Willkommen im Globalen Dorf / 43 Welche Lokalisation |
||||||||||||||||||
Home Neues TestSeite DorfTratsch Suchen Teilnehmer Projekte GartenPlan DorfWiki Bildung+Begegnung DorfErneuerung Dörfer NeueArbeit VideoBridge VillageInnovationTalk AlleOrdner AlleSeiten Hilfe Einstellungen SeiteÄndern |
Ankündigung: ˧
Wir bleiben im Utopie Zyklus und fragen wieder einmal nach der Gemengelage, die trotz und gegen die feindselige Verblockung der Welt eine andere Zukunft nicht nur denkbar, sondern real möglich macht. Es ist nicht übertrieben zu sagen dass die Zukunft unseres Planeten von Idee der politisch - ökonomisch- kulturellen Dezentralisierung und Selbstorganisation abhängt und dass diese Idee trotz des scheinbar triumphierenden Siegeszugs der Megamaschinen immer wieder neue Lebenszeichen von sich gibt. ˧ < Sendung 42 (Mike Boyle) .....Sendung 44 (Solarpunk) > ˧ ˧
Hier ist wieder einmal Franz Nahrada aus Bad Radkersburg, ich begrüße alle Hörerinnen und Hörer meiner Sendung auf das Herzlichste und hoffe Ihr habt einen guten Start in den Sommer. Mein Frühsommer war bis jetzt suboptimal, ich habe wieder viele Tage und Wochen verloren durch einen Frühlingsinfekt, der zu heftigen Komplikationen geführt hat und grad massive Beschwerden im Ohr verursacht. Mittendrin bin ich nach Wien gefahren, um mir die Maker Faire und andere Events zu geben, hab aber kurz danach einen Rückschlag erlitten und bin jetzt mal hier hängengeblieben. Eine geplante Reportage aus dem ungarischen "Smart Village" Alsomocolad musste ich deswegen aufgeben. Und dieser Aufenthalt in Wien hat mir wiederum auch gezeigt, dass die monströsen Seiten der Großstadt immer unerträglicher werden, wenngleich ich nach wie vor fasziniert bin von der Kreativität, Leistungsfähigkeit und Vielfalt. Gerade auch meine Krankheit konfrontierte mich mit der Kehrseite dieser Angelegenheit, einer fast unerträglichen Spezialisierung und Zersplitterung und einer massiven Senkung der sozialen Standards. ˧ Also knüpfe ich einfach an die letzten Sendungen an, die sich den politischen und sozialen Fragestellungen einer synchronen und kooperativen globalen Dezentralisierungsbewegung gewidmet haben. Also heute möcht ich einfach in lockerer Folge einige durchaus unterschiedliche Fragen beantworten, die im Anschluss an schon besprochenes aufgetaucht sind. Also beantworten ist vielleicht zu viel gesagt, aber kleine Hinweise auf die umfassenden Antwortmöglichkeiten zu geben. Ich habe die heutige Sendung unter den Titel "welche Lokalisation" gestellt. Ich glaub am Schluss wird auch verständlich werden warum. Und warum tatsächlich viele Dinge richtig laufen müssen, soll diese Bewegung im kleinen wie im Großen Erfolg haben. ˧ (Intro ends) ˧
Immer wieder geht es in unserer Sendereihe um das Spannungsfeld, das zwischen den Menschen entsteht, die "einheimisch" im ländlichen Raum sind und jenen die aus der Stadt zuziehen. Eine Prämisse dieser Sendereihe ist es ja, dass sich die Wiedergeburt des ländlichen Raumes als vollwertiger Lebensraum aus beiden Quellen gleichzeitig speisen muss, sowohl aus der Tradition und dem angesammelten Wissen der Generationen eines lokalen Raumes als auch aus der frischen, befruchtenden und flexiblen Sichtweise der neu Zugezogenen, die möglichst mit einer gemeinsamen Intention sich von diesem Raum angezogen fühlen. Wir haben in früheren Sendungen dieser