Tage Der Utopie / 24-4-2007 |
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Prof. Dr. Dr. Reimer Gronemeyer lehrt Soziologie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen und ist einer der wohl streitbarsten und profiliertesten Experten zum Thema im gesamten deutschsprachigen Raum. Seine bekanntesten Publikationen u.a. »Die Entfernung vom Wolfsrudel - über den drohenden Krieg der Jungen gegen die Alten«, 1989 sowie »Kampf der Generationen« 2004.
Weblog von Eric Poscher: http://epe.at/blog/2007/04/reimer-gronemeyer-neue-modelle-fuer-das-leben-im-alter/
Reimar Gronemayer beginnt seinen Vortrag über "Neue Modelle für das Leben im Alter" mit einer sehr provokanten Formulierung: "Die christliche Utopie ist die Apokalypse" - "Die Rede von der Utopie ist mir unheimlich, wenn dabei so etwas rauskommt die das Mißverständnis das sich im Satz zusammenfasst >alles wird gut<." - "Wir befinden uns in einem Jet der mit rasender Geschwindigkeit durch die Stratosphäre saust, und zunehmend wird uns Passagieren klar, dass die Pilotenkanzel leer ist"...Augustinus sagt: wir können über Gott reden, und nie genau sagen was er ist - aber sehr wohl was er nicht ist. Wir können auch über die Zukunft so reden...das ist die Ausgangslage.... Er berichtet über das persönlich erlebte Elend in Afrika, und den Umstand, dass es trotz all dieser Umstände eine bemerkenswerte familiäre Solidarität gibt, oft genug getragen von den Großmüttern. "Ich frage mich ob dieselbe Frau, die in Afrika 25 Enkelkinder durchbringt, in Europa schon als ein Pflegefall behandelt würde." Bei all dem Elend und der Verwüstung durch die AIDS Epidemie gibt es "ein ungeheures Maß an sozialem Reichtum, der auch in unseren Gesellschaften existieren könnte". "Wenn wir nach einer neuen Kultur des Helfens suchen, dann könnten wir den Blick auf diese soziale Kraft, die bei uns versiegt zu sein scheint, lenken...." "Wir sind ein Kontinent der grauen Köpfe geworden"... "Die Technik stellt uns vor Fragen, die wir moralisch nicht mehr lösen können" "Das Sterben verschwindet aus unserer Gesellschaft und weicht einem überwachten Ableben". "Die Kulturelle Zukunft Europas wird sich an der Frage entscheiden, ob es diesem kulturellen Europa gelingt, mit 70 Millionen Hochaltrigen human umzugehen" "Früher hätte niemand am Lebensrecht der Alten gezweifelt, heute will man >niemandem mehr zur Last fallen<"...Die Euthanasiedebatte wird immer stärker, und wir dürfen die Art unseres Ablebens wählen...niemand wird zu irgendwas gezwungen, aber jeder wird begreifen, daß der Weg in die Selbstabschaltung im Grunde etwas sehr Naheliegendes ist". Utopisch reden (in Paraphrase von Augustinus) heißt darüber zu reden was nicht passieren darf: es darf diese Wahl einfach nicht als gesellschaftliche Normalität geben.
Egon Friedell sagt, dass jede Zeit ihre eigene Krankheit aus sich heraussetzt. Es kommt darauf an zu sehen, dass Demenz kein Naturphänomen ist, sondern in großem Ausmaß eine Reaktion auf das Nicht-gebraucht-werden. (später kommt ein naturwissenschaftlicher Beleg aus einer Studie mit über 2000 Probanden die nach ihrem Tode autopsiert wurden,, daß Menschen die sozial deutlich eingebunden waren, trotz schwerer hirnophysiologischer Veränderungen in Richtung Alzheimer gar keine Demenzphänomene zeigten, während auf der anderen Seite hirnphysiologisch intakte Menschen Demenzphänomene entwickelten)(weiterer Beleg: there is no Alzheimer in India - Anmerkung FN: dazu gibts aber Gegenmeinungen: http://www.boloji.com/wfs/wfs103.htm) 60% der Bewohned der Altenheime sind in verschiedenen Graden dement und die Standards sinken. Es geht nicht um eine neue Technologie im Umgang mit dem Thema Demenz. Wir können versuchen es technisch zu lösen, aber es gibt eine technische Utopie die einem Gänsehaut machen könnte. (Altenwaschmaschine, Altenfüttermaschine)... Wir können es aber auch als eine soziale Aufgabe begreifen. "Koproduktion" ist nur eine begriffliche Karotte, ein Etikett. Man könnte genausogut "Freundschaft" sagen. Abschluss: Italo Calvinos "unsichtbare Städte" enthält fiktive Resien Marco Polos in utopische Städte. "In der letzten Stadt sind wir schon angekommen, und das ist die Hölle. Es gibt 2 Weisen in der Hölle zu existieren: das eine ist sich mit der Hölle so zu arrangieren daß man sie als Hölle nicht mehr wahrnimmt. die andere Möglichkeit ist, Liebe und Freundschaft wachsen zu lassen und so die Hölle zum Verschwinden zu bringen".
Soweit der Vortrag von Gronemeyer. Nicht nur mir war die Einleitung nicht ganz geheuer. Sind afrikanische Großmütter denn wirklich auch nur im entferntesten mit unseren Hochaltrigen vergleichbar, fragt Annerose. Fragen (auch aus der Gobby - Diskussion):
"Freundschaft heisst: nicht ständig nur seine eigenen Interessen, sondern die des anderen wahrnehmen. Daraus kann eine neue Welt entstehen."
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