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Die kulturhistorisch weitreichend angesetzte Frage von nomadischer vs. sesshafter "Gesellschaft" eröffnet insbesondere die Perspektive auf die institutionenunabhängige und herrschaftseinflußfreie Gewinnung von Kriterien für Bildung und Wissen. Die Geschichte von Universität und Akademie zeigt eindrucksvoll, daß diese "Einrichtungen" keine Vorbilder liefern.

Eigentlich sollte es "logisch" klar sein, daß Wissen und Wissenschaft wesensgemäß antiautoritär sind. Personifikation von Qualität, "Ruhm und Ehre" der "Urheber", später ihre "Wettbewerbsfähigkeit", der Übertrag des persönlichen Rufs auf die Vertrauenswürdigkeit von Wissen, machen Wissenschaft als kulturellen Prozess der Schöpfung partizipativer Ressourcen zunichte.

Was heute als Globalisierung oder gar "Demokratisierung" gesellschaftlicher Diskurse wahrgenommen wird - die Inanspruchnahme der sozialen Medien - ist faktisch das genaue Gegenteil: hier wird Glaubwürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit an einen "Prozess" der Person gebunden, voreilend und flächendeckend für die gesamte Kommunikation, noch bevor sich die Frage der Anonymisierung von Wissensentwicklung im Rahmen der "Open Source Bewegung" aufkommt - man könnte meinen, orchestriert, bevor nämlich die Forderung nach Anonymisierung als "Gefahr aufzieht".

Es mutet geradezu als Manie oder besser: als zwanghaft an, anonymes Wissen per se als mindervertrauenswürdig einzustufen.

Dahinter verbirgt sich aber die Angst vor dem "Kontrollverlust" in Form des Verlusts der Diskreditierbarkeit von non-konformem Wissen via Diskreditierung ihres "Urhebers".

Dabei wird kaum bestritten, daß, was logisch richtig ist, nicht von einer universitären Autoriität geäußert werden muß, um Geltung zu besitzen; nur alle Schlußfolgerungen und Wissensarchitekturen, die mit Berufung auf solche universellen Kriterien entstehen, sind unterschwellig Privileg institutionell zertifizierter Autoritäten.

Das ist grundsätzlich ohne jede Plausibilität so; es ist lediglich leicht gangbar, weil die Mehrheit der Menschen nicht selbst Bemühungen um Schlußfolgerung an den Tag legen, sondern dies im "Vertrauen" auf die institutionelle "Gelehrsamkeit" derselben überlassen. Im Effekt bedeutet diese "Bequemlichkeit" indirekt die Enteignung und Privilegierung auch der schon vorhandenen universellen Kriterien, einfach weil das "Volk" sie nicht anwendet.

Es ist ein Trick, mit dem autoritären Strukturen die Deutungshoheit an sich reissen und gleichzeitig den autoritären Charakter durch die Berufung auf die universellen Kriterien zu verschleiern versuchen.

Unsere etablierten Bildungs- und Wissenschaftssysteme sind nichts anderes als eine Enteignung des Logos! Ganz analog zum "ökonomischen Denken" als einer Enteignung der Produktion partizipativer Ressourcen.

Multiple Sozialsysteme sind Ankerpunkte eines Totalitarismus, der nicht anders abgewehrt werden kann als durch Entmachtung eben jener Ankerpunkte: Medizin, Bildung und Wissenschaft, Fürsorge, "Verteidigung" etc. Entmachtung heißt dabei nicht, daß die Systeme als Ausdruck übergreifender Organisation verschwinden müssen,als Autoritäten und Inhaber von Privilegien sind sie inakzeptabel.

Sichtet man die (historischen) Versuche, Bildungssysteme und die "Orte" von Wissenschaft und "Gelehrsamkeit" zu reformieren, dann findet sich allerlei zu Steuerung, wer politischen Einfluß nimmt, ggf. welche organisatorischen Hilfen solchen eindämmen, wie "demokratisch" der Zugang und das Absolvieren gestaltet werden kann - es findet sich NICHTS über die Verankerung von Herrschaft und Willkür in der Struktur des Wissens selbst - bestenfalls in Erwägungen zur "Nützlichkeit", in der Diskussion des Praxisbezugs (sofern nicht auch hier bereits die Ökonomisierung den Ton angibt). Man findet nichts zum Einfluß von Begriffsbildungstypen (z.B. Begriffsrealismus), die ganzen Traditionslinien zu versklaven vermögen. Man findet nichts über die Frage der Anonymität von Wissen, u.s.w. . Das ist um so skurriler, als Philosophie, Wissenschaftsgeschichte und -theorie durchaus Diskurse hierzu innerhalb des herrschenden Systems unterhalten - die Systemdiskussion bleibt davon in paranoider Weise unberührt. Was daran liegen könnte, daß auch die angespielten wissenschaftstheoretischen Diskurse keine Ansatzpunkte anbieten, wie eine herrschaftsfreie Entwicklung von Wissen und Selbstreflexion von Gesellschaften ab ovo gedacht werden könnte.