Reihe gesehen dass es auf Kommunikation und Dialog ankommt, auf kulturelle Schnittstellen und Aktivitäten zwischen beiden Gruppen, auf die respektvolle Auseinandersetzung mit Positions- und Verlustängsten bei den Einheimischen, auf die gerechte Verteilung von Ressourcen, auf die Entwicklung von Gemeinschaftsprojekten, auf Partizipation und auf sensibilisierende Bildung. ˧ Eine wirklich inspirierende Webseite im deutschen Wendland, die ich unlängst kennengelernt habe scheint mir diese Anregungen gut zu erfüllen. Die Macher stellen sich folgendermaßen vor: ˧
Im Jahr 1977 wurde die Bevölkerung und die Ökologiebewegung mit der Absicht konfrontiert, im Wendland ein nationales Endlager für hochradioaktiven Atommüll und eine Wiederaufarbeitungsanlage zu errichten. Die Protestbewegung dagegen führte die zwei so unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen, einheimische Bauern und angereiste Aktivisten, zusammen, aus losen Kontakten und Übernachtungen werden Freundschaften, aus Skepsis wird Akzeptanz. Schließlich entschließen sich viele der großstädtischen Aktivisten, zu bleiben. Sie bauen sich Existenzen auf und erreichen, dass die Region in Sachen ökologischer Landwirtschaft, erneuerbare Energien und nachhaltiger Tourismus zur Vorzeigeregion wird. Oder in der Selbstdarstellung: ˧
Ein erstes Beispiel: ˧
Das waren ein paar Rosinen. Wer Appetit bekommen hat auf eine Region die wirklich als Vorbild für produktive Lokalisierung dienen kann der möge sich eine halbe Stunde Zeit nehmen und " http://willkommen-im-wendland.de/" durchblättern .... /WeitereWendland ˧ (Musik) ˧
Ich habe ja seit Beginn dieser Sendereihe immer wieder darauf hingewiesen, dass die ständig breiter werdende Kluft zwischen städtischen und ländlichen Lebenswelten, die zunehmende Defizite und Probleme auf beiden Seiten erzeugt, nur durch eine völlig neue Rollenverteilung zwischen Stadt und Land zu beheben wäre. Das Konzept der globalen Dörfer baut auf den enormen Möglichkeiten der raumüberwindenden Kommunikationstechnologien auf - damit müssten sich doch auch jede Menge Zugänge zu städtischen Institutionen herstellen lassen, die mit ihrem Wissen lokale spezialisierte und differenzierte Problemlösungsfähigkeit unterstützen. Ich möchte mit dieser Passage nur erinnernd ein paar Selbstverständlichkeiten in Erinnerung rufen, um technokratische Verkürzungen dieser Prämisse zurückzuweisen. ˧ Erstens funktioniert das nur in Kombination mit der Aktivierung der Menschen, die tatsächlich Probleme effektiv lösen können. Die Benutzung der städtischen Wissensbasen ist eine Angelegenheit, die nicht wiederum an externe Spezialisten delegiert werden kann. Es braucht vielmehr lokale Generalisten in allen Bereichen, und es braucht ein Zusammenspiel dieser lokalen Generalisten. ˧ Deswegen bedarf es zweitens der verdichtenden und kooperationsfördernden räumlichen Interventionen. Leerstehende Gebäude können zu multifunktionalen Räumen umgewandelt werden, die von verschiedenen Gruppen genutzt werden können. Zum Beispiel könnten alte Scheunen oder Lagerhäuser zu Gemeinschaftszentren, Kulturzentren, Werkstätten oder kleinen Unternehmen umgebaut werden. Dies fördert die lokale Wirtschaft und schafft Orte für Aktivitäten und Zusammenkünfte. Wir haben ja oft den Begriff von "Lebendigkeitszentren" oder "neuer Dorfmitte" verwendet, um die unglaubliche Kraft