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Nachdem beide, Fr. Prof. Muñoz und ich ziemlich fertig nach der Nachtfahrt sind, habe ich Musse, nun meine Zwischenhypothesen zu tippen.
Das Projekt, mit dem ich hier bin, heisst Erdölfreie Landwirtschaft im Rahmen des Forschungsschwerpunktes Global Ecologic Change and Food Systems (GECAF). Warum die Evolution des Inkareiches und dessen hochertragreiche Landwirtschaft so wichtig ist, ergibt sich aus folgender Klimageschichte, deren Original wir wahrscheinlich in Bolivien suchen müssen:
Die bekannten archäologischen Daten sind (lt. internationaler Autoritäten wie Brian S. Bauer): 900 AD: Aufgabe des regionalen Zentrums des Warireiches (parallel zu Tiwanaku) 1200 AD: Mythologische Gründung Cuscos 1438 (Datierung nach Rowe) Chankakrieg - Beginn der Expansion des Reiches (Rostworowski, die führende Autorität auf dem Gebiet der Inkageschichte kommentiert das folgendermassen: http://incas.perucultural.org.pe/hissurg3.htm) Die Zeittafel mit den Jahreszahlen befindet sich hier:
Die obige Tafel mit dem Klimawandel aufgrund der Strata des Quelccaya - Gletschers koinzidiert mit der Expansion des Inkareiches. Nun wissen wir aufgrund des INC Huancayo und der dort liegenden Forschungsberichte, dass die Wankas - wahrscheinlich amazonischer Herkunft - ebenfalls expandierten und zwar, weil ihre Ackerfläche nicht reichte. (INC = Instituto Naciónal de Cultura). Das dürfte im Intermedio Tardio generell der Fall gewesen sein, sodass eine Situation der "streitenden Reiche" (vgl. China) entstanden war.
Die Forschungen von John Earls zu Moray hängen irgendwie in der Luft, da es keine historische Verbindung der Forschungsanlage von Moray zur bekannten Geschichte des Inkareiches gibt. Generell bleibt in der sozialen Evolution die Frage, warum es gerade die Inka waren, die es geschafft haben, einen Staat zu gründen und nicht etwa die Chankas, die Wankas und die anderen mit Ausnahme der Küstenkultur Chimú, aber die spielt aufgrund des Winterhalder'schen Gesetzes von der abnehmenden Wettervorhersagbarkeit mit zunehmender Höhe hier keine Rolle. Wir haben in den Anden 3 evolutionäre Sequenzen sui generis:
Helmut Lukas und Khaled Hakami waren beim Kongress in Chapel Hill /USA wo es um Staatenbildung geht. Nach Caneiro entstehen Staaten gemäss der Circumscription theory, das bedeutet, der Bevölkerungsdruck wird in einem isolierten Gebiet dermassen hoch, es können keine Auswanderungen stattfinden, mangels fruchtbaren Gebieten, kurz: typische Situation an der Küste von Peru. Im Hochland konnten die Leute aber auswandern, was die Wankas auch taten. Warum taten das die Inka nicht? Generell ist sowohl nach Brian S. Bauer (Kerngebiet des Inkareiches) als auch nach den Forschungen im INC Huancayo, die Huancas betreffend, zu beobachten, dass am Ende des Intermedio Tardio die Bevölkerungsgrösse überall eine kritische Menge erreicht hatte. Das schien die Warring states intensiviert zu haben. Die Inka jedoch pazifizierten nach eigenen Angaben die Andenregion. Das ist zwar deren Reichsideologie - aber wie????
Ein Teil der Inka stammt aus dem Kerngebiet des Tiwanakus und Brian S. Bauer hatte architektonische Parallelen zwischen der Isla de la Luna, einer der beiden Ursprungsinseln der Inkadynastie gemäss einer Überlieferung, es gibt auch andere, und dem Ort Maucallacta, dem Pacariqtambo als Ursprungsort der Inka entdeckt. D.h. ein Teil der Inka - vermutlich die sogenannten Inka von Hurin Cusco - dürften Reichsaristokraten vom Tiwanakureich gewesen sein, dieser Ansicht ist z.B. Waldemar Espinoza Sorriano (Universidad Mayor de San Marcos, Lima). Der andere Teil dürfte unter dem Stichwort Viracocha lt. der Chronik von Calancha und unabhängig davon nach Regionalforschern in Cusco aus Ollantaytampu stammen.
