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siehe auch : Weblog

24.1.2009

Dear all,

Wir schreiben das Jahr 2009.

Dank Franz Nahradas unermüdlichem Netz-Geist sind in den letzten Tagen und Wochen einige neue Communities Online enstanden, die sich weidlich entwickeln und hoffentlich bald neue Früchte tragen: Transition Towns, Power Down (hier geht es um Anpassung an Peak Oil und den Umstieg auf eine erneuerbare Ressourcenbasis, die Franz prompt unter die Headline Power Up gestellt hat), Solcom (wo wir die Solidarische Ökonomie mit dem Commons-Ansatz verbinden) und die Unsichtbare Intelligenz (eines Netzwerks nicht-universitärer Intellektueller).

Es scheint hier die Arbeit der letzten Monate, ja, der letzten Jahre, zusammenzufließen und an sozialer Wirksamkeit zu gewinnen. Synergien werden sichtbar, und die Zusammenarbeit macht Spaß.

Nun ist allerdings eine Phase der Konsolidierung angesagt. Die Netzwerke müssen wachsen, weitere Knoten bekommen, ihre Verbindungen müssen erstarken. Leut müssen sich kennenlernen und ins Reden kommen, gemeinsam weiterdenken.

Ziel ist, die separaten Biotope kritischer Reflexion und Handlung, die in der Krise auf eine wachsende Nachfrage nach ihrer Expertise und ihrer sozialen Dynamo-Funktion treffen, zu vertiefen und zu einem System des Innovation Flows zu verbinden, der die unheimlichen Gewässer des Kapitalismus in einen Fluss des Lebens verwandeln kann.

Bis bald und Euch das Beste, Andreas

27.11.2008

Dear all,

Mit leichtem Bedauern stelle ich fest, dass ich mich an mein Versprechen, jeden Monat einen Eintrag zu verfassen, nicht gehalten habe. Sei's drum. Hier geht's nur nach Lust und Laune.

Was soll ich Euch erzählen. In den letzten beiden Monaten ist viel passiert. Ich arbeite an ich weiß nicht wievielen Projekten gleichzeitig. Das will kein Dauerzustand sein, bringt mich aber momentan vorwärts, möcht ich jedenfalls hoffen. Ich möchte ab und an hier darüber schreiben. Aber das hat noch Zeit.

Soeben habe ich das neu erschienene Buch von Minqi Li, "The rise of China and the demise of the capitalist world economy" erhalten. Einem ersten Blick nach ist das extrem interessant. Einen älteren Artikel von Li hatten wir (Sinet) schon vor einiger Zeit im Netz entdeckt. Wir waren freudig überrascht, dass Li ziemlich ähnlich argumentiert wie wir, was die Grenzen des Kapitalismus angeht.

Ich halte die Weltsystemtheorie, in deren Rahmen Li sich zum Teil bewegt, für ausgesprochen interessant. Rein ökonomische Zugänge zum Verständnis der aktuellen Krise dagegen reichen viel zu kurz, wie mir vor gar nicht so langer Zeit erst aufgegangen ist. Und die Ökologie wird von allen Linken sträflich unterbelichtet. Selbst von jenen, die meinen, das "schon integriert" zu haben. (Man hat da oft den Eindruck, diese Leute müssten eine Art "Programm" abarbeiten, so in der Art von: so, jetzt fehlt nur noch ein bisschen Ökologie, nachdem wir den Feminismus "integriert" haben und so fort. Dabei kommt das heraus, was sie hineinstecken. Nicht viel.)

Li ist auch in dieser Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung. Jemand, der vom Kapital genauso viel versteht wie von Sonnenkollektoren. (Ich spitze zu.)

Im deutschen Sprachraum gibt es überhaupt nur einen, der eine solche Verbindung herzustellen wusste und immer wieder herstellt: Elmar Altvater. Eigentlich sehr seltsam, dass da nicht mehr Leute auf diesem Pfad gegangen sind. Aber das eben ist ein Zeichen dafür, wie gering das gesellschaftliche Bewusstsein für die Naturbeziehung der Menschen ist. (In diesem Fall sind die so genannten Linken freilich weit hinter dem Mainstreambewusstsein, das wenigstens ethischen Konsum und ökologischen Einkauf auf viele seiner Fahnen geheftet hat, zurückgeblieben.)

Nun, aber ich will hier nicht lamentieren. Es wird sich alles bessern. (Ich weiß auch nicht, wo ich meinen Optimismus hernehme.)