von spontaner Aktivierung der Möglichkeiten der Zusammenarbeit und Ergänzung zu charakterisieren. Ich erinnere an ein Konzepte wie "Dorfladencafe als Elektromobilitätszentrale", das einmal einen Mobilitätspreis gewonnen hat, das in diese Richtung deutet. ˧ Erst in einem solchen flexiblen Ambiente können sich drittens die Synergiepotentiale von städtischen Institutionen und ländlichen Front Ends wirklich entfalten. Oft bedarf es wie schon dargestellt auch der vermittelnden Bühne der Kleinstadt. Wobei "Bühne" oft mit reinem Spektakel verwechselt wird, was es aber nicht ist, wenn abwechselnd verschiedene urbane Funktionen für die Region im Mittelpunkt stehen. Oder eben auch der Schwerpunktsetzung in zueinander komplementären Themendörfern in der Region, starker thematischer Zentren in denen eine geteilte kulturelle Vision eine Vielfalt von einander ergänzenden Aufgaben zu tragen imstande ist. Wer in Österreich ist visionär genug, eine solche Entwicklung zu forcieren? ˧
Ich wiederhole das einfach hier zwischendurch wieder einmal, weil ich nicht das Gefühl habe, dass die Potentiale dieser korrespondierenden Muster für eine Reaktivierung des ländlichen Raumes auch nur im entferntesten ausgenutzt werden. Wir sind viel zu sehr auf Unternehmen fixiert und viel zu wenig auf das Ambiente, in dem sie blühen und gedeihen können, die lokalen Wissensbasen, gemeinschaftlichen Ressourcen und Traditionen. Wo gibt es denn tatsächlich schon kleinregionale Strategien, in denen etwa Gesundheitsdörfer systematisch entwickelt werden? Ein wenig habe ich noch gespürt in Oberösterreich, wo die OTELOS von den Gemeinden als kleiner symbolischer Akt der Pflege und Weitergabe der lokalen Wissensbasis technologiebewusster Gemeinden in bestehenden Vernetzungen produzierender Gewerbe gesetzt wurden. Aber die Idee der Landstadt mit Dörfern als besonders ausgezeichneten Quartieren zur kooperativen Entfaltung von Möglichkeiten, wie sie in früheren Ausgaben dieser Sendung thematisiert wurde, sie scheint mir noch nirgends so richtig gegriffen zu haben - auch und gerade dort nicht, wo durch die exzessiven Gemeindezusammenlegungen vielleicht Voraussetzungen dafür entstanden wären. ˧ Ich lasse es heute mal bei dieser knappen Erinnerung und gehe zur nächsten Frage weiter. ˧
Unter dem Titel "Die Regionalisierungsfalle" las ich vor einigen Tagen einen Artikel, der mir viel von dem widerzugeben scheint, was sich an Misstrauen und Vorbehalten gegenüber globalisierender Wirtschaft und Politik in unserer Gesellschaft akkumuliert hat. Zugleich macht mich der Artikel ärgerlich. Er beginnt so: ˧
Es stimmt, so manche dieser Netzwerke und Institutionen sind finanziert und rekrutiert und reguliert aus wenig transparenten Quellen. Und ja, wir haben mitbekommen dass in den letzten 3 Jahren unter Titeln wie Schutz der Gesundheit eine enorme Aushöhlung individueller Souveränität und ein immenser Transfer von Reichtum zu den ohnehin schon Superreichen und Mächtigen stattgefunden hat. Aber rechtfertigt das den Standpunkt, der Idee der Regionalisierung und Lokalisierung per se eine negative Punze aufzudrücken? Und quasi ex negativo eine Lobrede auf den Nationalstaat als menschgemäße Form der Vergesellschaftung zu halten? ˧ Das Schreckgespenst einer "Transformation erster Städte zu Smart Citys und deren Aufteilung in einfach zu kontrollierende und genauso