Ein trivialer Zugang erscheint es zu sein, Kleinstädte durch die größere Zahl der Einwohner im Vergleich zu den (meisten) umliegenden Dörfern zu definieren. Es gibt aber nicht selten Dörfer, die mehr EW haben, als die nahe gelegene Kleinstadt. Daher sind "Qualitätskriterien" zwecks Unterscheidung gegenüber der Kleinstadt erforderlich.
ArthurSpiegler schlägt folgende Unterscheidungsmerkmale vor
Wozu dient diese Unterscheidung zwischen Kleinstadt und Dorf?
Ausgangspunkt ist die Wahrnehmung, daß der "ländliche Raum" in den politischen Aussagen viel zu homogen betrachtet wird und bestimmte Differenzierungen nicht nur historisch, sondern für unsere gesamte Kultur des ländlichen Raumes eine Rolle spielen - siehe ECOVAST/SchwerpunktKleinstädte. Nun muss man diese Differenzen auch auf den Begriff bringen. FranzNahrada
Früher bedeutender Unterschied, weil mit dem Stadtrecht das Stapelrecht verbunden war (jeder Händler musste seine Waren 1-3 Tage "niederlegen" (Vorkaufsrecht der Bürger, dann auch anderer Kaufinteressenten) GerhardFasching
Städte haben doch auch offiziellen Stadt-Status, oder nicht?
Stadt- und Marktrecht wurden (gegen entsprechende Zahlungen) vom Landesherrn verliehen. GerhardFasching
heute ist das Stadtrecht "nominell", bedeutet nichts inhaltliches Bestimmtes mehr, dennoch steckt da einiges dahinter (FranzNahrada)
Inwieweit lässt sich denn dann eine hervorgehobene Funktion als Ursache oder Wirkung der Zentralität verstehen?
Das Stadt- bzw. Marktrecht bedeutete einen entscheidenden wirtschaftlichen Wettbewerbsvorteil. GerhardFasching
Geht es um die Frage: Warum wird eine Ansiedlung zur Kleinstadt bzw. warum bleibt sie ein Dorf?
Bürgerfleiß und Bürgerinitiative waren meist der Motor für die Entwicklung. Daneben gab es (militär-)strategische Überlegungen für die Gründung von Städten an wichtigen Verkehrsknotenpunkten oder verteidigungsgünstigen Stellen. GerhardFasching
Wären in diesem Zusammenhang topologische Betrachtungen im Verkehrswegenetzwerk der Ansiedelungen von Interesse?
Nur mehr ein bestimmtes Lebensgefühl auf lokaler Ebene, weil ganz großer Bedeutungswandel seit den großen Wirtschaftsliberalisierungen (seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts). Die früher überragende Rolle als Wirtschaftszentrum (Handwerk auch streng regelmentiert) ging völlig verloren. Wurde ersetzt durch das Konzept der zentralen Orte nach CHRISTALLER, die wiederum primär von der Verkehrslage und dem Einzugsgebiet abhängig sind (PKW-Erreichbarkeit entlang von Pendlerachsen). GerhardFasching
Mehr als das: Eine Kleinstadt ist auch faktisch Träger von Urbanität im ländlichen Raum und als solche Träger wenn schon nicht von Zentralität, dann von Funktion der Vermittlung zwischen einem größeren (Kultur)system und der Region. FranzNahrada
zu den Kriterien
FranzNahrada: Gute Dörfer haben für mich auch immer Elemente der Kleinstadt, zum Beispiel eine "plateia" wie die griechischen Dörfer. (Kriterium 1) - Die ausgeklügelte Fassadengestaltung (Kriterium 2) der niederösterreichischen Straßendörfer läßt mich auch zweifeln, ob jedes der Kriterien für sich genommen eindeutig ist. Es geht wohl um die Kombination mehrerer Kriterien.