Eine besondere Freude war in letzter Zeit eine Veranstaltung zur Solidarischen Ökonomie in Kassel. (Dort jedenfalls ist die Ökologie tatsächlich weitgehend integriert.) Clarita Müller-Plantenberg hatte eingeladen. Sie hat mit ihren MitarbeiterInnen soeben eine Kartierung der solidarökonomischen Betriebe in Nordhessen abgeschlossen. Das geschah nach brasilianischem Vorbild. Dort gibt es ein eigenes Staatssekretariat für Solidarische Ökonomie, das Paul Singer leitet.

Singer war auch in Kassel. Eine beeindruckende Person. Nicht weil er sich beeindruckend gibt, sondern - ich weiß es nicht. Wahrscheinlich ist er mir einfach sympathisch. Er ist seit vielen Jahren emeritiert. Ich schätze ihn auf an die 80. Was mir gefällt, ist sein Realitätssinn, der sich mit dem Eintreten für eine große Vision harmonisch paart. Ich bin gespannt, ob er auf unser Buch "Die Grenzen des Kapitalismus" reagiert. Dass er es mit Interesse lesen wolle, hatte er jedenfalls versichert. Der Flug nach Brasilien dauert 11 Stunden.

So, nun aber Schluss für heute. Und bis bald, Andreas

04.9.2008

Dear all

Ich sehe, dass ich meine Tagebucheintragungen sträflich vernachlässige. Das sollte sich ändern. Zumindest einmal pro Monat möchte ich Euch ein wenig am Laufenden halten, was bei mir so läuft.

Da komm ich doch am Besten gleich einmal zurück zur Staatstagung, von der ich Euch letzthin geschrieben habe. Die war in der Tat recht spannend. Zwar war das vorrangig akademische Publikum atmosphärisch ein wenig rigid. Aber ich fand es eigentlich auch recht gut, einmal konzentriert den Vorträgen beiwohnen zu können. Referiert habe ich in einem Workshop, der sich den gesellschaftlichen Naturverhältnissen widmete.

Mein Input entsprach in etwa dem, was ein wenig später in der Zeitschrift "Analyse & Kritik" mit dem Titel "Ressourcenkrise als Formationsbruch" veröffentlicht worden ist. Ihr findet diesen Text auch hier im Dorfwiki.

Der Workshop war leider die einzige Gelegenheit, wo auf der Tagung - meines Wissens - die Ressourcenkrise und deren Auswirkungen auf politische und ökonomische Strukturen zur Sprache kamen. Und auch dort verlief die Debatte sehr kontrovers. Von Christoph Görg kam die Bemerkung, mein Beitrag wäre "Club of Rome plus Marx". Das war wohl abwertend gemeint; theoretisch wollte Görg offenbar darauf hinaus, ich verabsolutiere die Strukturzwänge der kapitalistischen Produktion oder begreife diese unzureichend. Das war nun aber eigentlich nicht mein Anliegen und ich wies das zurück. Ich antwortete, ich würde nicht dafür halten zu behaupten, es wäre für die Reproduktion kapitalistischer Verhältnisse unerheblich, mit welcher Rate das Kapital akkumuliere oder ob es Profit gäbe oder nicht. Das war natürlich ebenfalls polemisch, aber an dem Punkt war leider keine wirklich konstruktive Debatte mehr möglich. Aber das kann ja noch werden.

Umso mehr, als ich den Eindruck habe, Christoph Görg begreift die Naturverhältnisse und deren Krise in meinen Augen weit angemessener als so manch andere.

Dazu noch ein kleines Schlaglicht: Das letzte Plenum der Tagung widmete sich der Frage, was Radikaler Reformismus heute heißt. Görg meldete sich aus dem Publikum zu Wort und überraschte mit der Bemerkung, dass er den Radikalen Reformismus als Begriff für überlebt hält. Reform sei heute nichts Positives mehr und radikal sage nur mehr wenigen Leuten etwas hinreichend Konkretes, wäre nicht mehr passend. Und auch die Vorstellung von Fortschritt, die der Begriff nahe lege, halte er für unangemessen.

Statt dessen sei ihm im Verlauf der Tagung Walter Benjamin eingefallen, der die Revolution damit verglichen hätte, die Notbremse eines fahrenden Zuges zu ziehen. Diesen Gedanken hielte er für verfolgenswert. Dem schließe ich mich an.

Soweit mal allen alles Gute, Andreas

17.7.2008

Heute erster Tag der "Räume und Zeiten des Staates" in Wien. Eine Tagung, die das Renner-Institut mitgestaltet. Interessant, wofür die Sozialdemokratie heute noch zu gebrauchen sein kann. Man wird sehen, was die folgenden Tage bringen.


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