. Das vorliegende Konzept versteht sich als Kompass, Landkarte und Routenplaner, als Hilfsmittel, um diesen Weg mit einem klaren Ziel, einer machbaren Geschwindigkeit und ohne unnötige Umwege und Konflikte zu gehen; dabei Motivation und Zusammenarbeit der Akteure vor Ort in den Mittelpunkt zu stellen; und die Fülle an vorhandenen Ressourcen, sowohl aus der Region selbst als auch global, sichtbar zu machen und wirkungsvoll zu kombinieren.

Dabei stehen die neuen, sich in immer kürzeren Zeiträumen verbessernden Kommunikationstechnologien, die den Zugriff auf externe Wissensressourcen und den Weg zu globale Wissenszusammenarbeit eröffnen, besonders im Fokus. Sie geben uns die Chance, mit unseren Nachbarn, aber auch mit Menschen in allen Teilen der Welt genau das Wissen (und auch die Menschen, die es aufbereiten und vermittelbar machen) zu finden, das unsere Region braucht.

Das Projektteam vertritt eine starke Grundüberzeugung und Vision: Ländliche Räume haben Zukunft. Das Leben, das die vielen Generationen vor uns geführt haben - zusammen mit den Kulturlandschaftsräumen, die sie in Auseinandersetzung mit der Natur geschaffen haben - ist mit großer Wahrscheinlichkeit dem Menschen gemäßer als das in den urbanen Metropolen.

Landflucht und Verstädterung sind kein Schicksal, das wir hinnehmen müssen. Die stärksten Gegenkräfte können Bildung und freier Wissensaustausch in einer kooperativen Grundhaltung sein. Diese Grundhaltung drückt sich auch darin aus, Osttirol als ein Labor für die Region der Zukunft zu sehen und Wissen als Open Source, als partizipative Ressource zu behandeln, um den Prozess des Voneinander-Lernens auch zwischen den Regionen zu beschleunigen.

“Wettbewerbsfähigkeit” ist nicht der oberste Wert, sondern eine selbstverständliche Begleiterscheinung einer ganzheitlichen Sichtweise auf die Region als System, in dem das Wohlergehen des Ganzen vom Wohlergehen jedes Teils abhängt.

Manche der Teile stehen im globalen Wettbewerb, doch andere Teile sind unabdingbare Voraussetzung für das Leben der Region selbst. Dieselbe Sichtweise sehen wir für alle Ebenen darüber und darunter – Staaten, Gemeinden, Formen, Verbände und so weiter – als geboten an. Gerade in ländlich geprägten Regionen kommt der inneren und äußeren Kooperation eine lebenswichtige Bedeutung zu.

Unter all diesen beschriebenen Voraussetzungen ist es für uns selbstverständlich, universitäre Bildung in einem viel stärkeren Zusammenhang als üblich mit dem gesamten Bildungssystem zu sehen; wir verstehen das Campus - Projekt als Auftakt zur Entwicklung eines synergetischen Zusammenwirkens möglichst aller Bildungseinrichtungen für die integrale Entwicklung der ganzen Region.

Die globalen Bildungsangebote sind ganz in unsere Nähe gerückt, wir können sie in jedem Dorf aktualisieren – und es gibt gleichzeitig mehr Anbieter als jemals zuvor in der Geschichte, denn die digitalen Medien erlauben auch solchen Institutionen und Personen den Transfer von Wissen, die bislang mangels Infrastruktur kaum an die Verbreitung ihrer Wissensangebote denken konnten.

Wer hätte gedacht, dass ein einfacher Finanzanalyst wie Salman Khan, der 2004 mit der Produktion von kleinen Lehrvideos für seine Cousine mit Lernproblemen begonnen hatte, innerhalb von 10 Jahren zum Lehrer für 6 Millionen Schüler würde, 4000 Videos über Mathematik, Naturwissenschaften und Geschichte anbieten und kostenlose, erstklassige Bildung für jedermann an jedem Ort der Welt, in die virtuelle Erweiterung der globalen Dorfschulen von morgen bringen würde?

Doch diese globalen Dorfschulen müssen erst (wieder )gegründet werden, damit der immense Reichtum der globalen digitalen Medien wirklich zum Segen und nicht – wie vielfach heute zu beobachten – zum Fluch für die Regionen wird.

/intern