Und - wie zu erwarten - nicht die geringste Regung findet sich, mit Blick auf andere "Kulturen" Grundlinien in Frage zu stellen oder eben genau dies "ab-ovo" Problematik überhaupt aufzutischen.

Betrachtet man die Geschichte der Cambridger Universität, dann ist es eigentlich eine Lachnummer, daß dort die größte Enzyklopädie der Orientalistik haust. Außerhalb von Europa scheint per Definitionem alles Affenland zu sein.

Daß der Versuch einer gewissen Generation, die "Institutionen" zu unterwandern mitsamt dieser Generation in der Tiefe der Geschichte verschwunden ist, ist irgendwie klar - vielleicht wäre ein Auswanderungsversuch besser gewesen.Die Selbstreflexion einer Gesellschaft ist nicht mit den etablierten Mitteln der Selbstreflexion zu revolutionieren.

Es muss möglich sein, die Universität als Institution in Frage zu stellen

das soll hier mal versucht werden. Ausgehend von einigen Axiomen:

  • jedes Wissen ist ein System von Aussagen - nicht mehr und nicht weniger
  • Wissen als kulturelle Entität hat jede Urheberschaft verloren
  • Wissen vermittelt sich selbst - sonst ist es keines
  • die Aneignung von Wissen ist kein Gegenstand einer Dienstleistung (kostenfrei oder nicht - egal). positiv: die soziale Funktion eines Wissenschaffenden besteht nicht in der Vermittlung von etwas, sondern in der Darlegung des Wegs, wie er auf dieses etwas gekommen ist (Kants Prinzip der Didaktik)
  • Wissen entsteht nicht durch Akkumulation, sondern durch Reduktion
Stellen wir uns mal vor, wir wären auf einer Insel gestrandet und hätten so einigermaßen schon brauchbare Lebensbedingngen, ansonsten aber nichts weiter dabei als alle Lehrbücher der Welt: Wie machen wir aus denen einen Bestand, den wir an die Kinder (usw.) weitergeben, mit dem Ziel die Lebensbedingungen zu verbessern

Das System von Aussagen ist dabei wie ein imaginäres Repository, an dem jeder herumarbeiten kann ...
ICH z.b. werde für mich darauf bedacht sein, daß es systematisch, minimalistisch ist - also das, was ich für micht/uns daraus mache.

Autoritäten gibt es keine, auch keine "Lernhelfer"
das was ich oben als Kants Prinzip dargestellt habe, hat er "Didaktik" genannt
heute wird das mit der Lernpsychologie in eins geworfen - das ist eines der großen Probleme

aus dem Konzept "Didaktik" folge auch die Behauptung, daß sich Wissen selbst vermittelt
und die Vorhaltung, daß es sich bei "Lehrern" (der Universitäten) um Priester handelt
die Priesterautorität entsteht aus dem Vernebeln der Didaktikfrage
An die Stelle von "Universität" (o.dgl.) gehört der Begriff "Kulturelles Gedächtnis"dann haben die Brücke zur OpenSource Bewegung verstanden.

Die Universität ist ein Antimuster

Wir sehen dass man dem Wissen nicht mehr trauen kann. Wir sehen dass der Staat die Wissenschaft als Marketing für politische Agenden bebraucht. Sie dient dazu, das Vertrauen der Bevölkerung in die Sachbezogenheit dieser Agenden (als Religionsersatz)

Wo kriegen wir aber dann verlässliche Kriterien her?

Lasse ich in einer für mich relevanten Beziehung (Behörde, Individuum) mich darauf ein, ob ich auf die von unserer Gesellschaft vorgegebenen Kriterien für Vertrauenswürdigkeit (Wissensgarantien, Verlässlichgarantien) verzichte?

Wie stelle ich eine willkürfreie Kommunikation her?

das erste wodurch sich Willkürfreiheit definiert ist das Nicht-Tun, um den anderen nicht unter Zugzwang zu bringen.

"Worüber willst Du reden" ? "Worüber will ich reden ?"


William James "Principles of Psychology" deckt bereits alle Fragen der Verneurowissenschaftlichung - allerdings unideologisch - ab.

Die Vulgären der Gegenwart hingegen lesen sich so:

"... In den letzten Jahrzehnten haben Philosophen, Psychologen, Kognitionswissenschaftler, Kliniker, Neurowissenschaftler und selbst Ingenieure Dutzende von Artikeln und Büchern veröffentlicht, die darauf abzielten, Bewußtsein zu "identifizieren", zu "erklären" oder neu zu "überdenken". Die meisten dieser Schriften sind entweder rein spekulativ oder es mangelt ihnen an jedem detailierten wissenschaftlichen Programm zur systematischen Identifizierung der neuronalen Basis des Bewußtseins ..."