einfach abzuschottende 15-Minuten-Gettos" ist natürlich für viele Menschen angesichts der durchgemachten Lockdown - Erfahrungen nicht ganz unplausibel. Für die Propagandisten der diesbezüglichen Ängste sind Gebietskörperschaften ähnlich käuflich und kontrollierbar wie Politik und Medien, und der Klimanotstand eine rechtfertigende Erfindung. ˧ Aber die Stadt der kurzen Wege kann logischerweise keine Zwangsveranstaltung sein, sondern sie funktioniert nur über die Verdörflichung städtischer Quartiere. Sie impliziert auch logisch kein Mobilitätsverbot, allenfalls eine graduelle Umstellung in den Modi der Mobilität. Warum sollte es nicht zu einer Renaissance der Luftschiffahrt kommen, warum nicht zur besseren Integration von Individual- und Massenverkehrsmitteln? Warum nicht zu schwimmenden Städten und sogar nomadischen Gemeinschaften? ˧ Die Angst vor einer von oben aufgezwungenen Pseudo - Regionalisierung übersieht, dass Lokalisation tatsächlich auch einen Souveränitätsgewinn bedeutet. Ich lese gerade mit einer gewissen Sympathie das Buch "Deglobalisierung" von Peter Mattmann - Allamand, einem Schweizer Exponenten der Neuen Linken in den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts, der auf eine sehr schöne Art und Weise den Ausgangspunkt der Confederatio Helvetica beschreibt: ˧
Wir müssen uns also nach dem Äquivalent einer zur Entstehung der Schweiz analogen Entwicklung in der heutigen Welt fragen. Ich habe das in der Sendung über Leopold Kohr schon angedeutet, dass die bewusste Dekonstruktion der Machtballungen und Megametropolen eine der wichtigsten Aufgaben der Gegenwart ist und bleibt. Wer Macht mit mehr Macht zu beantworten sucht der hat sich in einen Teufelskreis begeben aus dem es kein Entrinnen gibt und die letztlich zu lokalen und globalen Kriegen führt. Wer die Basis seiner Existenz in externen Reichtümern sieht, verachtet nicht nur das Potenzial dass uns die Erde überall zur Verfügung stellt, sondern muss auch diesem Reichtum die Form eines gewaltsamen Unterdrückungssystems geben. ˧ Das Äquivalent zur schweizerischen Entwicklung in der heutigen Welt ist das Bewusstsein das eine globale kooperative Kultur überall auf der Welt im Zusammenspiel mit der Natur gewaltigen Reichtum aus lokalen Gegebenheiten zu schaffen imstande ist. Dieses Bewusstsein muss gleichzeitig in den Zentren und in den Peripherien entstehen. Eine hochgradig vernetzte Welt verbindender Infrastrukturen hat uns erstmals mit völlig neuen Möglichkeiten des Zusammenwirkens konfrontiert, so wie wir erstmals die Bilder unseres Planeten aus dem Weltraum sahen. Die Erhaltung und der Ausbau dieser Infrastrukturen der Globalen Kommunikation ist daher das erste Lebensinteresse jeder einzelnen Gemeinschaft, egal wie hoch ihr Autonomiegrad auch immer sein mag. Wir sind ein planetarer Organismus - ob wir es wollen oder nicht. ˧ Die Entstehung der globalen Dörfer ist daher nur als Resonanzphänomen denkbar. Als ein Einüben in Kooperation und Autarkie zugleich. Dann hat auch Etikettenschwindel keine Chancen. ˧ Und eine Sache ist schon ganz erstaunlich die wir aus Geschichte der Schweiz lernen können: dass sich Lokalitäten, Städte und Talschaften mit ganz verschiedene verschiedenen sprachlichen und kulturellen Hintergründen zu einer so lange stabilen Struktur zusammen finden konnten. Wir werden uns das in einer späteren Sendung bei nährerer Betrachtung des Idee der "Network Nations" oder "Cloud Nations" anschauen, welche große Bedeutung gerade diese Heterogenität möglicherweise für unsere Zukunft hat. ˧