Wir haben lt. der obigen Graphik, deren Original noch gesucht wird, ab ca 1300 einen Klimawandel mit Wetterkapriolen sondergleichen. Die Inka expandierten nicht bis zum Chankakrieg aber, wie ich in meiner Diplomarbeit aufgrund rekonstruierter regionaler Quellen ausgeführt habe, dürfte hinter dem Chankakrieg was ganz anderes stecken. Laut dem Drama Sumaq¨Tïka - und in Peru ist bekannt, dass Rituale und Szeneographien Informationen über die Vergangenheit transportieren -- musste die Frau denjenigen ihrer Verehrer heiraten, der als erstes einen Bewässerungskanal zu ihren Feldern baute, egal ob sie das wollte oder nicht. Der Zyklus, in dem das Drama Sumaq Tika, angehängt an die Wari-Festung Piquillaqta steht, beinhaltet nur die Inka vor Pachacutek also vor dem Chankakrieg. Fast könnte man auf die Idee kommen, die Schichten der Archäologie des Wissens nach Foucault mit den faktischen archäologischen Schichten zu korrellieren. Dann soll unter der Regierungszeit von Pachacutek sich die Rebellion des Ollantay zugetragen haben, für beide Dramen gibt es Oraltraditionen, die später fürs barocke, spanische Theater im Siglo de Oro bearbeitet wurden. Im Drama Ollantay kommt keine einzige Wasserleitung vor, dafür aber geht es um Revolution aus wahrer Liebe. Nach meiner Rekonstruktion der mythologischen Themen ist der Ursprungsritus des Dramas Ollantay das Festival des Mayuccati und dabei handelt es sich um einen Ritus, der gewisse Probleme, die im Drama angesprochen werden, behandelt:
Gehen wir davon aus, dass die Technologie, wie sie mit Moray entwickelt wurde, dazu diente, die Wetterkapriolen abzufedern, dann war das Inkareich, dass die Spanier vorgefunden haben, das Ergebnis einer Revolution mit dieser Technologie als technological backbone. Diese Technologie gab es jedenfalls auf dem Gebiet des Warireiches in der Form nicht. Wie Rostworowski in ihrer klassischen Biographie über Pachacutek Inka hervor hebt, war Pachacutek selbst ein illegitimer Inka und das heisst, irgendwelche Strukturen hatte es vor den Inka in Peru als Ergebnis des Warireiches gegeben, die Chankas und Wankas gehörten zwar nicht dazu, obwohl die Wankas im Warireich wurzeln. Die entsprechenden Anlagen habe ich fotografiert. Wie gesagt, bei der Erforschung des Inkareiches zahlt es sich aus, die Sache vom Standpunkt der Integrierten bzw. Unterworfenen aufzurollen. Die Inka dürften auf vorhandene Tiwanaku-Wari-Technologie ihre Klimawandelabfederungstechnologie draufgesetzt haben. Da damit allerdings ein verlässlicher Kalender so nicht machbar war, erfordert dies enorm komplexe Umweltinformationsaustauschsysteme und miteinander vernetzte Versuchsanlagen, kurz: Globale Dörfer mit Internetersatz, denn Massentransporte konnten die Inka nur sehr begrenzt durchführen. Die Notwendigkeit, rasch Umweltdaten
Die Marquetas stammen aus der andinen Tradition des Landkartenbaus (Wilfried Hartl) und sind solche Reliefkarten. Diese gehören zur Infrastrukturausstattung der Inkastrassen, wie die Collcas (Vorratshäuser) und Tambos (Herbergen, Pionierstädte an Strassenkreuzungen). Die Daten wurden über die Quipus verschlüsselt und über die Chasqui - die Reichspost auf der Basis von Staffettenläufern übertragen. Wir wissen aber von astronomischen Quipus, dass diese ausgebreitet wurden, um für ein gewisses Gebiet den Sternenhimmel zu simulieren.
Was die Quipus als Art mögliche Lochkartenstreifen sonst noch simulierten, wissen wir kaum. Aber sie wurden auf jeden Fall von der Chasqui transportiert.
(Das Bild stammt aus der ungeheuer wertvollen Bilderchronik von Guaman Poma de Ayala).
Diese Chasqui lief entlang der Reichsstrassen - an deren Rändern diese Maquetas waren, die im Zusammenhang mit intensiv genutzten Kulturlandschaften stehen. Bei mir klingelts!!! Bild unten: Moderne Maqueta
Die Datenfischerei ist 2 Tage, nachdem das Filmteam weg war, so richtig los gegangen: Haben einen Katalog der einheimischen Kartoffel - Landrassen, der vom CIP Huancayo zusammen gestellt wurde, bekommen und fotokopiert. Mit allen Angaben, Blütenstände, Ernteertrag pro Kg usw und ironischer Weise auch von der Herkunft der Sorten und da stammt ein Grossteil aus Cusco. Wie kommen die Sorten aus Cusco nach Huancayo? Mit der Lili (=Fr. Prof. Muñoz) bin ich in das statistische Zentralamt der Provinz Júnin gekommen, wo Huancayo liegt und die haben sogar die archäologischen Objekte statistisch erfasst. Die Provinzhauptstadt des Inkareiches Jauja hat die meisten Colcas, das sind Silos für die Reichskarawansereien, aber es ist fraglich, ob die Inka während ihrer gesicherten Anwesenheit hier alle Germplasmen hergebracht haben. Trotzdem sind von 92 archölogischen Fundstätten in Jauja 31 Collcas (das sind die sogenannten Inkakühlschränke) und null Tambos und 26 archölogische Elemente sind unbestimmt. In Huancayo gibt es von 60 archölogischen Stätten 4 Colcas und 2 Tambos. Diese statistischen Censi sind dermassen genau, dass wegen des Beitrages von Fr. Prof. Muñoz über die Soziologie der Nahrungsaufnahme (im Dorfwiki, ich hab den URL einfach im Zwischenbericht zitiert) sogar die Fiestas statistisch erfasst wurden und da gilt für Huancayo-City 14 Fiestas, die umliegenden Distrikte haben bei weitem weniger (würde den Helmut Lukas freuen wegen dem kosmologischen Staat in Südostasien). Das heisst, wir haben eine Art zeremonielle Steuerung der Speisen im Jahreslauf. Wegen der Tambo - und Collcastatistik waren wir dann auch noch im Instituto Naciónal de la Cultura in Huancayo und haben dort die Berichte für das Riesenprojekt Capac Ñan - die vollständige Rekonstruktion der Inkaverkehrswege und der damit verbundenen Einrichtungen eingesehen usw sowie führende Forscher interviewt.
Daher die Einladung zu publizieren und meine Vorhersage, dass die österreichische Lateinamerikanistik uns vierteilen wird, wenn wir mit unseren ausserhalb Österreichs international anerkannten Fachkollegen aufkreuzen (Falsifikationskriterium dieser Hypothese: Das Gegengutachten).
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