" ... Auch wenn starke dualistische Positionen logisch schlüssig sind, sind sie von einem wissenschaftlichen Standpunkt aus unbefriedigend ..."

Christof Koch, Bewußtsein - ein neurobiologisches Rätsel

Er sucht auf 350 Seiten nach einem Korrelat, kann mit keinem Wort sagen wofür es das Korrelat sein soll; s.Zit. o.: 'identifizieren', 'erklären' und 'überdenken' sind apostrophiert; richtig müßte er 'Bewußtsein' apostrophieren und damit im Nachsatz des ersten Zitats das sich selber gestellte Bein zur Schau stellen. Daß er ein vollintelligenter Idiot ist, zeigt sich dann so richtig beim zweiten Zitat. Immerhin läßt er ja durchblicken, daß "wissenschaftlicher Standpunkt" im Kontrast zur Logik steht.

Und der Mann ist einer von den "renommierten" - gehört eigentlich in die Idiotenseilschaft von Wolf Singer, Gerhard Roth et.alt. (den Hüther lassen wir mal außen vor)

Das ist ein Beispiel - für alt/neu-europäische Universität. Wer nicht daran glaubt, kommt in die Psychiatrie (dieser Universität). Es ist, obgleich vordergründig etwas farblos, ein gutes Beispiel, weil die Neuros als Speerspitze des "Fortsschritts" gelten und weil die einschlägige Literatur durchgängig von diesem Niveau ist.

DieWeVeLe und die SDGs

es ist wirklich eine sehr ambivalente Angelegenheit, insbesondere durch den Bezug auf die UN Initiative.

Keiner der 17 Punkte der UN repräsentiert Nachhaltigkeit positiv - im Gegenteil; verlockend aber beinahe am intrigantesten ist Punkt 4, "lifelong learning" ist ein nonsense Begriff, der sich zwar theoretisch als "permanenz von logos" ausdehnen läßt - das ist aber nicht gemeint: wenn es nicht peinlich und borniert klänge, würden sie "learning by doing" noch dazu schreiben -- gemeint scheint vielmehr die Unterwerfung unter die ständig analog zum ökonomischen Wachstum, künstlich vergrößerte Datenblase, die "Teiligkeit", "Abhängigkeiten" und selbstreduktionistische Bescheidenheit der "Lernenden" verherrlicht.

Versuchen wir von ganz anderer Seite heranzugehen: es kann freilich jeder die Wörter gebrauchen, wie er will; dasjenige, worüber ich reden will (mit Blick auf "Nachhaltigkeit")- weil es das ist, was die Selbstbestimmung an der Wurzel betrifft - ist eine handlungstheoretische Kategorie, keine sozial- oder kulturpolitische; gleichwohl hat die handlungstheoretische Kategorie, konstruktivistisch methodisch weitergedacht, die "gewünschten" makroskopischen Wirksamkeiten. Umgekehrt ist es nicht so !

Die 17 "Goals" liefern keine "autonomistische" Nachhaltigkeit i.S. der Handlungstheorie. Weiterhin läßt sich ethisch der Weg von der Handlungstheorie zu makroskopischen Forderungen nachvollziehen, das umgekehrte wiederum nicht, die Goals blieben reine Dogmatik.

Der Zirkel des Willens

Noch eine, vielleicht etwas ironische Untermalung: seit Beginn der Seuche der "Benutzerorientierung" der IT, d.h. der Verpackung des remarketings von enteigneten Benutzerkompetenzen, erzähle ich das Märchen von der Entertaste: "wer diese Taste drückt, muß sagen können, wie er das System in den Zustand zuvor versetzt, wer solange trial&error-t, bis er hat was er gerade braucht, dem gehört das System polizeilich konfisziert" -- dementsprechend müßten vielleicht 90% der freiwilligen Smartphonehalter und Tabletuser wegen Verbrechen gegen die Nachhaltigkeit verhaftet werden - indizienhalber, denn so, wie sie mit dem Smartphone umgehen, machen sie alles andere im Alltag.

Also, wir müssen diejenigen suchen, die "wirklich wirklich" gute Gründe haben, für das was sie tun, und nicht diejenigen, die tun, was sie einfach wirklich wirklich wollen und damit denen in die Hände wirken, die wirklich wirklich wollen, daß man uns i.S. des Neobiologismus als Haustiermasse halten kann.

Es ist wie mit dem lieben Gott: ich hab bis heute noch niemanden gefunden, der mir sagen konnte, was es heißen soll, daß er "will", ohne dabei ex&hopp abgrundtief in einen Zirkel zu fallen.