(In der Sendung ganz an den Schluss gerückt) ˧ Ich möchte jetzt - quasi als Reality check - eine kleine Geschichte aus meiner unmittelbaren Nachbarschaft erzählen; wie eingangs schon gesagt bin ich ja für einige Wochen in Wien hängen geblieben und habe mich nur sehr sparsam in der Umgebung bewegt. ˧ An einem wunderbaren Mittsommernachmttag treffe ich mich mit meiner Nachbarin zu einem kleinen Spaziergang. Wir gehen in den Wald Garten am Marchfeldkanal. Ein erfrischender Grünstreifen zwischen zwei mehrstöckigen Wohnhäusern, bepflanzt mit wunderbaren Obstbäumen. Meine Nachbarin erzählt mir wie aufwändig der Prozess war dieses Projekt überhaupt in die Gänge zu bringen. Mit viel Abstimmung und bürokratischem Prozedere. Doch schon bald wurde das Projekt sich selbst überlassen und nur wenige freiwillige haben sich damit identifiziert. Meine Nachbarin zeigt mir die Krankheit der Marillenbäume um die sich niemand kümmert. Sie erzählt mir von den ersten Jahren als sie zunächst versuchte Mit dem Wasser Anschluss des Nachbargrundstücks die Bäume zu bewässern. Die Reaktion der Anwohner war feindselig: "Sie stehlen unser Wasser!". Daraufhin holte sie so gut es ging Wasser mit Schubkarren aus dem Kanal. Einige Bäume starben, einige überlebten. Eine Zeitlang essen wir die überreichlich vorhandenen Maulbeeren dann am Weg zurück spreche ich zufällig vorbeigehen und Bewohner auf diesem Waldgarten an er zuckt mit den Achseln und sagt: "man weiß ja nicht genau wie er dafür zuständig ist". ˧ Diese Geschichte hat mich mindestens genauso bewegt wie der Anblick von vielen tausenden neuen Wohnungen in den Wiener Randbezirken, die anderswo das ohnehin nur mehr spärlich vorhandene Grünland vernichten. Die Anonymität und Convenience der Stadt mit ihren unzähligen Menschenaufbewahrungsschachteln kommt um den Preis zunehmenden Gefühllosigkeit und Verantwortungslosigkeit des Einzelnen und der Ohnmacht, überhaupt noch handlungsfähige Gemeinschaft zu bilden, die Verantwortung für ihre Umgebung übernimmt ˧ Theodor Adorno hat von der verwalteten Welt gesprochen. Wieder einmal empfinde ich wie sternenfern meine Zukunftsträume vom Denken und Trachten so vieler Menschen in der heutigen Zeit sind. Oder sind sie es doch nicht? ˧
(in der Sendung extrem gekürzt) ˧ Ich kehre zurück zum 21. Juni, dem weltweiten Tag der Lokalisierung. Ach ja, da liegt ja schon seit vielen Monaten das Kosmolokale Lesebuch ungelesen bei mir herum, ich könnte ja einfach mal reinschauen.[3] ˧ Sofort springt mir der Aufsatz "Kosmo-Lokalisierung & Lokalisierung: Auf dem Weg zu einer kritischen Konvergenz" von Helena Norberg-Hodge und drei Mitautoren in die Augen. Ich finde dass er sehr gut das Spektrum absteckt in dem wir uns hier gedanklich bewegen, habe ihn übersetzt und zitiere draus. (das folgende ist großteils übersetzter Text) ˧ Eine offensichtliche Frage, die sich in der Literatur zur Kosmolokalisierung stellt, ist die nach der Notwendigkeit der Vorsilbe "cosmo". Wie unterscheidet es sich Unterschied zur einfachen Lokalisierung? ˧ Viele der Schlüsselwörter, die häufig in der kosmolokalistischen Literatur auftauchen - Teilen, Autonomie, Gegenseitigkeit, kleinräumig, dezentral, widerstandsfähig, nachhaltig