Triesterviertel / Gesprächsthemen / Kultur / Woechnerinnenheim-Lucina |
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"Am 10.3.1901 wurde in der Knöllgasse 22-24 das Wöchnerinnenheim „Lucina“ eröffnet. Dieses Heim konnte von bedürftigen Wöchnerinnen aufgesucht werden, um hier in einer menschenwürdigen Umgebung und unter ärztlicher Aufsicht entbinden zu können. Ebenso diente es als Ausbildungsstätte für Wochenbettpflegerinnen. Waren es zu Beginn nur 20 Betten, so standen Ende der zwanziger Jahre bereits 70 Betten zur Verfügung. Die Zahl der aufgenommenen Frauen stieg von 286 im Jahr 1901 auf 3193 im Jahre 1925.
.. .......... Über das Heim schrieb der Sozialreporter Max Winter im Jahr 1905 einen aufsehenerregenden Artikel, in dem er die soziale Not von werdenden Müttern in der proletarischen Vorstadt anprangerte: „In der Knöllgasse in Favoriten, abseits von der Triester Reichsstraße, über die zur Zeit der Bausaison Ziegelwagen um Ziegelwagen von abgemagerten Gäulen hereingeschleppt wird, befindet sich das Wöchnerinnenheim des Vereins „Lucina“, das bedürftigen Ehefrauen zur Zeit der Niederkunft und des Wochenbettes Aufnahme und Verpflegung gewährt... Alles ist peinlich rein und den Anforderungen moderner Hygiene entsprechen. Das Wöchnerinnenheim ist eine Musteranstalt im kleinen. Mit seinen zwanzig Betten Belegraum kann es natürlich nicht entfernt dem Massenansturm genügen. Es ist nur ein bescheidener Anfang, eine Illustration etwa, wie es sein sollte und in einer vernünftigen Gesellschaft auch wäre, in der öffentliche Gewalten, insbesondere der Verwaltung der Millionenstadt wäre.(....) Da sucht die Frau eines Hilfsarbeiters der Kommune Wien Hilfe. Der Mann verdient 'nur bei schönem Wetter' 2 Kronen täglich. Regnet es, so kann er hungern und mit seiner Frau und sein dreieinhalbjähriges Kind. Alle drei schlafen in dem einzigen Bett, das die Familie besitzt. In diesem müßte die Frau auch niederkommen. Sie ist überglücklich, in dem Heim ein reines Bett zu finden, ärztliche Hilfe, Bäder, entsprechende Kost, Ruhe, genügend Luft und die nötige Pflege. Alles dies hätte sie daheim entbehren müssen. (...) Ein Drechslergehilfe, der 14 bis 16 Kronen in der Woche verdient, teilt mit seiner Frau und seinen vier Kindern im Alter von 3 bis 16 Jahren – zwei Betten. Wo soll da die Frau entbinden? (...) Wie kann ein Cabskutscher mit 14 Kronen Wochenlohn seine Frau und seine fünf Kinder ernähren und die Entbindungskosten für das sechste Kind bestreiten ? Gar nicht. Er ist auf die öffentliche Hilfe angewiesen. Wo soll die Mutter niederkommen, da sie ihr Bett doch mit zwei Kindern theilt ? (...) Von der Nähmaschine weg kam eine andere Mutter, die in dem engen Daheim drei Kinder hat. Ein Postdiener mit 60 Kronen Monatslohn mußte zu Bett gehen, sein siebzehn Monate altes Kind versorgte der Verein 'Lucina', und die Mutter fand in dem Heim Aufnahme. (...) So geht es fort in grauenhafter Folge. Ein Fall schlimmer als der andere, nur wenige darunter sind besser. Die Bedürftigsten müssen zuerst berücksichtigt werden.“ Für mehrere Jahrzehnte blieb das Wöchnerinnenheim in der Knöllgasse eine der bedeutendsten sozialen Einrichtungen Favoritens. Im Laufe der fünfziger Jahre schließlich wurde die Umwidmung des Gebäudes in Erwägung gezogen, da Entbindungen in der Regel in Krankenhäusern vorgenommen wurden. So wurde das Haus 1958 umgebaut und als Krankenpflegeschule mit 110 Ausbildungsplätzen adaptiert." Aus: Wolfgang Slapansky "LEBEN UND ARBEITEN IM TRIESTERVIERTEL - Zur Geschichte eines Bezirksteiles". (Favoritner Museumsblätter Nr.18, Wien 1993)
.....................................................................................................................24.4.2008 Phönix-Realgymnasium
FritzEndl: Auf Grund meiner Anfrage erhielt ich heute von Frau Dagmar Koller eine eMail: „Lieber Herr Endl, ja es ist richtig. Helmut Zilk ist in der Lucina auf die Welt gekommen. Senden Sie mir eine Adresse, wo ich Ihnen ein Buch von Helmut Zilk senden kann, da steht es auch, bevor er nach Wilhelmsburg gekommen ist und dort mit seiner Mutter und Vater lebte. Mit herzlichem Gruß, Dagmar Koller."
FritzEndl: Vor ca zwei Jahren wurde das Gebäude verkauft und ist 2006 vom „Phönix Institut“ erworben worden. Im September 2007 ist ein privates Realgymnasium (Öffentlichkeitsrecht beantragt) mit einer 1.Klasse eröffnet worden.
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