und lokal kontrolliert - sind Leitprinzipien und Werte, die der Lokalisierungsbewegung zugrunde liegen. Also was sind die Unterschiede? '' ˧ In der Literatur zur Kosmolokalisierung wird das "kosmische" oder kosmopolitische Element als notwendig erachtet, ˧ 1) um zu verhindern, dass die Lokalisierung Isolationismus, Insularität, Nativismus oder Fremdenfeindlichkeit zu verhindern, und um stattdessen globale Solidarität, Zusammenarbeit, Toleranz und humanistische Werte zu unterstreichen; und ˧ 2) um zu vermeiden, dass man sich lediglich auf die Relokalisierung des eigenen Lebens oder Gemeinschaft konzentriert - eine Form von entpolitisiertem Individualismus -, anstatt sich mit den gewaltigen politisch-ökonomischen Kräften auseinanderzusetzen, die den Planeten an den Abgrund treibt. ˧ Lokalisierungsinitiativen müssen, mit anderen Worten, eingebettet sein in Netze des gegenseitigen Lernens, des offenen Austauschs und der Solidarität, um eine Bewegung zu bilden die der Aufgabe eines systemischen Wandels gewachsen ist. Sie müssen kosmopolitisch auf die Welt schauen, auch wenn sie lokal agieren. ˧
Jose Ramos sieht die folgenden beiden Unzulänglichkeiten in der Lokalisierungstheorie auftreten: ˧ Er schreibt, dass "Befürworter der Lokalisierung für die Notwendigkeit plädieren, importierte Güter zu eliminieren und den Handel und die Produktion für eine Vielzahl von Gütern zu lokalisieren", dass aber aus einer Kosmolokalisierungsperspektive "die Abkopplung von einer globalen Wissens-/ Designgemeinschaft ... grundsätzlich schädlich wäre für die Ziele der lokalisierten Nachhaltigkeitsbemühungen". ˧ In Ermangelung eines kosmopolitischen Ethos, befürchten er und andere kosmolokalistische Wissenschaftler eine "Relokalisierung des Lebensbootes" - ein nach innen gerichteter und egozentrischer Rückzug, verbunden mit der Kritik dass die Lokalisierungsbewegung bisher dieses Element der politischen Aktion und des Widerstands vernachlässigt hat. ˧ Aber sind diese Charakterisierungen der Lokalisierung angemessen? Wie sehr unterscheidet sich die Kosmo-Lokalisierung von der früheren und aktuellen Lokalisierungsbewegung? In seinem Aufsatz von 2019 diskutiert Gideon Kossoff einige der früheren Lokalisierungs Theoretiker und zeigt, wie sie alle auf einem starken kosmopolitischen Ethos beharrten, die verständlichen Sorgen über Isolationismus vorwegnahmen und klare konzeptionelle Unterscheidungen zu rechten Versionen von Lokalismus oder Antiglobalisierung. ˧ Kossoff schreibt: "Kosmopolitischer Lokalismus ist die Theorie und Praxis der interregionalen und weltweiten Vernetzung zwischen ortsgebundenen Gemeinschaften, die Wissen, Technologie und Ressourcen teilen". ˧ Später verweist er auf Manzinis kosmo-lokalistische SLOC-Formulierung - klein, lokal, offen und vernetzt -, die es "Gemeinschaften ermöglicht, lokale, selbstverwaltete Wirtschaften und Lebensstile zu entwickeln, in denen die verarbeitende und landwirtschaftliche Produktion weitgehend für den lokalen Verbrauch bestimmt sind. Solche lokalen Gemeinschaften wären global vernetzt, um Wissen und auch Ressourcen (wenn angebracht) auszutauschen und zu teilen. Schließlich betont er, dass eine kosmopolitische lokalistische Gesellschaft "ein planetarisches Netzwerk von kulturell vielfältigen und selbstorganisierten Gemeinschaften ist. ˧ Wenn wir uns einen frühen Schlüsseltext der damals aufkeimenden Anti-Globalisierungs- und und Re-Lokalisierungsbewegungansehen, das 1996 erschienene Buch 'The Case Against the Global Economy and For a Turn Toward the Local', sowie spätere Schriften von vielen der Autoren dieses Bandes, dann ist die Übereinstimmung mit diesen späteren kosmolokalistischen Formulierungen offensichtlich, während Anzeichen von Parochialismus, Autarkie, Autarkie, Isolationismus oder Entpolitisierung völlig fehlen. ˧ ˧ Der letzte Abschnitt des Buches - "Schritte zur Relokalisierung" - enthält wiederholte und klare Artikulationen dessen, was im Grunde eine kosmopolitische oder offene Lokalisierung ist. Die Bedeutung des interkulturellen, international offenen Flusses von Wissen und sogar von Technologie innerhalb und neben der wirtschaftlichen und politischen Relokalisierung, wird immer wieder hervorgehoben, ebenso wie die Notwendigkeit politischer Veränderungen zum Schutz lokalen Gemeinwesen vor den Plünderungen des unkontrollierten globalen Unternehmenskapitals, um lokale wirtschaftliche und kulturelle Sicherheit zu ermöglichen, aus der aus der ein toleranter Internationalismus entstehen kann. ˧ ˧ Anstatt die Abschaffung aller importierten Waren zu fordern, soll einfach das Subsidiaritätsprinzip bei der Deckung des realen materiellen Bedarfs gelten, was die Kosmolokalisten auch befürworten. ˧ ˧ Wenn wir die Lokalisierungsbewegung in der Praxis betrachten, sehen wir immer wieder kosmopolitische Solidarität, Wissensaustausch, gemeinsame Nutzung usw. Diese werden als wesentlich und nicht getrennt von den Bemühungen betrachtet, den materiellen Fußabdruck der Wirtschaft durch Initiativen der lokalen Erneuerung und Regeneration zu vermindern. Dies war von Anfang an ein zentrales Anliegen unserer eigenen Arbeit. Auf den internationalen Konferenzen von Local Futures mit dem Titel "Ökonomie des Glücks" kann man einem japanischen Organisator begegnen,der einen lokalen Aktionsplan für Lebensmittelsicherheit vor einer Gruppe südkoreanischer Beamter vorträgt, oder ein brasilianischer Aktivist der Australiern über neue Arten von Klimaschutzmaßnahmen berichtet. Vielleicht hören Sie italienische Landwirte die Erfahrungen ihrer japanischen Kollegen wiedergeben, und Studenten aus Bangalore erzählen von Kämpfen und Sorgen, die den Londoner und New Yorkern sehr ähnlich sind. Wenn sie in eine umfassende, systemische Analyse eingebunden sind, können Geschichten vom anderen Ende der Welt uns helfen zu erkennen, dass die vielen ökologischen, sozialen und psychologischen Krisen, die wir alle erleben, eigentlich der gleichen Quelle entspringen - einem außer Kontrolle geratenen Wirtschaftssystem, das in erster in erster Linie ein globales System ist. ˧ Aus diesem Blickwinkel betrachtet, sind Epidemien von Depression, Arbeitslosigkeit, eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, Umweltverschmutzung und Klimawandel allesamt Symptome einer systemischen Krankheit, die die keine Grenzen kennt - eine Krankheit, die eng mit der Ausbreitung eines profithungrigen techno-ökonomischen Molochs verbunden ist. ˧ /TextFortsetzungLokalCosmolokal ˧
˧
Attribution-NonCommercial? 4.0 International License. ˧ Attribution-NonCommercial?-NoDerivatives? 4.0 International License. ˧ Attribution-NonCommercial?-NoDerivatives? 4.0 International License. ˧
| |||||||||||||||||